Die Sehnsucht der Albatrosse - Karin Semayer

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    Die Opernsängerin Sarah Tanner macht sich mit dem Schiff auf den Weg nach Hawaii. Dort hofft sie Abstand von ihrer Mutter und dem Trubel der Oper zu bekommen. Doch ihr Schiff gerät in einen schweren Sturm und sinkt. Glücklicherweise wird die Schiffbrüchige von dem Segler „Victory“ aufgelesen. Obwohl sie ihn zunächst nicht erkennt, handelt es sich beim Kapitän des Schiffes um ihre Jugendliebe John Brandon. Dieser erkennt sie hingegen sofort und entscheidet sich dagegen, sie nach Hawaii zu bringen, und nimmt sie stattdessen mit auf ihre Fahrt ins Eismeer, wohin die Victory zur Robbenjagd unterwegs ist. Auf dem Schiff begegnet ihr der gutmütige Schwede Peer Svensson, der davon träumt Steuermann zu werden, und zu dem sie sich schnell hingezogen fühlt. Doch auf einem Schiff geht es roh zu, und so muss Sarah schon bald erkennen, dass es auf dem Wasser nicht immer gerecht zugeht und dass ihre Jugendliebe nicht mehr der Mann ist, der er einmal war...


    Die Charaktere fand ich insgesamt sehr gut gelungen. Ich hätte mir zwar gewünscht, einige noch näher kennen zu lernen, mir ist aber bewusst, dass so etwas nicht immer so leicht zu bewerkstelligen ist, und ja auch in den Kontext passen muss.


    Die Protagonistin Sarah und auch Peer sowie einige der Matrosen, wie Gus, der Schiffsjunge Willy oder Mullins der Koch, fand ich sehr sympathisch. Sarah ist eine starke Frau, die früh verheiratet wurde und nach dem Tod ihres Mannes in der Oper Erfüllung fand. Dafür dass sie auch einer höheren Schicht stammt, geht sie mit ihrer Lage als einzige Frau unter Männern und mit der Aussicht, mehrere Monate auf einem Schiff zu verbringen, sehr souverän um. Anstatt den Mut zu verlieren versucht sie, sich anzupassen und packt mit an. Irgendwie hatte ich auch das Gefühl, dass sie auf der Reise sehr zu sich selbst gefunden hat.


    Peer ist ein sehr sensibler Mann, der das Meer liebt und gerne Steuermann werden will. Obwohl er neu auf der Victory ist, kennt er das Schiff wie seine Westentasche und kann sehr gut mit ihr umgehen. Er ist sehr ehrlich und loyal, sagt seine Meinung frei heraus, und steht für Schwächere ein, wenn ihnen Unrecht angetan wird. Leider ist er mit diesem Verhalten dem grausamen Steuermann Anderson ausgeliefert, der in der Rangordnung über ihm steht, und ihm so das Leben schwer macht.


    Einen sehr guten Kontrast zu den sympathischen Charakteren bietet besagter Steuermann. Anderson ist ein sehr ekelhafter Kerl, der sich grausam und ungerecht verhält und seine Machtposition ohne Skrupel ausnutzt, um andere zu demütigen. Er weckte von Anfang an meine Antipathie und ich habe ihn regelmäßig verflucht.


    Kapitän John Brandon steht irgendwo in der Mitte der Sympathieleiste. Er ist ein sehr interessanter Charakter, dem man anmerkt, wie ihn seine Vergangenheit gezeichnet hat. Ich konnte mich bis zum Ende nicht wirklich entscheiden, ob ich ihn nun mag oder nicht, denn er ist nicht gerade schwarz oder weiß, was ich aber gut fand.


    Karins Schreibstil fand ich ebenfalls sehr schön. Er floss fantastisch dahin und ich finde es gelingt ihr sehr gut, Gefühle zu transportieren. Ich habe die ein oder andere Träne beim Lesen vergossen, geflucht, und gelacht. Außerdem war der Hintergrund sehr gut recherchiert und insbesondere die Beschreibung der nautischen Fachtermini und die Albatrosse haben mir sehr gut gefallen.


    Fazit


    Die Sehnsucht der Albatrosse ist ein schöner Roman, der sich perfekt als Sommerlektüre eignet. Die Protagonistin ist eine starke und sympathische Frau, und die Charaktere waren insgesamt sehr stimmig. Die Story ergab ein sehr rundes Bild und insbesondere das Ende hat mir sehr gut gefallen. Karin überzeugt mit einem mitreißenden und berührenden Schreibstil und ich werde sicher auch das nächste Buch zur Hand nehmen, das aus ihrer Feder kommt.


    4ratten