Oliver Pötzsch - Die Burg der Könige

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    Meine Meinung: Im Jahre 1524 lebte auf einer Burg ein junges Fräulein mit Namen Agnes. Ihre Burg war der Trifels, einst war es die Kaiserburg schlechthin doch nun ist es fast nur noch eine Ruine. Sie will um jeden Preis ihre Burg erhalten und muss dafür ein Rätsel lösen, allerdings ist es die Zeit als die Bauern gegen den Adel rebellierten und so zieht der Krieg durchs Land und machen Agnes Aufgaben nicht leichter.


    Der Erzählstil von Oliver Pötzsch ist leicht und flüssig zu lesen und so folgen die Seiten nur so dahin. Er schaffte es mühelos mich mit auf den Trifels zu nehmen. Schnell wurden die Protagonisten lebendig und es hat Spaß gemacht Agnes auf ihrer Reise zu begleiten. Sie kennenzulernen und mitzuerleben was sie erlebte. Die einzelnen Charaktere sind gut ausgearbeitet und wachsen von Seite zu Seite. Auch die politischen Gegebenheiten dieser Zeit hat der Autor gut vermittelt. Es ist die Zeit der Bauernaufstände, ein Prediger mit Namen Luther zieht durchs Land und die Bauern wollen mehr Freiheiten und Gerechtigkeit. Von diesen Aufständen erzählt der Roman genauso wie von einem Uralten Geheimnis welches es zu hüten galt. Doch König Franz von Frankreich trachtet genauso danach wie der deutsche König Karl V. So gibt es Verwicklungen und Verwirrungen wie in einem guten Krimi. Es ist eben von allem etwas dabei. Krimispaß gemischt mit einem historischen Roman, der noch einiges an Wissen aus dem 16 Jahrhundert bereit hält. Für zusätzliche Spannung sorgt der Autor, indem er immer wieder zwischen den einzelnen Protagonisten hin und her schwenkt. Dem Leser entgeht so nicht wie es um die Gegner von Agnes bestellt ist. Wer ihr gewogen ist und wer nicht. Zusätzlich schildert Oliver Pötzsch die landschaftlichen Begebenheiten so bildhaft, dass man die Burgen, die Wälder und Städte deutlich vor Augen hatte. Mir hat es Spaß gemacht diesen Weg mit zugehen und Agnes und ihre Begleiter ein Stück ihres Weges zu begleiten.


    Cover/Aufmachung:Das Cover ist in einem schönen Rotton gehalten aber trotzdem schlicht, mir gefällt es gut. Gleich zu Beginn gibt es eine Karte und ein Personenregister und am Ende ein Ausführliches Nachwort des Autors. Hier werden Fiktion und Wahrheit voneinander getrennt, ich fand das alles sehr interessant und spannend.


    Mein Fazit: „Die Burg der Könige“ ist ein historischer Roman ganz nach meinem Geschmack. Er hat mich gut Unterhalten, ich hatte spannende und interessante Lesestunden. Es gab alte Rittersagen, etwas Liebe, leider auch ein wenig Krieg und von dem Handwerk des Schmieds in dieser Zeit wurde auch berichtet. Ich kann es jedem empfehlen, der wie ich gern historische Romane liest.


    5ratten

  • Inhalt


    Oliver Pötzsch läutet seinen neusten Roman „Die Burg der Könige“ mit dem Gedicht „Barbarossa“ von Friedrich Rückert ein. Im Jahre 1524 herrscht der erst 24 jährige Habsburger Kaiser Karl V, der in Spanien lebt und sich nur bedingt verbunden fühlt mit seinem Volk. Derweil herrscht in den deutschen Landen Armut und Hungersnot. Die Bauern müssen den Vögten ihr letztes Vieh und ihr letztes Getreide abtreten, um Kriege zu finanzieren, so dass ihnen oft nichts anderes übrig bleibt, als durch die Wälder zu ziehen und als Räuber ihre Familien zu ernähren.
    Auf der Burg Trifels, dem einstigen Machtzentrum des heiligen römischen Reichs deutscher Nation, lebt der Burgvogt Philip von Erfenstein mit seiner Tochter Agnes. Der einstige Glanz des Trifels ist verschwunden und Philip ist sehr besorgt, die Burg zu erhalten. Die einzige Hoffnung sieht er in einer vorteilhaften Vermählung seiner Tochter Agnes. Diese ist für die damalige Zeit sehr eigenwillig und selbstbewusst. Sie liebt es, in Beinlingen durch den Wald zu strolchen und ihren Falken Parcival abzurichten. Pater Tristan, ein Geistlicher, der regelmäßig auf dem Trifels weilt, hat ihr als Lehrer und Mentor die Liebe zu Büchern und alten Geschichten eröffnet.


    Agnes ist seit Kindeszeit befreundet mit Mathis, dem Sohn des Trifelser Burgschmieds. Mathis sollte in die Fußstapfen seines Vaters treten. Aber statt sich für Schwerter zu begeistern, ist Mathis fasziniert von Schießpulver und experimentiert damit, wobei er sich wiederholt selber in Gefahr begibt.


    In Süddeutschland brodelt es unter den Bauern. Sie beklagen die Ungerechtigkeit der Könige, der Adligen und vor allem der Kirche, deren Vertreter durch den Ablasshandel Reichtümer anhäufen. Die Bauern und Tagelöhner rotten sich zusammen und beginnen damit, Klöster, Burgen und Städte einzunehmen. Es entbrannt ein, zwar lokal begrenzter, aber sehr blutiger Krieg.


    Vor diesem Hintergrund erzählt Pötzsch die Geschichte von Agnes, die sich in ihren Träumen an die Erzählungen ihrer schon lange verstorbenen Mutter erinnert. In der Bibliothek findet sie ein Buch zur Geschichte des Trifels, das sie zu fesseln vermag. Sie spürt, dass sie selber viel mit dieser Vergangenheit zu tun hat. Mathis hat sich derweil viel Ärger eingehandelt. Er hat dem Aufrührer und Bauernführer Schäfer-Jockel zur Flucht verholfen und muss sich danach selber als vogelfreier in die Wälder schlagen, wo er sich den kämpfenden Bauern anschließt.



    Meine Meinung


    Dieser Roman zeigt auf sehr anschauliche Weise die Zeit der Umbrüche zu Beginn der frühen Neuzeit auf. Es findet ein Umdenken in den Köpfen der Menschen statt. Die einfacheren Leute werden sich der Ungerechtigkeiten bewusst und glauben nicht mehr stumpf an die „göttliche Ordnung“ die jedem Menschen seinen Platz zuweist. Gleichzeitig ist das Ende des heroischen mittelalterlichen Schwertkampfs zumindest eingeläutet. Feuerwaffen werden in kriegerischen Auseinandersetzungen immer wichtiger. Oliver Pötzsch zeigt diese Entwicklungen sehr anschaulich und leicht nachvollziehbar an einer überschaubaren Zahl von Protagonisten auf, in die man sich sehr leicht einfühlen kann und die im Laufe des Romans auch alle ihre eigene Entwicklung durchlaufen. So gibt es einen heilkundigen Pater, der heimlich eine Lutherbibel versteckt. Der Burgvogt Philipp Erfenstein, der sich bewusst ist, dass er seinen Bauern nicht noch mehr Abgaben abverlangen kann, seine Tochter, die trotz Ständeschranken Umgang mit Mathis dem Schmied hat.


    Die Geschichte um die Burg Trifels prägt das Leben der Protagonisten. Ich spürte die Leidenschaft des Autors zu mittelalterlichen Burgen förmlich und kam nicht umhin, selber im Internet Informationen zur Trifels zu recherchieren. Das wäre aber nicht nötig gewesen, weil der Autor seinen Roman hinten durch einen kurzen Burgenführer ergänzt, der Anregungen zu Ausflügen gibt.


    Sprachlich hat Oliver Pötzsch schon mit seinen Romanen um den Henker Jakob Kuisl gezeigt, dass er zu den wichtigen Namen deutscher Autoren historischer Romane gehört. Inhaltlich hat er mit diesem Buch aber noch mal eine ordentliche Schippe drauf gelegt.


    Ich konnte während mehrerer Wochen herrlich eintauchen in die Zeit der Reformation und der Bauernkriege. Ein besonderer Genuss ist es auch, dieses sehr schön gestaltete Buch in Händen zu haben. Neben dem prächtig gestalteten Schutzumschlag ist es ausgestattet mit Karten, Figurenliste unter Angabe historisch verbürgter Personen sowie einem sehr sympathisch wirkenden Nachwort. Sehr schön sind auch die roten Initialen zu Beginn der Kapitel. Das versetzte mich richtig an die Seite von Agnes, wie sie in der Trifelser Bibliothek in kostbaren Folianten schmökert.



