Jennifer B. Wind - Als Gott schlief

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  • Jennifer B. Wind - Als Gott schlief

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    Meine Rezi:


    Beeindruckender Debütroman

    Inhalt:
    In Wien wird die Leiche des bestialisch gefolterten und ermordeten Weihbischofs Heuss aufgefunden. Wer war zu einer solchen Tat fähig und warum? Schon bald wird die Leiche eines Pfarrers in München entdeckt, und den zuständigen Ermittlern der Wiener Kripo wird schnell klar, dass sie es mit demselben Täter zu tun haben. Was verbindet die beiden Geistlichen? Hat der Mörder einen Hass auf die katholische Kirche? Die Spuren weisen in eine ferne Vergangenheit …


    Meine Meinung:
    Jennifer B. Wind hat sich mit ihrem Thriller an ein brisantes Thema herangewagt, das sie sehr gut recherchiert hat. Dafür hat sie meinen vollen Respekt. Auch wenn die Handlung fiktiv ist, ist sie doch an wahre Begebenheiten angelehnt. Wenn man sich das vor Augen hält, wird einem ganz anders. Ich möchte vom Inhalt nicht zu viel verraten, aber ich finde, dieses Buch sollte aufgrund des tatsächlichen Hintergrunds von möglichst vielen Menschen gelesen werden. Um ein intensives Nachdenken und Erschüttertsein wird man nicht herumkommen. Wer allzu empfindlich ist, sollte aber vielleicht doch lieber die Finger davon lassen. Man könnte Albträume davon bekommen.


    Ich habe mir überlegt, das Buch mit 5 Sternen zu bewerten, einfach weil ich es wichtig finde, dass es gelesen wird. Doch gibt es einige Punkte, die ich nicht so gelungen finde, wie das bei einem 5-Sterne-Buch der Fall wäre, deshalb „nur“ sehr gute 4 Sterne ;)


    Der Schreibstil ist flüssig, gut zu lesen, aber nicht außergewöhnlich. Der Aufbau der Handlung ist sehr gut gelungen. Es wechseln sich Passagen in der Gegenwart mit Szenen aus der Vergangenheit ab. Je weiter die Morde und die Ermittlungen in der Gegenwart fortschreiten, umso mehr Einblick erhält man in die Schrecken der Vergangenheit und kann beides schon bald miteinander verknüpfen. Dabei folgen auf extrem schwer zu ertragende Abschnitte immer wieder leichtere, sodass man als Leser wieder verschnaufen kann.


    Jutta Stern und Tom Neumann sind zwei Kripo-Beamten, die mir gleich sympathisch waren. So habe ich ihnen gerne bei ihrer Arbeit über die Schulter gesehen. Vor allem Tom ist eine tolle Figur, nicht umsonst hat er den Spitznamen „Einstein“. Seine Intelligenz und sein Charme bringen die Ermittlungen gut voran. Obwohl ich diese beiden Charaktere an und für sich sehr mochte, konnte ich manche ihrer Handlungsweisen dann doch nicht wirklich nachvollziehen bzw. es war mir um sie herum zu viel konstruiert, was mit dem Fall nicht in Zusammenhang steht. Klar braucht ein Thriller, zumal wenn es eine Reihe werden soll wie im vorliegenden Fall, eine gewisse entwicklungsfähige Rahmenhandlung, aber hier wirkte es auf mich ein bisschen aufgesetzt, zu gewollt. Das könnte natürlich damit zusammenhängen, dass der Kriminalfall hier so unerhört ist, dass ich mir eigentlich gar keine Fortsetzung vorstellen kann. Aber keine Sorge, der Fall an sich ist abgeschlossen.


    Fazit:
    Lesen!


    P.S.: Bisher leider nur als E-Book erschienen.



    4ratten

  • Meine Meinung:


    Ein Serienkiller treibt sein Unwesen. In Wien wird ein Weihbischof und in München ein Priester bestialisch ermordet. Während Kriminalbeamtin Jutta Stern und ihre Kollegen Georg Kunze und Thomas (Tom) Neumann zunächst keine Verbindung zwischen den beiden Gottesmännern herstellen können, müssen sie jedoch bald feststellen, dass sich die beiden Toten doch gekannt haben. Die Spur führt zu einem alten Kloster – einem ehemaligen Kinderheim, in dem die Geistlichen in den siebziger Jahren gearbeitet haben. Alle Personen, die etwas über das Kloster sagen könnten, schweigen jedoch beharrlich. Was bei den Ermittlungen dann aber ans Tageslicht kommt, lässt selbst den Beamten das Blut in den Adern gefrieren …


    Jennifer B. Wind hat durch ihre intensiven Recherchen einen grandiosen Thriller geschrieben, der einem geradezu den Atem raubt. „Als Gott schlief“ ist nichts für zarte Gemüter und ich musste mehr als einmal tief durchatmen und schlucken, weil ich einen Kloß im Hals hatte. Noch immer gehört das Thema Kindesmissbrauch durch die Kirche zu den leider aktuellen Themen, die auch heute noch die Schlagzeilen beherrschen. Die Autorin verschweigt nichts und schockiert den Leser mit der schonungslosen, ungeschönten Wahrheit. Sie beweist Mut und der Erfolg beweist, dass sie alles richtig gemacht hat. Bei manchen Passagen hat mich ohnmächtige Wut ergriffen, ob der grausamen Dinge, die dieses Kreaturen den Kindern angetan haben.


    Auch wenn es ein wenig in den Hintergrund rückt: Es handelt sich um einen Thriller und dieser bietet sehr viele Möglichkeiten, selber zu ermitteln. Während ich, genau wie die Kriminalbeamten, zunächst lange Zeit im Dunkeln tappte, schoss es mir plötzlich in den Kopf, wer der Täter sein könnte. Ich sage nur so viel: Ich habe mich nicht getäuscht.


    Durch die Rückblenden in die Zeit, als das Kloster noch ein Kinderheim war, und die Erzählungen der kleinen Rebecca schafft es die Autorin, der ganzen Geschichte noch einen Hauch mehr Spannung zu verleihen als ohnehin schon. Für diesen Thriller vergebe ich fünf Ratten und freu mich schon auf das nächste Werk der Autorin.


    5ratten

    Wer lesen will, der liest, und jedes Buch wird gefunden von dem, der es sucht.<br />(Eduard Engel)

  • Ich lese es gerade, bin auf Seite 105 und bisher gefällt mir das Buch wirklich gut. Bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht. Tom mag ich, er erinnert mich an Spencer Reid aus "Criminal Minds" :breitgrins:

    Ich kaufe keine Bücher. Ich adoptiere sie. :hexe:

  • In Wien wird ein Weihbischof auf grausame Weise gefoltert und ermordet. Es gibt eine Menge Hinweise am Tatort, die aber zunächst nur noch mehr Rätsel aufgeben. Dann wird in München ein Pfarrer auf ähnliche Art getötet und auch in Österreich gibt es weitere Opfer, die im Dienst der Kirche standen. Was hat die Toten verbunden? Waren es Zufallsmorde oder übt da jemand grausame Rache?
    Kriminalbeamtin Julia Stern wird auf den Fall angesetzt, ist aber noch schwer angeschlagen, da sie erst vor kurzem ihren Mann verloren hat. Ihr Partner Dr. Thomas Neumann, Psychologe und gerade von einer Hospitation beim FBI zurück, steht ihr zur Seite. Aber trotz seines brillanten Verstandes tappen sie zunächst im Dunkeln, bis eine Spur weit zurück in die Vergangenheit führt. Sie decken ein schreckliches Geheimnis auf, ein grausames Kapitel in der Geschichte, das einige am liebsten für immer und ewig begraben wissen würden.


    "Als Gott schlief" ist ein fesselnd geschriebener Thriller, aber er ist auch so viel mehr. Er macht nachdenklich, ist beklemmend und aufrüttelnd, düster und schonungslos.
    Ich kann mich an die Geschehnisse in Irland, von denen Jennifer B. Wind in ihrem Nachwort berichtet, vage erinnern. Unvorstellbar, was da über Jahrzehnte passierte. Und nicht nur dort. Um so wichtiger ist es, dass nichts davon in Vergessenheit gerät und den Opfern Mut gemacht wird, an die Öffentlichkeit zu treten.


    Zitat Seite 167: "Wenn Schwester Barbara uns nicht bewacht hätte, wäre ich vielleicht imstande gewesen, Mutter zu erzählen, was hier passierte. Was beinahe jeden Tag geschah, seit sie mich hierher gebracht hatte, und immer wieder geschehen würde - solange Gott schlief."


    Aber auch wenn man mal außer Acht lässt, dass der ganzen Geschichte wahre Ereignisse zugrunde liegen, ist es ein gelungenes Erstlingswerk im Thrillergenre. Der Schreibstil ist flüssig und lebendig, die Seiten fliegen nur so dahin. Besonders die Kapitel über Rebecca sind sehr emotional, machen wütend und ich hatte manchmal Tränen in den Augen. Ein, zwei Mal musste ich das Buch kurze Zeit weglegen und später weiterlesen. Lange habe ich kein so aufwühlenden Buch mehr gelesen.
    Die Charaktere haben Ecken und Kanten und bleiben bis in die Nebenfiguren nicht farblos. Jutta tat mir manchmal leid, aber ich habe sie auch dafür bewundert, dass sie sich nicht unterkriegen lässt. Tom mochte ich gleich und er erinnerte mich ein bisschen an einen Profiler aus "Criminal Minds" ;)
    Das Ende ist gut gelöst und für mich zufriedenstellend.


    Das Buch ist nichts für Zartbesaitete, aber wen die schonungslos erzählte Wahrheit nicht abschreckt, dem kann ich "Als Gott schlief" sehr empfehlen. Und als normaler Leser beendet man das Buch einfach irgendwann. Die Kinder, von denen hier erzählt wird, konnten dies nicht, wie die Autorin im Nachwort schreibt.


    5ratten

    Ich kaufe keine Bücher. Ich adoptiere sie. :hexe: