Stephen Fry - More fool me

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 3.154 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

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    More fool me ist der dritte Teil von Frys Autobiographie. Die anderen beiden Teile sind Moab is my washpot/Columbus war Engländer und The Fry chronicles/Ich bin so frei.


    Bis jetzt
    Auch wenn ich nicht immer mit den anderen Werken von Stephen Fry zurecht komme, seine Autobiographien haben mich noch nie enttäuscht. Am Ende von The Fry chronicles deutete er schon an, dass sich sein Leben durch seine eigene Schuld dramatisch verändern würde. Deshalb war ich sehr gespannt auf diesen Teil.


    Am Anfang steht die Überlegung ob es ihm überhaupt zusteht, den dritten Teil seiner Autobiographie zu schreiben. Schließlich sind größere Menschen als er mit nur einem Teil ausgekommen. Eine weitere Frage ist, wie sehr er bekannte Personen "entlarven" und der Öffentlichkeit ihr wahres Gesicht zeigen kann. Nachdem er aber recht früh Gary Glitter und Jimmy Saville erwähnt und mit nur wenigen Worten seine Meinung deutlich gemacht hat, erwarte ich Ehrlichkeit.


    Auch wenn er verspricht, für dieses Buch nur vor seinem Computer zu sitzen und außer einen kurzen Blick auf seinen Twitter-Account nichts anderes zu tun, macht Stephen Fry gleich zu Beginn einen Ausflug. Es geht zurück in seine Kindheit und Schulzeit. Dabei entschuldigt er sich bei den Lesern, die diese Abschnitte seines Lebens schon kennen. Bei mir hätte er sich nicht zu entschuldigen brauchen. Ich kenne seine Vergangenheit, aber ich habe trotzdem das Gefühl, dass ich durch die kurzen Rückblicke eine andere Sichtweise darauf bekommen habe.


    Am Ende des Rückblickes kommt direkt der Ausblick auf die Dinge, die folgen werden. Die Schuld daran gibt Fry sehr selbstironisch "my addiction to everything beginning with a "c": Chocolate, computers, credit cards (of other people) .... cocaine...". Wer ihn kennt ahnt, dass er sich sofort Hals über Kopf darauf stürzen wird.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Die C's spielten ja schon in "The Fry Chronicles" eine Rolle - alle Kapitelüberschriften im Original beginnen mit C.


    Ich freue mich auch schon drauf, das hoffentlich in absehbarer Zeit zu lesen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich lese mich gerade durch die Stephen Frys Tagebuch von 1993. Darin kommt ein Satz vor, der mich schmunzeln läßt: "irgendwann wird Hugh ein Drehbuch angeboten bekommen, das sein Durchruch sein wird... der nächste James Bond oder eine ähnliche Rolle." Wir wissen ja, was aus Mr. Laurie wurde :zwinker:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Wenn ich mir die Bilder vom jungen Mr. Laurie ansehe, muss ich schmunzeln. Was mir dabei aber auffällt: Stephen Fry steht auf allen Gruppenbildern hinten oder am Rand. Seltsam...

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Wenn ich mir die Bilder vom jungen Mr. Laurie ansehe, muss ich schmunzeln.


    Da gab's schon im 2. Teil ein paar sehr schöne :breitgrins:


    Zitat

    Was mir dabei aber auffällt: Stephen Fry steht auf allen Gruppenbildern hinten oder am Rand. Seltsam...


    Stimmt, das ist häufig so. Vielleicht, weil er sich immer hässlich findet und sich absichtlich an eine eher unauffällige Position stellt?

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Valentine: zumindest sieht er auf diesen Bildern immer ein bisschen so aus, als ob er sich nicht wohl fühlen würde. Es gibt zwar auch ein paar Bilder, auf denen er richtig posiert, aber die sind in der Minderheit. Am besten gefallen mir die mir den Laurie'schen Kindern. Da sieht man, dass er auch auf Bildern völlig ungezwungen lachen kann.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Meine Meinung
    Stephen Fry hat keine Angst davor, zu seinen Fehlern zu stehen. Gleich zu Anfang von More fool me findet man eine Liste von Orten, "über die er Schande gebracht" hat. So kann man auch in deutschen Zeitungen gelesen, dass er "bei der Queen" gekokst hat. Aber weniger hätte ich von ihm auch nicht erwartet :zwinker:


    In diesem Teil seiner Biografie fällt mir vor allem eine gewisse Fassungslosigkeit auf. Wie konnte es so weit kommen- und wie hat er es geschafft, diese Jahre zu überleben? Das versteht er selbst nicht. Was ich dagegen nicht verstehe, ist dass seine offensichtliche Sucht entweder ignoriert wurde, oder sich sein Umfeld sich dessen zwar bewusst war, aber nichts dagegen tun wollte. Auf der anderen Seite ist es natürlich schwierig, die Situation von außen zu bewerten. Trotzdem: wenn ich mir überlege, dass gerade Hugh Laurie, den er als seinen besten Freund bezeichnet, zwar nicht wollte dass er bei ihm Kokain nimmt, aber sonst nichts getan hat (zumindest habe ich nichts darüber gelesen), finde ich das schon seltsam.