    Mein Fazit


    Mit diesem in sich geschlossenen und schön abgerundeten Schmöker ist Oliver Pötzsch ein sehr schönes Werk gelungen. Es ist die ganzen 900 Seiten lang spannend zu lesen und vermittelt einem ein nicht beschönigtes Bild einer schlimmen Zeit, aber auch einer Zeit der Umbrüche und der Hoffnungen. Von mir gerne eine Leseempfehlung mit 5ratten

  • Als ich das Buch über Vorablesen bekommen habe, habe ich gar nicht so wirklich registriert, dass es die Hardcover-Ausgabe ist und 913 Seiten hat. Ich dachte schon, da brauche ich bestimmt 3 Wochen für.
    Aber es ist so interessant, spannend und anschaulich geschrieben, dass die Seiten nur so dahin flogen. Schon nach kurzer Zeit ist man im Jahr 1524 in der Pfalz auf der Burg Trifels und mitten in der Geschichte um die junge Vogtstochter Agnes und Mathis, ihren Freund seit Kindertagen. Sein Vater ist der Burgschmied und auch Mathis soll diesen Beruf ausüben, aber er interessiert sich mehr für das Schmieden von Waffen, denn die Zeiten werden unruhiger. Die Bauern beginnen sich gegen die Adeligen aufzulehnen, die in Saus und Braus leben, während sie selbst nicht zu essen haben. Daher kommt es auch immer wieder zum Streit zwischen Agnes und Mathis, obwohl Agnes Vater, Philipp von Erfenstein, kein so grausamer und rücksichtsloser Herr ist. Aber auch er muss seinen Teil an den Herzog abgeben. Daher hofft er, seine Tochter mit einem reichen Kaufmann oder Edelmann verheiraten zu können. Aber Agnes will davon nichts wissen, sie streift lieber gekleidet wie ein Junge durch die Wälder und geht mit ihrem Falken Parcival auf die Jagd. Außerdem liebt sie alte Geschichten und Sagen, wie die von König Artus und dem Heiligen Gral. Die Bibliothek auf dem Trifels ist ihr liebster Zufluchtsort und ihr Lehrer und Mentor Pater Tristan hat einen unerschöpflichen Vorrat an solchen Geschichten, auch über den Kaiser Barbarossa, der einst in der Burg gelebt hat.
    Als Agnes einen geheimnisvollen Ring erhält, hat sie plötzlich merkwürdige Träume. Oder sind es Erinnerungen an vergangene Zeiten? Wer ist diese Frau, die ihr so ähnlich sieht? Gemeinsam mit Mathis und dem Barden Melchior macht sie sich schließlich auf die Suche nach Spuren ihrer Herkunft. Eine gefährliche Reise, denn die Bauernkriege sind in vollem Gange und im ganzen Land brennen Kirchen, Klöster und Burgen….


    Ich kann das Buch wirklich allen Lesern von historischen Romanen sehr empfehlen, besonders wenn man Burgen und deren Geschichten mag. Dem Autor gelingt es mal wieder, historische Ereignisse, Orte und Personen perfekt mit Fiktion zu verbinden. Im Nachwort gibt es auch einige Anmerkungen dazu, was erfunden und was tatsächlich passiert ist. Für mich selbst war der Teil sehr interessant von Orten, wo ich selbst schon war, wie z.B. St. Goar und an der Loreley. Aber ich will nicht zu viel verraten.
    Und was mir noch sehr gut gefallen hat: Deutschland hat auch noch eine andere historische Vergangenheit, als die, von der sonst immer nur gesprochen wird. Hier erfährt man viel über diese Zeit und ich finde, es sollte viel mehr solcher Geschichten geben.


    Mein Fazit: Absolute Leseempfehlung! 5ratten

    Ich kaufe keine Bücher. Ich adoptiere sie. :hexe:

  • Meine Meinung:


