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Kennt jemand bereits die griechischen Krimis um Kostas Charitos von der Athener Mordkommission? Petros Markaris scheint wohl erst mit seinem dritten Krimi "Live" in den Blickwinkel geraten zu sein, weil hier die Olympiade bzw. die Vorbereitungen dazu den Handlungshintergrund stellen. Dabei wäre es der erste, Hellas Channel, auch schon Wert gewesen.
Der Klappentext
Er liebt es, Souflaki aus der Tüte zu essen, dabei im Wörterbuch zu blättern und sich die neuesten Amerikanismen einzuverleiben. Seine Arbeit bei der Athener Polizei dagegen ist kein Honigschlecken. Besonders schlecht ist Kostas Charitos auf die Journalisten zu sprechen, und ausgerechnet auf sie muß er sich einlassen, denn Janna Karajorgi, eine Reporterin für ´Hellas Channel´, wurde ermordet. Wer hatte Angst vor ihren Enthüllungen? Um diesen Mord ranken sich die wildesten Spekulationen, die Kostas Charitos´ Ermittlungen nicht eben einfach machen. Aber es gelingt ihm, er selbst zu bleiben - ein hitziger, unbestechlicher Einzelgänger, ein Nostalgiker im modernen Athen.
Mein Eindruck
Charitos ist eine Figur, die gnadenlos gegen den Strich gebürstet wurde. Gleich zu Beginn bekommt er die Charakteristik eines schwierigen Menschen. Die morgendlichen Blicke, die er mit seinem Mitarbeiter tauscht, interpretiert er als tägliche Zurechtweisung und dessen Unterwerfung. Sein Frühstücks-Croissant ist wichiger noch als der Chef. Und dennoch funktioniert die Gut-Böse-Definition nicht ohne weiteres. Weder bei Charitos noch z.B. bei dessen Chef, der sich zwar zugunsten seines Vorteils winden kann wie eine Schlange, der aber Charitos insgeheim dennoch braucht, als guten Polizisten, der aber endlos stur mit dem Kopf durch jede Wand will und im Ernstfall jede Menge Scherbenhaufen in Kauf nimmt.
Charitos buckelt fleißig nach oben, tritt kräftig nach unten - wie alle anderen im Buch auch - und macht dieses Gehabe zu einem ganz alltäglichen Ritual. Markaris schildert nebenbei, wie seine Laufbahn in den Foltergefängnissen der Junta begonnen hat und nimmt die Geschichte ebenso selbstverständlich in die Handlung mit auf wie die täglichen Staus, durch die sich die Polizei stundenlang bis zum Tatort quält: Ein wunderbares Pendant zum Stau bei den Ermittlungen.
Der Fall entpuppt sich als vielschichtig und verworren - und wird durch vorwitzige Schritte der so verhassten Presse mal behindert, mal beschleunigt. Charitos liegt mit seinen Vermutungen nicht immer richtig, aber er kapiert schnell, dass der Fall stinkt und will folglich erst recht herausbekommen, wie die Zusammenhänge liegen - da heizen ihn die Bremsversuche einflussreicher Beteiligter eher an als dass sie den gewünschten Effekt haben.
Ich finde den Fall schlüssig konstruiert und so gut geschrieben, dass ich zwar manches zu erahnen glaube, aber trotzdem gibt es genug Überraschungen und Wendungen, die unvorhergesehene Aha-Effekte hervorrufen. Besonders die letzten Seiten bieten eine ungewöhnliche Wendung.
EDIT: Ich habe den Titel nachträglich von "Krimis um Kostas Charitos" geändert in "Hellas Channel", da ich hier konkret eine Rezi eingestellt habe und diese bei einem Diskussionsthread untergehen würde.
EDIT: Amazonlink eingefügt. LG, Saltanah