Danke an Alfa_Romea für den kritischen Einwurf. Auch längst kanonisierte Bücher haben so etwas manchmal nötig.
Gullivers Reisen habe ich mit viel Vergnügen, aber auch mit manchem Stirnrunzeln gelesen. Das betraf weniger die richtig finsteren Visionen im 4. Buch, als vielmehr die grotesken Satiren im 3. Buch. Ich werde immer misstrauisch, wenn die Gesundheit des Menschenverstandes überhand nimmt - und genau das ist dort der Fall, präzise aus den von Alfa_Romea genannten Gründen.
Swift war ein streitbarer, hochpolitischer Mensch - und einer der typischen handfesten anglikanischen Kleriker. Von daher erklärt sich mancher Furor in seinen Schriften, und darunter leidet manchmal eben die Urteilskraft. Brilliante Ideen, funkelnder Witz geraten so neben wütende und schlicht ungerechte Pamphlete. Nicht, dass Gullivers Reisen deswegen schlecht wären; aber etwas Distanz schadet beim Lesen nicht.
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