    Bereits mit seiner Henkerstochter-Saga hat Oliver Pötzsch mich begeistern können. Somit war für mich gleich klar, dass ich "Die Burg der Könige" unbedingt lesen muss. Über 900 Seiten umfasst das historische Werk, welches in den Jahren 1524 bis 1526 zur Zeit der Bauernkriege spielt. Die Aufmachung des Covers ist schlicht und wirkt doch zugleich sehr edel in seinem roten Gewand und den silbernen Ornamenten sowie der silbernen Schrift. Im Innenteil der gebundenen Ausgabe befindet sich eine Karte der Umgebung und gleich zu Beginn des Romans ein sehr hilfreiches Personenverzeichnis, aus dem auch ersichtlich wird, welchen historischen Figuren Oliver Pötzsch einen Platz in seiner fiktiven Geschichte gegeben hat. Unter ihnen befindet sich auch Götz von Berlichingen. Im Anhang befindet sich neben dem Nachwort des Autors auch noch eine ausführliche Beschreibung der Protagonisten wie auch eine Chronik des Deutschen Bauernkrieges. Das Highlight der ganzen Extras ist jedoch der kleine Burgen- und Reiseführer durch den Roman für die Abenteurer unter den Lesern, die sich gerne mal auf den Weg zu den Schauplätzen eines Romans machen. Hier gibt es dankenswerterweise eine Warnung des Autors - an diejenigen, die ein Buch gerne mal von hinten anfangen zu lesen - sich bitte nicht um das schönste Lesevergnügen zu bringen und doch lieber auf der ersten Seite zu beginnen.


    Wasgau im Jahre 1524: Die sechzehnjährige Agnes ist die Tochter des Burgvogts Philipp von Erfenstein. Dieser zieht seine Tochter seit dem Tod seiner Frau alleine auf, was Agnes einiges an Freiheiten beschert, die sie sonst als junge Burgherrin nicht genossen hätte. Ihr größtes Glück ist es, in Beinlingen gekleidet mit ihrem Falken Parcival durch die Wälder zu ziehen oder die Zeit mit ihrem Jugendfreund Mathis, dem Sohn eines Schmieds ihres Vaters, zu verbringen. Dass Agnes sich ausgerechnet zu Mathis hingezogen fühlt, behagt ihrem Vater gar nicht, da dieser plant, seine Tochter so vorteilhaft zu verheiraten, dass er in der Lage ist, die vor dem Verfall stehende Burg Trifels zu retten. Und so geht der hoch verschuldete Burgvogt Philipp von Erfenstein einen Handel mit dem Grafen Friedrich von Löwenstein-Scharfeneck ein. Agnes fühlt sich verpflichtet, die Burg vor dem Ruin zu bewahren und heiratet den jungen Grafen. Doch auch dieser geht die Ehe nicht aus Gründen der Liebe ein. Unterdessen hat sich Mathis ein paar aufständischen Bauern angeschlossen und wird für vogelfrei erklärt. Die Wege von Agnes und Mathis trennen sich ...


    "Die Burg der Könige" ist eine gelungene Mischung zwischen einer fiktiven Geschichte und historischen Fakten. Dass Burgen ihn seit seiner Kindheit faszinieren, wie Oliver Pötzsch selber im Nachwort schreibt, macht sich vor allen Dingen durch die hervorragende Recherche bemerkbar. Er weiß, wovon er schreibt, und bringt das auch sehr authentisch rüber. Sowohl die Geschichte als auch der Schreibstil des Autors sind spannend und wirken niemals langweilig. Allerdings ist es stellenweise etwas langatmig und eine Kürzung von 200 - 300 Seiten hätte dem Roman sicherlich nicht geschadet. Ich konnte dieses Buch nicht mal eben so weglesen, denn dazu ist die Geschichte viel zu komplex und hält zu viele Informationen bereit.


    Die Protagonisten kamen mir manchmal sehr naiv vor, doch trotzdem habe ich sie schnell ins Herz geschlossen. Es hat mir Spaß gemacht, sie auf ihrer langen Reise zu begleiten. Oliver Pötzsch schreibt sehr bildhaft und geht dabei sehr in Detail. Hier schreckt er auch vor blutigen Szenen nicht zurück. Auch die Not der Bauern, die durch die immensen Abgaben immer größer wird, schildert der Autor so authentisch, dass ich regelrecht mitgelitten habe. Neben den beiden Protagonisten hat mir die Figur des Barden Melchior besonders gut gefallen.


    Auch wenn der Roman einige Längen aufweist, so hat mich "Die Burg der Könige" dennoch überzeugen können. Mit einigen Wendungen, die nicht vorhersehbar waren, hat Oliver Pötzsch den Überraschungseffekt gut genutzt und ich vergebe hier gerne vier Ratten.


