Charlotte Link - Sechs Jahre. Der Abschied von meiner Schwester

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    •Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
    •Verlag: Blanvalet Verlag (1. September 2014)
    •Sprache: Deutsch
    •ISBN-10: 3764505214
    •ISBN-13: 978-3764505219


    Inhaltsangabe:


    Auf eindringliche Weise berichtet Bestsellerautorin Charlotte Link von der Krankheit und dem Sterben ihrer Schwester Franziska. Es ist nicht nur das persönlichste Werk der Schriftstellerin, voller Einblicke in ihr eigenes Leben, sondern auch die berührende Schilderung der jahrelang ständig präsenten Angst, einen über alles geliebten Menschen verlieren zu müssen. Charlotte Link beschreibt den Klinikalltag in Deutschland, dem sich Krebspatienten und mit ihnen ihre Angehörigen ausgesetzt sehen, das Zusammentreffen mit großartigen, engagierten Ärzten, aber auch mit solchen, deren Verhalten schaudern lässt und Angst macht. Und sie plädiert dafür, die Hoffnung nie aufzugeben – denn nur sie verleiht die Kraft zu kämpfen.


    Autoreninfo:


    Charlotte Link, geboren in Frankfurt/Main, ist die erfolgreichste deutsche Autorin der Gegenwart. Ihre psychologischen Spannungsromane sind internationale Bestseller, allein in Deutschland wurden bislang über 24 Millionen Bücher von Charlotte Link verkauft; ihre Romane sind in zahlreiche Sprachen übersetzt. Die Verfilmungen werden im Fernsehen mit enorm hohen Einschaltquoten ausgestrahlt. Charlotte Link lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt/Main.


    Meine Meinung:


    Titel: Achterbahnfahrt der Gefühle


    Zunächst einmal sollte sich jeder Leser, der zu diesem Buch greift im Klaren sein, dass dieses Buch keine leichte Kost ist und dass man hier etwas als Leser geboten bekommt, dass man selbst nie am eigenen Leib erfahren möchte.


    Ich bin Frau Link sehr dankbar, dass sie uns Leser an dem Schicksal ihrer Schwester und das ihrer gesamten Familie teilhaben lässt, denn so ein ernstes Thema wie Krebs lässt sich nur schwer beschreiben.


    Im Buch erfahren wir die komplette Leidensgeschichte der jüngeren Schwester, wie Familie, Freunde und Kinder damit umgehen und wie es in deutschen Krankenhäusern zu geht. Hier steht nämlich in erster Linie nicht der leidende Patient im Mittelpunkt, sondern das Geld, welches ich leider auch schon im privaten Umfeld miterleben musste.


    Es hat selten ein Buch gegeben, das mich so emotional aufgewühlt und mich hat weinen lassen wie dieses, auch wenn ich schon einige Bücher über Krebs oder sterbende Angehörige gelesen habe.


    Zudem gelingt es der Autorin, die Krankenhausereignisse so zu schildern, dass auch ein Laie sie versteht, da sie nie mit Fachbegriffen um sich wirft.


    Jeder muss hier wirklich abwägen, ob das Buch für ihn etwas ist. Ich bin jedenfalls froh es gelesen zu haben, denn es verdeutlicht einem, dass man sein Leben leben und jeden Tag genießen sollte, der einem geschenkt wird und dass Familie immer noch am wichtigsten ist.


    Einzig negativ, aber dies kann man der Autorin nicht anlasten: Es ist kein Buch, das Mut machen will, sondern es schildert einfach den Leidensweg mit allen negativen Erfahrungen und Gefühlen, die das Sterben so mit sich bringt.


    Fazit: Das Buch bewegt und rüttelt einen emotional auf. In meinen Augen lesenswert, wenn auch arg traurig und bedrückend.


    Bewertung: 5ratten und :tipp:


    P.S.: Ich habe wirklich Rotz und Wasser geheult... :heul:


    Titel angepasst. LG, Valentine

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Ich habe das Buch schon vor einigen Tagen beendet und bin mir nach einigen Tagen des Nachdenkens immer noch nicht sicher, wie ich es bewerten soll. Es ist eine Geschichte, die nachdenklich macht, weil sie vor Augen führt, dass unheilbare Krankheiten jeden Menschen unerwartet treffen können und man nichts dagegen tun kann. Es ist besonders schwer, wenn sich das dann auch noch über Jahre hinzieht, weil es nicht nur für den Kranken, sondern auch für die Angehörigen an die Substanz geht. Alle möglichen Therapien werden ausprobiert, Ärzte und Kliniken konsultiert in der vergeblichen Hoffnung, Heilung zu finden.


    Charlotte Link beschreibt das sehr intensiv, vor allem, weil sie ein äußerst inniges Verhältnis zu ihrer Schwester Franziska hatte. Sie haben von der Diagnose bis zum Sterbetag den ganzen Weg gemeinsam zurückgelegt, aber von Anfang an steht für mein Empfinden die Autorin zu sehr im Mittelpunkt. Immer wieder erwähnt sie ihre eigenen Probleme, die sie durch die Krankheit von Franziska hatte, wodurch Letztere manchmal fast zur Statistin wird. Der Untertitel lautet zwar "Der Abschied von meiner Schwester", aber angesichts des langen und wirklich qualvollen Sterbens sollte sich die Überlebende nicht selbst in den Fokus stellen.


    Davon einmal abgesehen ist es ein Buch, das wirklich an die Nieren geht. Es ist erschütternd zu lesen, wie Totkranke in manchen Kliniken behandelt werden. Es gab viele Ärzte und Pflegepersonal, die sich um die Kranke kümmerten und ihr Bestes gaben, um ihr die Schmerzen und das Leid zu erleichtern. Genauso gab es aber andere, die die Kranke in schonungsloser Direktheit mit Diagnosen konfrontierten, die manchmal sogar völlig falsch waren, oder Ärzte, die Patienten auf ihre Krankheiten reduzieren und nicht die Menschen dahinter sehen. Ein Arzt kümmerte sich in erster Linie um den Eingang seines Honorars, während die wenig Erfolg versprechende Therapie von seinem Personal durchgeführt wurde. Erlebnisse dieser Art führten dazu, dass die seelischen Qualen um so stärker wurden und die seelische Verfassung der Patientin massiv beeinträchtigten. Nicht nur die Kranken leiden, sondern die ganze Familie, die nichts tun kann als abwarten und hoffen. Und als Leser wünscht man sich, von solchen Erlebnissen verschont zu bleiben.

  • Von Charlotte Link habe ich "Das Haus der Schwestern" und "Die Rosenzüchterin" gelesen. Das ist schon sehr lange her. Und da ich damals noch kein Lesetagebuch führte, wollte ich die Bücher irgendwann noch einmal lesen. Bis heute bin ich nicht dazu gekommen, obwohl ich "Das Haus der Schwestern" zwischenzeitlich auch schon gehört habe.


    Nun bin ich über ein sehr privates Buch der Autorin gestolpert: "Sechs Jahre - Der Abschied von meiner Schwester".
    Schon im Vorwort lese ich, was mich in diesem Buch erwartet und dass es keine leichte Kost ist. Sechs Jahre lang kämpfen Charlotte Link und ihre Familie an der Seite ihrer Schwester Franziska gegen den Krebs, um am Ende doch zu verlieren. Franziska stirbt am 7. Februar 2012 mit sechsundvierzig Jahren nach sechsjährigem Kampf an dieser Krankheit. Sie nahm Charlotte vorher das Versprechen ab, darüber zu schreiben.


    Zwischen den Schwestern bestand seit ihrer Kindheit eine unheimlich enge Verbindung. Charlotte verlor mit dem Tod ihrer Schwester den wichtigsten Menschen ihres Lebens. Dieses Buch zu schreiben, war wohl auch ein Stück Trauerbewältigung.


    Doch nicht nur das. Sie war der Meinung, dass das, was sie in diesen sechs Jahren in Krankenhäusern erlebt haben, öffentlich gemacht werden sollte. Auf die Missstände sollte so lange hingewiesen werden, bis sich etwas Entscheidendes ändert.


    Als man im Februar 2006 bei Franziska Metastasen findet und auf die Suche nach dem Tumor gehen will, ist sie noch ganz ruhig. Sie war von den beiden Schwestern immer die sachlich und rational Agierende. Noch dazu war ihr die Situation vertraut. Achtzehn Jahre zuvor hat sie das schon einmal erlebt.
    An einem Vormittag hatte sie einen Termin bei einer Onkologin, zu dem sie noch ganz zuversichtlich ging. Innerhalb einer halben Stunde hat diese Onkologin dafür gesorgt, dass ein Psychologe Franziska wenig später eine tiefe Traumatisierung bescheinigt.
    Diese Onkologin sagte Franziska auf den Kopf zu, dass es für sie absolut keine Hoffnung gibt. Mit einer Chemo-/Strahlentherapie und der Entfernung des Tumors wird sie höchstens noch bis zum Ende des Jahres zu leben haben. Sie solle doch über den Verlauf ihres Sterbens ein Fotoalbum anlegen, damit ihre Kinder etwas hätten, das sie sich dann immer wieder anschauen können.


    Fehldiagnosen wird Franziska noch so einige bekommen. Zumeist negative, die sich dann doch nicht einstellen. Aber diese Erfahrungen macht es unmöglich an positive Diagnosen zu glauben.
    Noch eine Erfahrung, die die Familie in diversen Krankenhäusern gemacht hat: Sobald der Patient mit zwei Dingen zu kämpfen hat, die es nötig machen würden, stationsübergreifend zu arbeiten, ist er aufgeschmissen. Dazu scheinen die meisten Krankenhäuser nicht in der Lage zu sein. In einer Lungenklinik zum Beispiel wird überhaupt nicht darauf reagiert, dass Franziska nichts essen kann. Man stellt ihr das Tablett hin und holt es abends wieder ab. Ohne darauf zu reagieren, dass sie gar nichts zu sich nimmt. Wenn die Familie nicht Essen mitgebracht hätte, wäre sie dort einfach verhungert.


    Das Verhalten vieler Ärzte machte Charlotte Link sprachlos und mich als Leserin wütend. Sie fragte sich, warum ein Arzt einen helfenden Beruf ergreift,


    Zitat

    wenn er gleichzeitig so menschenverachtend, rücksichtslos und fast feindselig mit Menschen umgeht, die sich in einer wehrlosen Situation befinden.


    Und wie kann es sein, dass solche Ärzte für ihr Tun nicht bestraft werden. Dass sie sich für Fehldiagnosen in rauen Mengen nicht entschuldigen und schon gar nicht verantworten müssen.


    Es hat sicherlich rechtliche Gründe, aber ich finde es äußerst schade, dass diese "Ärzte" hier nicht mit Namen genannt wurden.


    Glücklicherweise haben sie aber auch andere Ärzte und Klinikpersonal kennengelernt. Sie haben erlebt, dass man sich auch in einem Krankenhaus geborgen fühlen kann, wenn Ärzte und Schwestern mit den todkranken Patienten respektvoll und freundlich umgehen.


    Das Buch ist nicht leicht zu lesen. Wie schon am Titel zu erkennen, gibt es kein Happy end. Trotzdem macht es ein bisschen Mut, die Hoffnung nicht zu schnell aufzugeben.
    Zwei Jahre wurden Franziska anfangs noch gegeben. Sechs Jahre hat sie noch geschafft. Sechs Jahre, die sicher nicht leicht waren, die sich die Familie aber noch gehabt hat.

  • Ich habe bisher noch kein Buch von Charlotte Link gelesen, Krimis lese ich sehr selten.


    Charlottes Schwester Franziska bekommt mit 41 Jahren die Diagnose Darmkrebs. Viel zu früh und Franziska hat eigentlich kaum Risikofaktoren, welche Darmkrebs begünstigen können: sie ernährt sich ausgewogen, ist sportlich und isst kein rotes Fleisch. Es beginnt eine Odyssee durch verschiedene Krankenhäuser Deutschlands. Franziskas erste Onkologin erklärt ihrer Patientin sehr unsensibel, dass diese nur noch 2 Jahre zu leben habe und sich schon einmal von ihren Kindern verabschieden könne. Diese Prognose stellt sich als falsch heraus, falsche Diagnosen und unmenschliches Krankenhauspersonal erlebt Familie Link auch weiterhin noch in diesen sechs Jahren.
    Allerdings gibt es auch kompetente emphatische Ärzte und Pflegepersonal, die sich menschlich um Franziska kümmern.
    Charlottes Band zu ihrer Schwester ist sehr stark, immer wieder betont sie, wie auch sie unter der Krebserkrankung ihrer Schwester zu leiden und durch den Krebs die wichtigste Bezugsperson in ihrem Leben verloren hatte. Denn diese Angst um ihre Schwester ist nicht neu:
    Franziska bekam 1988 als junge Frau ein Hodgkin-Lymphom, welches durch Strahlentherapie und Chemotherapie komplett besiegt worden ist. Als Langzeitnebenwirkung der Radiatio bildete sich eine Lungenfibrose, die dann verantwortlich für Franziska Tod war.


    Dieses Buch erzählt auch von vielen Missständen in Krankenhäusern, z.B. der schlechten Koordination der Abläufe bei mehreren Erkrankungen, fehlenden Personal aufgrund von Ärztestreiks oder dem Pflegenotstand, die mangelnde Hierarchiedurchlässigkeit ( Pflegepersonal hat bei wichtigen Entscheidungen, die über Leben oder Tod entscheiden können, auf die Weisung des nächsthöheren Arztes zu hören, auch wenn dieser gerade nicht anwesend ist) oder die absurden Auswirkungen des DRG-Fallpauschalensystems.


    "Sechs Jahre - Der Abschied von meiner Schwester " ist sicherlich ein Stückchen Trauerbewältigung für Charlotte gewesen, ich habe beim Lesen in jeder Zeile, in der sie über das Verhältnis zu ihrer Schwester geschrieben hat, ein sehr starkes Band der Vertrautheit und der Seelenverwandtschaft gespürt. So, als hätten die beiden schon immer zueinander gehört und aufeinander aufgepasst.


    Keine Ratten, ich finde eine Bewertung hier unangebracht.