Elisabeth Herrmann - Das Dorf der Mörder (Sanela Beara 1)

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  • Elisabeth Herrmann: Das Dorf der Mörder


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    Inhalt (Klappentext):


    Ein grausamer Mord ereignet sich im Berliner Tierpark. Eine der Ersten, die am Tatort eintrifft, ist die junge Streifenpolizistin Sanela Beara: ehrgeizig, voller Tatendrang und entschlossen, dem Fall auch gegen den Willen ihres Vorgesetzten auf den Grund zu gehen. Denn die Schuldige ist schnell gefasst – zu schnell, wie Sanela glaubt. Während der Öffentlichkeit die geständige Mörderin Charlie Rubin präsentiert wird, hat Beara Zweifel. Zweifel, die auch den Psychologen Jeremy Saaler plagen, der ein Gutachten über Charlies Zurechnungsfähigkeit erstellen soll. Unabhängig voneinander haben beide den gleichen Verdacht: Der Mord im Tierpark hängt mit Charlies Kindheit in einem kleinen Dorf in Brandenburg zusammen. Ein dunkles, mörderisches Rätsel lockt sie nach Wendisch Bruch – direkt ins Visier eines Gegners, der die Totenruhe im Dorf um jeden Preis bewahren will ...


    _____________________________________________________


    Da ich in den letzten Tagen viel Lesezeit hatte, bin ich in kurzer Zeit ziemlich weit im Buch gekommen. Es ist spannend und läßt sich schnell lesen, soviel ist sicher. Am Anfang erschienen mir die Ereignisse etwas chaotisch, und die Art, wie Elisabeth Herrmann sie erzählt, ziemlich eigenwillig. Ich mußte die ersten Kapitel sehr konzentriert lesen, um zu erfassen was eigentlich geschehen ist. Doch wenn man einmal in der Handlung drin ist, flutscht es.


    Es gibt im Wesentlichen zwei Handlungsstränge: einmal den der Streifenpolizistin Sanela Beara, die bei der Entdeckung des Mordfalles anwesend war und per Zufall auch noch mit (der später des Mordes verdächtigten) Charlotte Rubin ein längeres Gespräch geführt hat, das in ihr Zweifels an Charlottes Täterschaft gesät hat. Sie ermittelt auf eigene Faust, als der Fall offiziell schon längst abgeschlossen ist. Sie fährt in das Dorf, in dem Charlotte aufgewachsen ist, und recherchiert dort über ihre Kindheit.


    Dann gibt es den jungen Psychologen Jeremy Saaler, der ein Gutachten über Charlotte Rubins Geisteszustand erstellen soll.


    Beide, Sanela und Jeremy, agieren (bis jetzt) unabhängig voneinander, und beide erfahren jeweils andere Aspekte von Charlottes Leben, ihrer Geschichte und ihrem Charakter. Der Leser kennt beides. Daraus zieht das Buch einen Großteil seiner Spannung, und auch dem Leser schwant schnell, daß außer Charlotte noch jemand anders in den Mordfall verwickelt sein muß.


    Die Schauplätze gefallen mir, besonders dieses brandenburgische Dorf, in das sich Sanela ungefähr in der Buchmitte begibt. Es ersteht plastisch vor meinem inneren Auge und schön gruslig ist es dort auch... :entsetzt: :breitgrins:


    Einiges im Buch kommt mir seltsam vor. Insbesondere kann ich mir nicht vorstellen, daß die Polizei in solch einem Fall so unprofessionell ermittelt und berechtigte Zweifel einer aufgeweckten Polizistin von ihren Vorgesetzten nicht nur ignoriert werden, sondern ihr auch noch ständig damit gedroht wird, daß es karriereschädigend sein wird, wenn sie weiter über den Fall nachforscht. Ich hoffe mal, daß es bei der Polizei nicht in Wirklichkeit so zugeht. :sauer:
    Auch Jeremys Handlungsstrang wirkt stellenweise ein bißchen konstruiert.


    Dann bin ich noch über ein paar unstimmige Details gestolpert, wie z.B. als Sanela in Charlottes Wohnung eine seit langem herumstehende Glas-Kaffeekanne findet, auf deren Boden sich schwarzes Surrogat abgesetzt hat. Woher will Sanela wissen, daß es kein echter Kaffee ist? Oder meint die Autorin etwas anderes und hat ein falsches Fremdwort benutzt? (S. 177).
    Später dann, im Dorf, erntet Sanela überreife Pflaumen vom Baum, die teilweise schon heruntergefallen sind - im Juli! Ein bißchen früh für Pflaumen - oder es sind mehrere Wochen im Buch vergangen, ohne daß es deutlich gesagt wird.


    Aber das stört nicht wirklich das Lesevergnügen und gerade Sanelas Erlebnisse in dem Dorf lese ich sehr gerne. Trotz des ernsten Themas gibt es dort reichlich lustige und humorvolle Stellen.


    [hr]


    Sanela Beara
    [list type=decimal]
    [li]Das Dorf der Mörder[/li]
    [li]Der Schneegänger[/li]
    [/list]


    Serieninfos hinzugefügt, illy

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

    Einmal editiert, zuletzt von illy ()

  • Nun habe ich das Buch beendet und bleibe zwiegespalten zurück. Einerseits war es sehr spannend und zum Schluß hin stieg die Spannung noch rasant an. Mit Rettung in letzter Minute und allen dazugehörigen Schikanen. Manches war auch ziemlich skurril. So zum Beispiel die alte Frau, die immer irgendwo sitzt und nicht bemerkt wird. (Die restlichen 6 Dorfbewohner, angeblich nur Frauen, tauchen übrigens gar nicht auf).


    Und dann hatte ich mich schon gewundert, daß vor dem Gasthof "Zur Linde" Kastanienbäume steht. Später im Buch waren es dann große Eichen und noch später ein Ahorn... :gruebel: was ist davon zu halten? Unbeabsichtigt ist das sicher nicht. Gehört das irgendwie zur Geschichte und soll mir etwas sagen?? Ich versteh es aber nicht, wie so manch andere Dinge im Buch.


    Zur Auflösung des Kriminalfalls sage ich jetzt mal nur, daß sie mir nicht gefällt, weil sie ein ganz bestimmtes Klischee drischt, auf das ich empfindlich reagiere. :rollen:
    Aber da das Buch mich trotz seiner Ecken und Kanten gut unterhalten hat:


    3ratten

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    Einmal editiert, zuletzt von kaluma ()

  • Ich habe Elisabeth Herrmann als Autorin der Vernau-Reihe kennen und mögen gelernt, sie gehört zu den wenigen deutschen Krimiautoren bei denen ich fast bedenkenlos zugreife. „Das Dorf der Mörder“ hätte mich nicht als Stammleserin erobern können, dafür enthielt das Buch zu viele unglaubwürdige Details. Besonders nervig und unglaubwürdig empfand ich das Klischee der allzu bequemen Polizisten, die sich nur an Dienstvorschriften halten und unangenehme Abweichungen vom geplanten Bericht nicht mögen.


    Auch die Auflösung, wirkte leider etwas herbeigezogen und so fühlte ich mich zwar gut unterhalten, musste aber so manches Mal über den Handlungsverlauf vor mich hin grummeln. Letztendlich freue ich mich zwar auf den neuen Vernau-Band der Autorin, stehe ihren anderen Werken aber dann doch mit etwas gemischteren Gefühlen gegenüber.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Ich habe mir das Buch aus der Bib ausgeborgt und ehrlich gesagt nach zehn Seiten wieder weg gelegt. Ist vielleicht unfair dem Buch gegenüber aber ich habe nur mehr die Augen verdreht beim Lesen.


    Da wird in einem Tierpark jemand ermordert und offenbar den Schweinen oder anderen Tieren zum Fraß vorgeworfen und die Polizei ist erstmal unfähig den Platz dort abzuriegeln. Okay, soll so sein, bei so vielen Leuten die in einem Zoo sind kann das sicher mal passieren.
    Aber: ein paar Kinder einer Schulklasse sind dort und einige haben anscheinend was gesehen. Aber anstatt diese Kinder gleich einmal zu isolieren damit sie nicht mehr miteinander reden können versucht die Lehrerin ihre Erinnerung zu manipulieren indem sie ihnen einredet dass das alles nur Blödsinn ist was sie gesehen haben.


    Sorry, aber was ist das denn bitte für eine Pädagogin? Und die Polizistin daneben ist komplett hilflos und stellt dämliche Fragen und kommt auch nicht auf die Idee die Kinder sofort weg zu bringen um ihre Gedanken nicht mehr zu beeinflussen.


    Ich kann mir nicht vorstellen dass das in der Realität auch so ablaufen würde. Von daher lese ich lieber was anderes.


    Katrin

  • Huhu,


    ich gehöre wohl zu den wenigen, denen das Buch gefallen hat :elch: . Jaqui hat natürlich bzgl der Schlechtleistung von Pädagogen und der Polizei recht - das macht es aber für mich nicht weniger authentisch. Genau diese Dinge passieren sicherlich jeden Tag.


    Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, der Autorin ist es für mich, auch außerhalb der Vernau-Reihe gelungen, einen sehr spannenden Krimi zu schreiben. Atmosphärisch blieb für mich auch nichts zu wünschen übrig, ich war also rundum zufrieden :smile: .

  • Ich mochte das Buch auch gerne :smile:


    In einem Tierpark werden Leichenteile bei den Wildschweinen gefunden. Sanela, eine Streifenpolizistin, die als erste vor Ort ist, wird angegriffen und überlebt nur mit sehr viel Glück. Sofort steht eine Tierparkmitarbeiterin als Täter fest. Doch keine noch so ernstgemeinte Drohung und Beschwerde hilft: Sanela ermittelt, obwohl sie eigentlich nur Knöllchen verteilen soll.


