Aravind Adiga - Last Man in Tower/Letzer Mann im Turm

  • Inhalt:


    In einer Grossstadt wie Mumbai hat jeder seine Wünsche, jeder will irgendetwas. Doch wie ist es, wenn es doch jemanden gibt, der gar nichts will?


    Der Bauherr Dharmen Shah bietet den Bewohnern eines alten Hauserblockes eine grosse Menge an Geld. Genug Geld, um Wünsche und Träume zu erfüllen. Doch nicht alle sind mit dem Angebot einverstanden. Und der Stichtag kommt unaufhaltsam näher...


    Meine Meinung:


    Bereits Adigas erster Roman "Der weisse Tiger" hat mir gut gefallen. Doch nachdem ich jetzt auch "Last Man in Tower" gelesen habe, kann ich behaupten, dass Aravind Adiga einer meiner Lieblingsautoren geworden ist.


    Indien fasziniert mich schon lange und Adiga holt uns direkt ins surrende und beschäftigte Mumbai des 21. Jahrhunderts. Diese Stadt ist angesiedelt irgendwo zwischen Bollywood und den Bildern der Armut, die abends durch die Nachrichten flackern. Wir befinden uns mittendrin im Leben der Bewohner des Blockes A der Vishram Society.


    In einer schönen, bewegenden Sprache erzählt uns der Autor vom Leben der Figuren, ihren guten, wie auch ihren schlechten Seiten. Alles, was sie ausmacht. Wir erfahren, welche Gründe sie haben, das Angebot Shas anzunehmen. Oder es auszuschlagen. Oder weshalb sie ihre Meinung geändert haben.


    Dabei ist das Buch ein schillerndes Mosaik der menschlichen Gesellschaft. Im Kleinen widergespiegelt durch die Bewohner des Blockes A. Wir sind dabei, wenn neue Freundschaften und Feindschaften entstehen, wenn Grenzen überwunden werden, wenn Schönes und Schreckliches passiert.


    "Last Man in Tower" ist keines jener Bücher, das laut daher kommt, unabwendig auf DEN EINEN Höhepunkt zusteuert. Nein, es ist eine ruhige Geschichte, besonnen erzählt. Und dabei erinnert es an das stille Wasser, das so unendlich tief sein kann. Mehr und mehr verändern sich die Menschen, ihre Beziehungen, ihre Lebensweise. Adiga führt uns gekonnt vor Augen, was Geld aus uns machen kann und wie das Rudeltier Mensch funktioniert. Und dabei zeigt sich, dass Adiga ein Auge für Details und Kleinigkeiten hat. Kleinigkeiten, die die Welt verändern können.


    Genau aus diesen Gründen kann man dieses Buch nicht einfach so weglesen. Es braucht Zeit. Man muss sich darauf einlassen. Auch die Sprache selber ist nicht die einfachste. Zwar verwendet der Autor keine richtig gemeinen Wörter, aber die Verbindung, die aus den einzelnen, bewusst gewählten Wörtern, entseht, ist nicht ohne. Deshalb brauchte ich auch unverhältnismässig lange für "Last Man in Tower". Ich habe jede Seite genossen.


    Es gab nur einen Punkt, der meinen Lesegenuss etwas verdorben hat: Durch die vielen Namen hatte ich bis zum Schluss Mühe damit, die einzelnen Figuren gut auseinander halten zu können. Es gibt zwar ein Personenverzeichnis, aber dies ist eher eine Liste, wer in welcher Wohnung wohnt.


    Fazit:


    Ein wundervolles Buch, das mich durch und durch bewegt hat. "Last Man in Tower" war für mich wie die teure Palinenschachtel. Man geniesst langsam, aber bewusst.


    Dennoch ist mir klar, dass diese Art der Erzählung nicht jedermann überzeugen kann. Wer es mag, wenn Geschichten schnell vonstatten gehen und mit viel Aufregung aufwarten, der kann mit diesem Buch nichts anfangen. Wer dagegen Interesse an der zwischenmenschlichen Beziehung hat, auch auf einer psychologischen Ebene, dem könnte "Last Man in Tower" gefallen.


    Es ist erinnert an Rowlings "Ein plötzlicher Todesfall". Da ebenfalls die unterschiedlichen Figuren und ihre Lebenswege beleuchtet werden.


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    5ratten

    //Grösser ist doof//