Marita Spang - Hexenliebe

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    Meine Meinung:


    Ich habe schon länger keinen historischen Roman mehr gelesen. Nachdem ich dieses Buch in einem Katalog entdeckt habe, hat mich der Klappentext so neugierig gemacht, dass ich wieder Lust auf die Vergangenheit bekam.


    Auf dem Cover mit dem schwarzen Hintergrund ist eine Frau zu sehen, dargestellt als Dame aus dem späten Mittelalter. Weiter im Hintergrund ist eine Burg zu erkennen.


    Bevor die eigentliche Geschichte beginnt, ist am Anfang des Buches die Stadtansicht von Neuerburg im Jahr 1630 zu sehen. Die Stadt spielt in dem Roman eine zentrale Rolle. Danach folgt eine Liste der beteiligten Figuren in diesem Buch. Dabei sind wahre und fiktive Charaktere gekennzeichnet. Dies beides trägt zum leichteren Verstehen und Nachvollziehen der Handlung bei.
    Schon der Prolog lässt auf eine interessante und spannende Geschichte hoffen. Dort werden die Erlebnisse von Anna, einer später wieder auftauchenden Figur, erzählt, welche eine Schlüsselrolle innehat. Dann wurde ich ins Jahr 1589 entführt. Zu diesem Zeitpunkt fanden in Deutschland zahlreiche Hexenverurteilungen statt.


    In der kleinen Stadt Neuerburg lebt das Edelfräulein Claudia bei ihrem Onkel und ihrer Tante. Bis jetzt sind die Hexenverfolgungen und die dadurch unvermeidlichen Verbrennungen in ihrer direkten Umgebung noch kein akutes Thema. Aber die Unzufriedenheit der ungebildeten Bewohner wächst, es ist einfacher, Krankheiten und Unwetter Unschuldigen zuzuschreiben, als natürliche Erklärungen zu finden. Außerdem haben machtgierige Personen große finanzielle Vorteile von den Hinrichtungen, denn die Familien der Verurteilten müssen für die „Unkosten“ aufkommen. Und somit nimmt auch dort das Unheil seinen Lauf.


    Die Story ist interessant geschrieben, mit viel Spannung, Hintergrundwissen und auch ein Wenig Erotik. Der Schreibstil ist sehr flüssig. Die historischen Hintergründe sind gut in einer spannenden Geschichte verpackt.


    Ich vergebe diesem Buch fünf Sterne.


    5ratten

    Lese fast alles-fast immer

  • Marita Spang hat sich für ihren Debütroman kein neues Thema gewählt: die Hexenverfolgung. Allerdings schuf sie mit "Hexenliebe" ein Werk, dem es gelingt, den Leser in seinen Bann zu ziehen und im Gedächtnis zu bleiben.


    Auf dem Cover ist eine junge Frau zu sehen. Sie hat ein hübsches, offenes Gesicht, doch liegt auch der leichte Schimmer eines Lächelns in ihren Augen. Sie trägt ein prächtiges Kleid im herrschenden Barockstil des ersten Drittel des 17. Jahrhunderts und edlen Schmuck. Also ist sie aus gutem Hause, eine Adlige:


    Claudia von Leuchtenberg. Eine außergewöhnliche junge Frau. Intelligent, aufrichtig, mitfühlend, aber durchaus auch scharfzüngig und manchmal etwas unbeherrscht. Sie pflegt eine Freundschaft zur bürgerlichen Barbara Dietz, obwohl beide sowohl unterschiedlichen Standes als auch Charakters sind. Denn während sich Claudia in der Zeit ihres gemeinsamen Klosteraufhaltes auf Grund ihrer Klugheit die Wissenschaften erschließt, sieht Barbara ihre Bestimmung in einem gemütlichen Heim mit Mann und Kindern, weswegen sie hausfrauliche Tugenden beherrscht, für die Claudia keinerlei Geschick aufzubringen vermag. Diese Freundschaft wird auf eine harte Probe gestellt, als 1612 in der Heimat der beiden Frauen, in der Eifelherrschaft Neuerburg, der Hexenwahn beginnt, der vor niemandem, nicht einmal vor Priestern, Halt zu machen scheint...


    Die Autorin hat einen ausgefeilten und gekonnten Schreibstil, der so manches bildhaft vor Augen führt und deutlich die Gefühle der Menschen transportiert. Dadurch gelingt es, Sympathien oder Antipathien auf die entsprechend Personen zu verteilen und mit ihnen schnell vertraut zu werden.


    Neben der selbstbewussten Claudia, die über einen messerscharfen Verstand verfügt...


    "Alles wird besser beim zweiten Versuch. Vielleicht war Adams Rippe das Einzige, mit dem Gott so zufrieden war, dass er sie beider Schöpfung des Weibes ein zweites Mal nutzte. Den Rest erschuf er neu und vollkommener." (Seite 125)


    ... und damit in der Lage ist, einen religiösen Disput mit dem Burgkaplan Bernhard Josten zu führen, dem es selbst tatsächlich an einer Geistesgabe wie Klugheit mangelt, ihrer Freundin Barbara, die ein gutes Herz und Verhältnis zu ihrem Vater, dem Bürgermeister, hat, mit dem sie Dinge besprechen kann und durch den sie Rat und Unterstützung erfährt, stehen unterschiedliche Menschen im Mittelpunkt des Geschehens:


    Sebastian de la Val, der auf Grund eines Arrangements seines Vater mit Barbara verlobt wird, jedoch beginnt, der ihm geistig ebenbürtigen Claudia Gefühle entgegen zu bringen. Ein Mann, der die Rechte studiert und im Laufe seiner Studien die Erkenntnis gewonnen hat, dass es überhaupt keine Hexen und Zauberer gibt. Der der Meinung ist, dass die Geschichten über Hexensabbat und Teufelsbuhlschaft zu gleichen Teilen auf den schmutzigen Phantasien des "Hexenhammers" und den unter der Folter erpressten Geständnissen beruhen.


    Magdalena Pirken, die ehemalige Amme von Barbara, die als heilkundige Kräuterfrau den Menschen in ihrem Umfeld so manchen Mal Gutes getan hat, gleichwohl aber nun - verursacht von deren Aberglauben und Missgunst - zur Hexe stigmatisiert wird. Insbesondere bei ihrer ungerechten und demütigenden Behandlung habe ich empfindsam reagiert. So lässt einen die Autorin unter anderem an der entwürdigenden Leibesvisitation durch den lüsternen Hexenkommissar Pergener teilhaben. Nicht nur in diesem Fall sind die Hilf- und Machtlosigkeit der Menschen, sich gegen falsche Vorwürfe zur Wehr zu setzen, spürbar, weil offensichtlich ist, dass hier weniger die Fragen des Glaubens, sondern mehr Fanatismus, Machtausübung, Missgunst und Gier neben der Unwissenheit und ja auch Dummheit des einfachen Volkes eine Rolle spielen. Das verursacht Gefühle wie Aufregung, Empörung, sogar Wut.


    Natürlich - so soll es in einer Geschichte sein, wachsen einem die Guten ans Herz. Dabei vergisst Marita Spang jedoch nicht, diese mit Fehlern zu versehen, die sie erst menschlich machen.


    Zu den perfiden Gestalten, die die Autorin ersonnen hat, gehören neben dem bereits erwähnten Hexenkommissar Pergener weitere "Typen" wie Caspar Scholer, dessen hinterhältige und brutale Machenschaften viel Leid und Unglück verursachen.


    Auch einige weibliche Personen haben es auf die Liste der "Bösen" geschafft, wobei insbesondere die schlaue, intrigante und tatsächlich als Hexe zu bezeichnenden Kusine Claudias, Adela, die größtes Unbehagen nicht nur bei Menschen ihrer Umgebung hervorruft, erwähnt sei.


    In ihrem nicht nur vom Aberglauben geprägten Hexenwahn verlieren die Menschen jegliches Unrechtsbewusstsein und lassen es an Mitgefühl mangeln.


    Und doch gibt es sie, die selbstlose Liebe der "Hexe". Dafür legt Marita Spang mit diesem Buch ein eindrucksvolles Beispiel vor.


    5ratten

    Das Leben ist das schönste Märchen. Hans Christian Andersen

  • Jetzt habe ich mir ein wenig Zeit gelassen, um zu überlegen, wie mir das Buch gefallen hat und nun weiß ich immer noch nicht, was ich schreiben soll...

    Ich bin zwiegespalten. Auf der einen Seite hat Spang einen wundervollen Schreibstil und es hat Spaß gemacht, wieder in eine mittelalterliche neuzeitliche Welt einzutauchen. Der Schauplatz Neuerburg ist wunderbar und ich will unbedingt mal hinfahren. Es muss auch jetzt noch einige Überreste der damaligen Zeit geben.


    Absolut verägert hat mich der Klappentext, wofür die Autorin meistens nichts kann - lest ihn nicht. Er nimmt wahnsinnig viel vorweg und das müsste er gar nicht, um trotzdem spannend zu bleiben.


    Manche Beschreibungen der Hexenfolter waren wir ein wenig zu hart. Das Problem habe ich bei dieser Thematik immer, weil die Hexenverfolgung mit das unmenschlichste ist, von dem ich je gelesen habe. Besonders brisant wird es hier dann, wenn selbst Gegner der Hexenverfolgung mit in die Maschinerie gezogen werden und es irgendwann nur noch absurd wird. Das ist absolut richtig dargestellt und in solchen Büchern ist eine schwarz/weiß-Malerei wahrscheinlich unumgänglich, aber ja, es macht das Buch einfach ziemlich heftig.


    Also wenn ich so darüber nachdenke, eigentlich ein wirklich sehr gutes Buch - aber wahrscheinlich liegt mir die Thematik einfach nicht, als das ich so detailliert darüber lesen kann. Das Buch zum Thema Hexenverfolgung von Petra Schier habe ich aus genau diesem Grund auch abgebrochen. Ein super Buch - aber für mich nicht lesbar. Irgendetwas triggert mich da gewaltig.