    4ratten

    Wer lesen will, der liest, und jedes Buch wird gefunden von dem, der es sucht.<br />(Eduard Engel)

  • Hach was für schöne Rezis... :smile:


    Dieses Buch weilt noch in meinem SuB, mal sehen wann ich dazu komme es zu lesen. Die Bewertungen von euch klingen zumindest schon mal sehr vielversprechend. Danke :daumen:

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Zum Inhalt brauche ich ja bei den vorherigen ausführlichen Rezis nichts mehr sagen und werde hier nur kurz meine Meinung kund tun:
    Ich habe das Buch jetzt im Urlaub gelesen und muss auch sagen, dass es mir sehr gut gefallen hat.
    Es ist flüssig und logisch geschrieben und fliegt nur so dahin. Natürlich sind auf 913 Seiten eine Menge Informationen zu verarbeiten, aber Oliver Pötzsch schafft es sehr gut, alles in eine kurzweilige Geschichte zu verpacken.
    Die Protagonisten sind detailreich dargestellt. Trotzdem kann ich nicht sagen, dass sie mir besonders zu Herzen gingen, was aber keine negative Kritik sein soll, sondern lediglich eine Anmerkung.
    Das Ende hat sich ein wenig gezogen und der "Show-Down" hätte für meinen Geschmack ein wenig weniger dramatisch ausfallen dürfen. Aber gut, nach so vielen Seiten sei es dem Autor gegönnt, sich auszutoben.
    Auf jeden Fall ist es ein geschichtlich sehr interessantes Buch und für Fans des historischen Roman absolut zu empfehlen.
    Ich vergebe
    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Inhalt
    Wasgau, 1524: Um die einst stolze Burg Trifels ranken sich diverse Sagen und Geschichten, doch inzwischen ist sie wenig mehr als eine Ruine, auf der der verarmte Burgvogt mit seiner Tochter Agnes und ein paar Bediensteten lebt und der ruhmreichen Vergangenheit hinterher trauert.
    Agnes ist schon seit ihrer Kindheit mit Mathis, dem Sohn des Schmieds, befreundet. In letzter Zeit sympathisiert dieser jedoch mit den Bauern, die durch die Willkür der Obrigkeit kaum genug zum Überleben haben. Seine Experimente mit Schießpulver sind dem Burgvogt und Mathis’ Vater ein Dorn im Auge.
    Doch dann bringt Agnes’ Falke einen geheimnisvollen Ring von einem Ausflug zurück, woraufhin Agnes beginnt, äußerst lebhaft von der Vergangenheit auf Burg Trifels zu träumen…


    Meine Meinung
    Ich bin ein wenig zwiegespalten, was den Roman angeht.
    Die historischen Hintergründe sind interessant gewählt, denn die Bauernaufstände sind ein interessantes Thema. Die Darstellung dieser Zeit, auch, wie sich die Anführer herauskristallisieren und selbst zu dem werden, was sie eigentlich verurteilen, finde ich sehr gelungen. Zum Teil werden grausame Dinge beschrieben, jedoch wird nicht jedes Detail wiedergegeben, so dass es nicht übertrieben wirkt. Auch so kann man sich die Unsicherheit und das Leben zu dieser Zeit gut genug vorstellen.
    Die Aufhänger für die Handlung ist mir jedoch zu weit hergeholt – wieso begeben sich ausgerechnet jetzt die beiden Parteien auf die Suche nach den Gegenständen und schrecken dabei nicht vor Mord zurück? Die Begründung erscheint mir doch sehr unlogisch, denn ob sie nach so vielen Generationen überhaupt noch einen Wert gehabt hätten, bezweifle ich doch sehr.
    Die Abenteuer, die Agnes, Mathis und ihre Freunde erleben, erscheinen mir ebenfalls gelegentlich übertrieben und einfach unnötig, hier hätten ein paar Abstecher und hundert Seiten weniger auch gereicht, insbesondere, da trotz der Umwege das Ergebnis eigentlich offensichtlich war.
    Die Charaktere sind relativ einfach gestrickt. Mathis ist ein junger Hitzkopf, der lieber heute als morgen eine gerechte Welt erschaffen würde, wenn nötig auch mit Waffengewalt. Er ist in gewisse Maße gebildet, denn er kann lesen und hat sich die Fertigkeiten bei der Herstellung von Schießpulver und dem Gießen von Geschützen angelesen. Aber auch Agnes als Angehörige des Adels sieht die Missstände um sie herum. Sie gilt jedoch als aufsässig, streift sie doch lieber in Beinlingen durch den Wald, als sich mit weiblichen Tätigkeiten zu beschäftigen. Beide sind sie mir ein wenig zu modern geraten für einen Roman, der im 16. Jahrhundert spielt, und dabei viel zu gut. Andere Charaktere wie der Schreiber des Vogts oder der Schäfer-Jockel sind Abziehbilder ohne eigenes Leben, für meinen Geschmack zu stereotyp.
    Die Träume, die Agnes heimsuchen, erschienen mir zu Beginn als unnötiger Abstecher in den Fantasybereich, doch gegen Ende hin gibt es eine halbwegs zufriedenstellende Erklärung, so dass ich mit ihnen ganz gut leben kann.
    Im Anhang des Romans findet sich noch Charakterisierungen der Hauptpersonen, ich würde davon abraten, diese zu früh zu lesen, da sie doch einiges aus der Romanhandlung verraten.
    Zusätzlich gibt es einen Burgenführer, der Informationen über einige deutsche Burgen enthält, sowie eine Zeittafel über die Bauernaufstände.


    Fazit
    Der Roman ist spannend, keine Frage, dabei auch lehrreich, was die Bauernaufstände angeht. Die Haupthandlung war mir jedoch zu weit hergeholt und einfach zu abenteuerlich, die Charaktere zu platt.


    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

  • Der historische Roman von Oliver Pötzsch „Die Burg der Könige“ spielt im 16. Jahrhundert und handelt von legendären Burgen wie die Trifels. Es ist ein eigenständiges Werk.


    Wir befinden uns im Jahre 1524 auf der Burg Trifels im Pfälzer Wald. Die Zeit ist durch Bauernaufstände und Missgunst gegenüber den Adligen und Rittern geprägt. Auf der Burg Trifels lebt Agnes zusammen mit ihrem Vater. Leider hat die Burg ihre besten Zeiten schon hinter sich und so muss der Burgvoigt um seine Stellung und Macht kämpfen. Von dem damaligen Einfluss zu Zeiten der Staufer ist leider nicht mehr viel erkennbar. Dessen Tochter Agnes benimmt sich leider gar nicht wie eine junge Burgherrin. Sie zieht Beinlinge an und geht mit ihrem Falken auf die Jagd. Ihr bester Freund ist Mathis, der Sohn des Burgschmieds. Zusammen erleben sie Abenteuer, bis sie in einen gefährlichen Strudel gelangen und um ihr Überleben kämpfen müssen – dabei kommen sie einem Geheimnis auf die Spur, welches über die Zukunft des Reiches entscheiden wird.


    Als erstes ist mir die Gestaltung des Buches positiv aufgefallen. Die Gestaltung ist mit vielen liebevollen Details versehen und ist sehr ansprechend. Kapitelanfänge sind farbig und mit Einordung in Zeit und Ort versehen. Auch die Karte im Buch hat mir sehr gut gefallen. Ein Personenverzeichnis fehlt auch nicht und ist auch sehr ausführlich gehalten.Sehr gut hat mir auch der Schreibstil von Oliver Pötzsch gefallen. Das Buch hat sich flüssig lesen lassen und innerhalb des doch recht umfangreichen Buches wurde die Spannung permanent aufrecht erhalten. Es passierten unvorhersehbare Wendungen, die Abwechslung und Spannung brachten. Der historische Rahmen wird gekonnt in die Geschichte eingeflochten. Mit der ersten Seite war ich von dem Buch gefangen genommen – ich konnte mir alles sehr gut bildlich vorstellen und hatte das Gefühl, mittendrinne statt nur dabei zu sein. Auch die Weiterführung der Geschichte und schließlich die Auflösung konnten mich von dem Buch und dem Autor überzeugen. Das Ende war fulminant und sehr gut geschrieben. Richtig gut gefallen hat mir auch die Gestaltung der Charaktere gefallen. Jede Person hatte ihre Eigenarten und handelte aus seinen eigenen Beweggründen, hat sich aber dennoch weiterentwickelt. Mit den Hauptcharakteren konnte ich mich identifizieren und habe mitgefiebert. Es war nicht immer alles heile Welt, die Charaktere mussten dramatische Wendungen über sich ergehen lassen, das hat mir sehr gut gefallen. Ich kann gar nicht sagen, welcher Charakter mich am meisten überzeugt hat, da mir im Verlauf des Buches mehrere ans Herz gewachsen sind. Interessant fand ich auf jeden Fall den Barden von Tanningen.
    Sehr aufmerksam fand ich auch den kleinen Burgen- und Reiseführer am Ende des Buches. Eine wirklich tolle Idee.


    Mein Fazit: Dies war mein erstes Buch von Oliver Pötzsch – wird aber definitiv nicht mein letztes sein. Das Buch hat mich vollkommen überzeugt – dafür gibt es eine absolute Leseempfehlung – für Liebhaber von historischen Romanen. Das Buch bekommt von mir volle 5 Sterne.