    Die ersten fünf Seiten Einleitung sind etwas komisch, aber danach hat das Buch mich bis zur letzten Seite nicht mehr losgelassen. Die verschiedene Personen haben alle ihre Eigenheiten, positive und auch negative und wirken dadurch lebendig und echt.
    Die Perspektive wechselt zwischen der Streifenpolizistin, einem Psychologen und dem Chefermittler. So weiß man als Leser zwar etwas mehr als die Personen im Buch, trotzdem erkennt man die wichtigsten Hinweise erst zum Schluss und das Spannungsniveau bleibt das ganze Buch über sehr hoch. Besonders das unheimlichen Dorf, in dem die Häuser verfallen und nur noch ein paar alte Frauen leben, hat die Autorin so beschrieben, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte.


    Jeder der verschiedenen Fäden, die das ganze Buch über aufgenommen wurde, ist am Ende des Buches glaubwürdig geklärt und alles passt zusammen. Mir hat "Das Dorf der Mörder" sehr gut gefallen und ich habe mir vorgenommen in nächster Zeit mehr spannende Bücher wie dieses zu lesen. Sehr gute Unterhaltung!


    5ratten


    Heute Abend (26.10.2015, 20:15) läuft die Verfilmung übrigens auf ZDF :klatschen:

  • Meine Meinung


    Ich kannte von Elisabeth Herrmann vor diesem Buch nur einige Teile der Vernau-Reihe, die mir gut gefallen haben. Das Dorf der Mörder hat mir zwar auch gefallen, aber ich fand den Handlungsverlauf teilweise sehr chaotisch und die Art und Weise, wie die Charaktere agierten, nicht immer realistisch.

    Auch die Auflösung, wirkte leider etwas herbeigezogen und so fühlte ich mich zwar gut unterhalten, musste aber so manches Mal über den Handlungsverlauf vor mich hin grummeln.

    Dem stimme ich zu. Auch wenn ich die Gründe für die Tat und die Ausführung gut durchdacht fand, aber das Drumherum hat mich doch ein bisschen gestört. So kann man meiner Meinung nach keine Ermittlung führen:rolleyes:

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Grausig!


    Das Entsetzen ist gross, als an einem schönen und sonnigen Tag im Berliner Tierpark Leichenteile gefunden werden. Im Gehege der Prokaris entdeckt eine Schulklasse Reste eines Toten. Polizeimeisterin Sanela Beara, die sofort vor Ort ist, nimmt die erste Tatortsbegehung und die Befragung vor. Sehr zum Missfallen ihres Vorgesetzten, denn Beara ist noch nicht ausgebildet für so eine wichtige Aufgabe. Schon wenige Tage später ist die Täterin überführt, denn sie gesteht die Tat. Sanela Beara hat jedoch grosse Zweifel an der Richtigkeit der Angaben. Auch der Psychologe der Täterin glaubt nicht, dass seine Patientin die Tat begangen hat. Getrennt ermitteln die beiden und diese Ermittlungen führen sie das kleine Dorf Wendisch Bruch im Landkreis Teltow-Fläming.


    "Das Dorf der Mörder" ist der erste Band der Reihe mit Sanela Beara. Die Polizeimeisterin mit kroatischen Wurzeln will höher hinaus, Karriere machen und möglichst was Wichtiges werden bei der Polizei. Sonderlich sympathisch war sie mir nicht, denn immerzu fährt sie eine eigene Linie, setzt sich über Verbote ihres Vorgesetzten hinweg und weiss prinzipiell alles besser. Ich empfand sie ganz schön anstrengend. Parallel zu ihr hat Psychologe Jeremy Saaler eine weitere Hauptrolle inne. Er mischt Privates und Berufliches bunt durcheinander und kennt weder Grenzen in dieser Beziehung, noch Zurückhaltung. Sehr oft wirkt er hormongesteuert.


    Es dauerte ungefähr 100 Seiten bis ich mit dem Schreibstil von Elisabeth Herrmann warm wurde. Da sie immer wieder andere Figuren in den Mittelpunkt stellt, wirkte die Geschichte auf mich manchmal konfus. Dadurch dauerte es auch etliche Zeit, bis mir die Figuren vertraut waren und ich wusste, was Sache ist. Die Entwicklung, die die Handlung nach dem Fund der Leiche im Tierpark nimmt, ist unvorhersehbar. Sehr gut gemacht, wie man schlussendlich in einem Dorf mit nur noch acht Einwohnern landet. Einzelne Passagen, wie zum Beispiel die Tatsache, woher das Futter für fleischfressende Zootiere herkommt, fand ich fast noch grausiger als der Leichenfund im Tierpark. Gegen Schluss und mit der Auflösung wird es jedoch echt abstossend und damit hätte dieses Buch eigentlich die Genreeinteilung Thriller verdient.


    4ratten