Peter Henning - "Ein deutscher Sommer"

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  • Inhaltsangabe:


    Im heißen Sommer 1988 hielten zwei Geiselnehmer aus Gladbeck die Republik in Atem. Peter Henning hat einen großen Roman über diese 54 Stunden geschrieben, in denen unser Land ein anderes wurde. Er präsentiert die ungeheuren Fakten jener Tage und legt einen erzählerischen Querschnitt durch die westdeutsche Gesellschaft am Vorabend einer Zeitenwende. Am 16. August 1988 überfallen zwei Kleinkriminelle die Filiale der Deutschen Bank in Gladbeck und lösen damit die wohl spektakulärste Geiselnahme der deutschen Nachkriegsgeschichte aus. Verfolgt von einer Journalistenhorde, fliehen sie brandschatzend durchs Land. Vor laufenden Kameras töten sie, liefern sich Schießereien mit der Polizei und werden in Köln von heute namhaften Journalisten interviewt, während die Geiseln in Lebensgefahr schweben – ein Sündenfall des Journalismus und ein Offenbarungseid der Polizei. Peter Henning erzählt von Männern und Frauen, die hineingezogen werden und binnen 54 Stunden an den Rand ihrer Existenz gebracht werden. Da ist zum Beispiel der junge RTL-Journalist Thomas Bertram, der über den Fall berichten soll, während sein neugeborener Sohn zu sterben droht. Oder die erfolgreiche Romance-Autorin Brigitte Fischer, die durch das Drama begreift, was ihren Mann, der als Kriegsreporter ums Leben kam, umtrieb. Der leitende SEK-Beamte Rolf Kirchner muss mit ansehen, wie die Einsatzleitung den Geiselbus davonfahren lässt, und gerät in eine Sinnkrise. Und der Fotograf Peter Ahrends wird nach der Entführung nie wieder in seinem Beruf arbeiten.

    Autoreninfo:


    Peter Henning, geb. 1959 in Hanau, arbeitet seit über 20 Jahren als Journalist. Er hat Romane und Erzählungen publiziert, die sowohl ausgezeichnet worden sind als auch von der Kritik viel Lob ernteten. 2009 erschien »Die Ängstlichen« (atb 2681-9), »Der Roman zur Zeit«, so Der Spiegel. Jetzt als Taschenbuch: »Tod eines Eisvogels« (atb 2741-0).


    Meine Meinung:


    Titel: Interessantes Thema schlecht umgesetzt...


    Nach anfänglicher Begeisterung stellte sich beim Lesen schnell Ernüchterung ein. Wer das Geiseldrama in allen Facetten beschrieben erwartet, der wird arg enttäuscht sein, denn dieses spielt eigentlich nur am Rande eine Rolle.


    Der Autor startet spannend mit dem Geiseldrama und man liest gefesselt. Leider hält das nur die ersten 50 Seiten an, denn auf etwas über 600 Seiten wird die Handlung aus drei Wochentagen beschrieben. Der Leser begleitet dabei mehr die Schicksale teilweise willkürlich gewählter Protagonisten und nicht das Leben der Geiselgangster und ihren Geiseln.


    Der Autor hat zwar ein wirklich fesselndes Thema ausgewählt, es aber für meine Begriffe nicht gut umgesetzt. Nach gut 150 Seiten verliert er sich voll und ganz in den Nebenhandlungen, bei denen man sich immer wieder fragt, was die eigentlich mit dem Geiseldrama zu tun haben. So manch ein Protagonist hat dann doch irgendwie etwas damit zu tun, aber überzeugen tut dies nicht.


    Das Lesen des Buches war für mich wirklich harte Arbeit, denn Peter Henning versucht wirklich jedes Detail zu beschreiben und tut dies durch ellenlange, verschachtelte Sätze, bei denen man so manches Mal den Anfang vergessen hat, wenn man am Ende des Satzes angelangt ist. Das ermüdet auf Dauer einfach nur. Vieles hätte auch kurz durch Adjektive näher beschrieben sein können. Ich hatte als Leser oft das Gefühl er möchte uns das Denken abnehmen.


    Einzig prägnant und kurz waren die Zwischendurch geschriebenen Zeitungsartikel, die auch ausschließlich vom Geiseldrama handelten.


    Fazit: Leider konnte dieses Buch meine Erwartungen nicht so recht erfüllen. Ich kann das Buch nur bedingt empfehlen, jenen Lesern, die einfach nur ein paar nette Geschichten über vom Leben gebeutelte Charaktere lesen wollen. Ich werde das Buch bestimmt nicht noch einmal lesen und bin froh, dass es nur ein Leihbuch war.


    Bewertung: 3ratten, eher ein :flop:


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  • Ich kann Dich gut verstehen, mir hat der Roman auch nicht wirklich Freude bereitet. Ich hab ihn dann irgendwann abgebrochen. Vor allem weil ich es irgendwie als so beläufig und trivial fand. Mich hat es einfach weniger interessiert was allen den Figuren passiert ist. Mich hat sogar irgendwie gestört das er dem Geiseldrama praktisch keinen Platz eingeräumt hat. Als ob der Autor es nur benutzt hat um seinen Roman ins Licht der Öffentlichkeit zu bringen. Ich war daher enttäuscht, da mir jede Sensibilität für die Thematik gefehlt hat. Einerseits schafft der Autor es so natürlich nicht zu spekulieren, mir hat aber der kritische Blick auf die Ereignisse, vor allem die katastrophale Rolle der Medien gefehlt. Von einem Roman der sich so darstellt als ob er einen Blick auf die Entführung richten würde, erwarte ich da wesentlich mehr.

  • Um ehrlich zu sein, nach diesem Satz in der Inhaltsangabe


    Zitat

    Peter Henning erzählt von Männern und Frauen, die hineingezogen werden und binnen 54 Stunden an den Rand ihrer Existenz gebracht werden.


    würde ich aber auch nichts anderes erwarten als die Geschichten eben dieser Personen, die mit dem aktuellen Geschehen um die Geiselnahme herum zu tun hatten. Mich würde das interessieren, mehr noch als die Entführung, allerdings nicht in Romanform. Da möchte ich schon sicher sein, dass die Erlebnisse der diversen "Nebendarsteller" den Tatsachen entsprechen.

  • Ich hatte das Buch angefangen in einer Leserunde zu lesen und nur deswegen habe ich es beendet. Sonst hätte ich spätestens ab der Hälfte des Buches abgebrochen.


    Eigentlich hat mich das Gesamte geärgert, denn der Autor sollte an der Leserunde mitwirken und hat sich nicht einmal gemeldet oder auf Fragen reagiert, das fand ich total doof.


    Na ja anhand der zahlreichen negativen Bewertungen sieht man ja, dass ich zum Glück nicht die Einzige bin, der das Buch nicht gefallen hat...

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  • Doris
    Ich hatte von dem Buch über andere Wege erfahren und daher andere Erwartungen.
    Im Nachwort wird schon auch darauf eingegangen das der Autor wohl ziemlich lange recherchiert hat. Er hatte wohl lange Gespräche mit einem der Journalisten und einem Polizisten (soweit ich das noch weiß) es war aber trotzdem für mich nicht ganz klar wie echt oder erfunden einige Begebenheiten dann waren.

  • Man kann es nie allen Lesern recht machen. Wie es aussieht, kommt das Buch nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch nicht gut an.



    Eigentlich hat mich das Gesamte geärgert, denn der Autor sollte an der Leserunde mitwirken und hat sich nicht einmal gemeldet oder auf Fragen reagiert, das fand ich total doof.


    Schlechte Werbung! Vielleicht hatte Henning da schon zu viele schlechte Kritiken gelesen, um noch Lust dazu aufzubringen, sich quasi live in einer Leserunde noch mehr negativen Urteilen auszusetzen.