Jonathan Swift - Gulliver's Travels / Gullivers Reisen

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  • Danke an Alfa_Romea für den kritischen Einwurf. Auch längst kanonisierte Bücher haben so etwas manchmal nötig.


    Gullivers Reisen habe ich mit viel Vergnügen, aber auch mit manchem Stirnrunzeln gelesen. Das betraf weniger die richtig finsteren Visionen im 4. Buch, als vielmehr die grotesken Satiren im 3. Buch. Ich werde immer misstrauisch, wenn die Gesundheit des Menschenverstandes überhand nimmt - und genau das ist dort der Fall, präzise aus den von Alfa_Romea genannten Gründen.


    Swift war ein streitbarer, hochpolitischer Mensch - und einer der typischen handfesten anglikanischen Kleriker. Von daher erklärt sich mancher Furor in seinen Schriften, und darunter leidet manchmal eben die Urteilskraft. Brilliante Ideen, funkelnder Witz geraten so neben wütende und schlicht ungerechte Pamphlete. Nicht, dass Gullivers Reisen deswegen schlecht wären; aber etwas Distanz schadet beim Lesen nicht.


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  • Meine Meinung:
    Das weltweit bekannte Buch stand schon ziemlich lange ungelesen in meinem Regal. Vor ein paar Jahren versuchte ich mich dran, fand aber nicht wirklich in die Geschichte hinein. In diesem Jahr nahm ich es erneut zu Hand und es ging sogar ziemlich gut. Die Idee der Geschichte, dass Gulliver auf einer Insel landet, die von winzigen Menschen bewohnt wird, war nicht schlecht. Doch der Schreibstil von damals, immerhin wurde das Buch 1726 geschrieben, war nicht so spaßbringend für mich. Die zweite Geschichte erscheint einem logisch, denn da landet die Hauptperson auf einer Insel der Riesen. Interessant bei diesen beiden Geschichten fand ich wirklich die Sichtweisen im wahrsten Sinne des Wortes, denn Swift schreibt, dass die Riesen auf ihn unheimlich häßlich und die Winzlinge unheimlich schön wirkten. Es schob dies z.B. auf deren Haut, die man jeweils ganz anders betrachten kann, so bei den Riesen wie mit einer unglaublich guten Lupe. Auch anderes selbstverständliches wirkte mit einer ganz anderen Körpergröße plötzlich ganz anders.
    So weit, so gut.
    Aber die dritte Geschichte fand ich ganz schauderhaft. Seltsam geformte Menschen, mit einer Intelligenz-Gruppe, die von den weniger schlauen immer wieder angeschubst werden mussten, da sie sich sonst verloren. Neee. Also neee. Das fing mich gar nicht ein. Wäre ich da nicht schon über der Hälfte des Buches angelangt, hätte ich wohl abgebrochen.
    Die letzte Geschichte mit den Pferden als führende Rasse und einer Art Neandertaler als Haustier war schon wieder recht gut. Wieder wurden die Sichtweisen aus ganz anderen Richtungen beschrieben und diese und unsere Welt miteinander verglichen. Hier hörte man am deutlichsten die Gesellschaftskritik raus. Da frage ich mich manchmal, wie solche Kritiker heute schreiben würden. Ob sie das, was heute so im Argen liegt, überhaupt so weit polarisieren könnten, dass nicht eine Reihe von 700 Büchern zur Beschreibung nötig wäre?
    Insgesamt bin ich froh, dass ich diesen Klassiker gelesen habe und nun weiß, worum es genau geht. Denn dieses Buch gehört für mich zu der Gruppe der Bücher, die man (eigentlich) mal gelesen haben muss. Nochmal lese ich es aber sicher nicht.


    Wertung:
    Eigentlich nur eine halbe Ratte. 1ratten

  • Meine Meinung
    Hmmm... eine schwierige Sache. Zu der Zeit in der Gullivers Reisen geschrieben wurde, waren Geschichten über solche Reisen bestimmt noch etwas Neues. Für mich war die Geschichte nur eine weitere Reise in unbekannte Welten mit komplett unterschiedlichen Wertvorstellungen und Eigenheiten. Gulliver tritt meiner Meinung nach arrogant auf. Dass die Bewohner der fremden Welten zu der ihm bisher bekannten sehr unterschiedlich sind, sieht er als Mangel. Ich empfinde seine Erzählung als von oben herab und konnte mich weder mit dem Inhalt, noch mit dem Stil der Geschichte anfreunden.
    2ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.