    Ich habe schon am Anfang geschrieben, dass ich den Autor Stephen Fry nicht immer mag. Der Mensch Stephen Fry, den ich in seinen Biografien kennenlernen durfte, mag ich dagegen sehr.
    5ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Ich habe schon am Anfang geschrieben, dass ich den Autor Stephen Fry nicht immer mag. Der Mensch Stephen Fry, den ich in seinen Biografien kennenlernen durfte, mag ich dagegen sehr.


    Auch so einer, mit dem ich liebend gerne mal einen Kaffee (oder einen Tee) trinken würde.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Im 3. Band seiner Autobiographie plaudert Stephen Fry in gewohnt eloquenter Manier aus dem reich gefüllten Nähkästchen. Seine Karriere als Allrounder in Film, Fernsehen und Literatur spielt dabei zwar eine Rolle, aber eher untergeordnet. Am Ende des Buches sind dann auch nur wenige Jahre vergangen (das Buch endet schon Anfang der 90er), es gibt nicht wahnsinnig viel "Action", doch die Rückblende in Kindheit und Jugend zu Beginn ist genauso amüsant zu lesen wie die Anekdoten aus Frys späterem Leben, wobei einem da doch ab und an das Lachen im Hals steckenbleibt, wenn er freimütig erzählt, wie er 15 Jahre lang an den unmöglichsten Orten eine Linie Kokain geschnupft hat. Das verführerisch-gefährliche weiße Pulver war der Treibstoff, der ihm ermöglichte, mit einem irrsinnigen Terminkalender klarzukommen - da wird einem schon beim Lesen schwindelig, wenn er von Tonaufnahme zu Dreharbeiten zu Interview zu Party flitzt, nebenbei an einem Buch arbeitet und keinen Abend vor Mitternacht im Bett ist.


    Natürlich stoßen wir auch hier wieder auf viele bekannte Namen aus der britischen Künstlerwelt - schließlich ist Frys bester Freund ein gewisser Hugh Laurie, Emma Thompson war eine Studienkameradin und deren (damaliger) Ehemann Kenneth Branagh ebenfalls ein guter Kumpel, um nur einige zu nennen. Anderen, weniger selbstironischen Menschen würde man das womöglich als Namedropping übel nehmen, bei Fry kommt der Gedanke aber gar nicht erst auf.


    Ein klein wenig störend fand ich, dass über Dutzende von Seiten "nur" alte Tagebucheinträge von 1993 abgedruckt werden, die allerdings in Fußnoten aufschlussreich und witzig kommentiert werden. Wenn Fry "richtig" erzählt, gefällt er mir noch besser.


    Nichtsdestotrotz habe ich mich auch mit dem 3. Teil seiner Memoiren wieder prima unterhalten. Er hat einfach eine Gabe, Menschen, Situationen und England im allgemeinen in witzig-geistreichen Worten zu porträtieren, und ich mag auch seinen offenherzigen, selbstkritischen Blick auf den jüngeren Stephen Fry, dem er öfter mal am liebsten den Kopf zurechtrücken möchte.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Ich lese mich gerade durch die Stephen Frys Tagebuch von 1993. Darin kommt ein Satz vor, der mich schmunzeln läßt: "irgendwann wird Hugh ein Drehbuch angeboten bekommen, das sein Durchruch sein wird... der nächste James Bond oder eine ähnliche Rolle." Wir wissen ja, was aus Mr. Laurie wurde :zwinker:


    Das fand ich auch sehr lustig.


    Ebenso die Erwähnung meines Lieblingsrufus, den er als "netten Kerl" und "freakily handsome" bezeichnet hat :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ebenso die Erwähnung meines Lieblingsrufus, den er als "netten Kerl" und "freakily handsome" bezeichnet hat :breitgrins:


    Das macht die Erinnerungen von Stephen Fry so liebenswert. Er redet über seine ganz normalen Freunde, die eigentlich ziemlich große Stars sind :zwinker:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Genau das meinte ich, als ich geschrieben habe, dass ich es bei vielen anderen als nerviges Namedropping empfinden würde, aber Fry bringt das immer so nett und normal rüber.


    Was ich noch vergessen hatte: beim "Postarse" bin ich ja fast vom Stuhl gefallen :totlach: Dabei ist es doch eigentlich nur die logische Konsequent zu "Preface" :lachen:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen