[Äthiopien] Maaza Mengiste - Unter den Augen des Löwen

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    Originaltitel: Beneath The Lion's Gaze


    Der "Löwe von Juda" war einer der Namen Haile Selassies und um den Widerstand gegen ihn, seinen Sturz (1974) bis zu seinem Tod geht es im ersten Teil des Buchs. Hauptfiguren sind mit Mitglieder einer Arztfamilie, die allerdings ihre eigenen Probleme haben. Die Mutter stirbt, was der Vater Hailu nicht zulassen will, mit all seinem medizinischen Wissen ringt er um jeden Tag ihres Lebens, obwohl sie lebt ihn bittet, sie endlich gehen zu lassen. Sein Sohn Yonas und dessen Frau Sara bangen zusätzlich um das Leben ihrer eigenen Tochter, nur der jüngere Sohn Dawit, engagiert sich politisch in der Studentenbewegung. Sein alter Freund Mickey hingegen, Soldat aus wirtschaftlicher Notwendigkeit, landet im engen Umfeld der Gegner des Kaisers und erlebt aus nächster Nähe die ersten Ungerechtigkeiten des neuen Systems.


    Mein Wissen über die äthiopische Geschichte ist ziemlich beschränkt, die bisherige Handlung enthält zwar unbekannte Details, aber nichts, was mich wirklich überraschen würde. Ein Putsch, der aus dem Ruder läuft und sich von einer relativ bürgernahen Bewegung zu einem Unterdrückungssystem wandelt - das kommt mir leider ziemlich typisch vor. Das starke Ausmaß des christlichen Glaubens hat mich bisher am meisten überrascht, ich habe schon einige Zeit gebraucht, um Dawit und Yonas als biblische Namen zu erkennen und der Gebetsraum im Haus der Familie hat mich etwas irritiert.

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Ich muss zugeben, dass mich die ab der Mitte des Buches folgende Diktatur in Äthiopien mit Polizeiterror, unberechtigten Verhaftungen, Folter und Widerstandsgruppen irgendwie überrascht hat. Das beschriebene System habe ich (unlogischerweise) gedanklich bislang nicht wirklich mit afrikanischen, sondern nur lateinamerikanischen Diktaturen in Verbindung gebracht.


    Ich hatte damit gerechnet, dass das Buch mit einem Epilog nach dem Ende der Diktatur endet und man dort erfährt, wer diese Zeit wie überstanden hat, aber die Autorin ist da unbequemerweise realistischer und lässt ihren Roman an einem politisch ziemlich normalen Tag mittendrin enden. Es reicht ihr die Geschichte innerhalb der Familie zu einem Abschluss zu führen - ein unromantischeres, aber realistischeres Ende.


    „Unter den Augen des Löwen“ zeigt den Einfluss von politischer Unterdrückung auf eine Familie, wie die unterschiedlichen Mitglieder damit umgehen und welche Konflikte und auch Allianzen sich daraus ergeben. Mir persönlich hat das Buch einiges an Informationen zur äthiopischen Geschichte geliefert, aber vor allem war es zwar kein schönes, aber ein gutes Buch.


    4ratten