Anat Talshir - Über uns die Nacht

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    Klappentext:
    Die Jüdin Lila begegnet dem arabischen Teehändler Elias zum ersten Mal am Vorabend der israelischen Staatsgründung in Jerusalem. Es ist der Beginn einer tiefen Liebe, die geheim bleiben muss. Als Krieg ausbricht, wird die Stadt durch eine Mauer geteilt, die die beiden fortan unüberwindbar voneinander trennt. Neunzehn Jahre wird es dauern, bis es wieder Hoffnung für Lila und Elias gibt. Doch kann ihre Liebe den Hass der beiden verfeindeten Kulturen, die Jahre der Trennung und der Sehnsucht überstehen?


    Meine Meinung:
    Der Erstlingsroman der Autorin und Journalistin Anat Talshir ist keine einfache Lektüre, aber eine die fesselt.


    Die Liebe zwischen einem Araber und einer Jüdin in Jerusalem ist keine einfach Liebe, das ist von vornherein klar. Und es ist auch klar, dass es ein Happy End im eigentlichen Sinne nicht geben wird. Denn diese Liebe darf nicht sein.


    Ich war, auf Grund des Themas und des Handlungsortes sehr auf diese Geschichte gespannt und wurde nicht enttäuscht. Ich bekam eine Geschichte der leisen Töne. Eine Geschichte, die uns die Vorgänge in Jerusalem näher bringt. Eine Geschichte, die keine lauten Worte braucht, um zu bestehen.


    »Elias und Lila kamen sich näher und gingen wieder auf Abstand, wie Schattenspielpuppen, die einander umkreisten, schneller und langsamer wurden, zu einer Musik tanzten, die nur sie beide hören konnten.« (S. 57)


    Man merkt, dass die Autorin Anat Talshir Journalistin ist und mit Worten umgehen kann.


    Ihre Erzählweise zeigt ein großes Einfühlungsvermögen, als sie die wechselhafte und schmerzhafte Geschichte ihrer Heimat beschreibt. Sie zeigt mit Worten alle Facetten einer großen Liebe, all die Gefühle: Liebe, Verzweiflung, Verlangen.


    »Sich in Dich zu verlieben, das heißt, die Einfachheit spüren, etwa ganz Elementares, Starkes spüren.« (S. 81)


    Sie beschreibt Situationen und Ereignisse plastisch und real, man meint „mittendrin statt nur dabei“ zu sein. Gerade die Beschreibungen der unglaublichen Landschaften haben mich fasziniert. Wogegen mich die Beschreibungen der Teilung der Stadt, die Reaktionen der Menschen dort – Juden und Araber – und die Präsenz der Gewalt schockiert haben.


    Anat Talshir spielt mit den Gefühlen des Lesers und schafft es dabei immer, den Leser zu fesseln und in den Bann zu ziehen.


    Elia’s Beruf als Teehändler bringt es mit sich, das Tee eine große Rolle spielt und man somit auch etwas über den Anbau, die Unterschiede und die Teezeremonien erfährt. Dabei schafft Frau Talshir es, nicht schulmeisterhaft zu wirken, sondern Interesse zu wecken.


    Sie hat es aber auch geschafft, bei mir Interesse für das Thema Jerusalem und für die Menschen in den Gebieten zu wecken.


    „Über uns die Nacht“ ist ein sehr gefühlvolles, tragisches Buch. Ein Buch, das Emotionen weckt, bewegt, berührt. Ein Buch, das sich zu lesen lohnt. Ein Buch, das man nicht verschlingen sollte sondern das wirken soll.


    Ein Satz ging mir nahe – hat er doch auch in der heutigen Zeit für viele Menschen leider eine große Bedeutung. »Ein Flüchtling zu sein ist schlimmer als zu sterben.« (S. 122)


    Meine Wertung: 5ratten

  • Schade fand ich wieder einmal, das man den Titel in den Übersetzungen so verändern muss. Im Deutschen wie auch im Englischen erscheint auf einmal das Wort Nacht im Titel About the night/ Über uns die Nacht aber im Original heißt es אם אשכחר – Wenn ich vergesse….
    Dieser Titel passt zum einen viel besser zum Inhalt des Buches und zum anderen nimmt er noch einmal direkten Bezug zu Jerusalem, da es eine Stelle in den Psalmen gibt, die mit diesen Worten beginnt und heißt „Wenn ich dich je vergesse, Jerusalem…“

  • Anat Talshir - About the night / Über uns die Nacht

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    OA: אם אשכחך Im Eshkaherkh
    OA: 2010
    386 Seiten
    ISBN: 9781503936034


    Klappentext:
    Die Jüdin Lila begegnet dem arabischen Teehändler Elias zum ersten Mal am Vorabend der israelischen Staatsgründung in Jerusalem. Es ist der Beginn einer tiefen Liebe, die geheim bleiben muss. Als Krieg ausbricht, wird die Stadt durch eine Mauer geteilt, die die beiden fortan unüberwindbar voneinander trennt. Neunzehn Jahre wird es dauern, bis es wieder Hoffnung für Lila und Elias gibt. Doch kann ihre Liebe den Hass der beiden verfeindeten Kulturen, die Jahre der Trennung und der Sehnsucht überstehen?



    Eigene Meinung:
    Was die Bewertung dieses Buch anbelangt, bin ich ein wenig zwiegespalten. Einerseits hat es mir gut gefallen und es ließ sich flüssig lesen. Ich mochte die Liebesgeschichte und natürlich auch den geographischen Hintergrund „Jerusalem“
    Aber gerade weil Jerusalem mir so viel bedeutet, fand ich, dass hier Inhalte zu kurz kamen. Die Autorin legte die Geschichte von Lila und Elias in die Zeit zwischen 1946 und 1967. Eine Zeit eingebettet in zwei der wichtigsten und bedeutendsten Kriege Israels. Die Autorin lässt den Roman genau in dieser Zeit spielen, da gerade die politischen Lage mit ausschlaggebend ist für die Entwicklung der Geschichte. Von daher, wurden die politischen Hintergründe arg vernachlässigt. Nur wer sich mit der Geschichte Israel auskennt, wird hier die Zusammenhänge und die weitreichenden Konsequenzen begreifen.
    Dennoch mochte ich die dramatische Wendung um diese verbotene aber doch so starke und tiefe Liebe. Diese Geschichte hatte die Autorin wunderschön ausgearbeitet und in einem netten Schluss enden lassen.


    Will man aber mehr über die Gründung des Staates Israel und den Beginn des israelisch/arabischen Konfliktes wissen, dann sollte man diesbezüglich nach anderer Literatur suchen. Zumindest wird hier eine recht objektive und auf Grund der Oberflächlichkeit des Themas eine sehr diplomatische Sichtweise der politischen Lage an den Tag gelegt.


    4ratten


  • Will man aber mehr über die Gründung des Staates Israel und den Beginn des israelisch/arabischen Konfliktes wissen, dann sollte man diesbezüglich nach anderer Literatur suchen.


    Da mich das Thema wirklich interessiert, welche Bücher (Sachbuch und Roman) kannst du empfehlen?

  • Wenn Du nach Romanen fragst, dann kann ich sehr empfehlen:


    Amos Oz - Eine Geschichte von Liebe und Finsternis
    Amos Oz - Der Berg des bösen Rates
    Leon Uris - Exodus
    Jehuda Amichai - Die Nacht der schrecklichen Tänze


    Ich habe hierganz viele Bücher zum Thema Israel vorgestellt und viele mit meinen Rezensionen verlinkt. Da kannst du auch schauen, ob etwas dabei ist, was dich anspricht.


    Die ersten drei Bücher vermitteln recht gut, wenn auch in Romanform, die Entstehung und die Geschichte Israels. Amos Oz gilt als sehr liberaler, linksgerichteter Autor und ist Begründer der Friedensbewegung "Shalom Achschaw".


    Leon Uris beginnt schon mit den ersten Einwanderern, welche Ende des 18ten Jahrhunderts vor Pogromen in Russland flohen. Ein guter Ansatz, da die Gründung des Staates schon hier seinen Anfang nahm, in dem man sehr deutlich die Notwendigkeit erkennt.


    Jehuda Amichai zeigt die Seele des Israelischen Volkes mit einer kaum vergleichbaren Poesie. Auch wenn die erste der Kurzgeschichten surreal ist, vermitteln die darauffolgenden ein sehr vielfältiges, vielschichtiges und buntes Bild dieses Landes.

  • Danke für rasche Antwort. Ich habe mir ein Lesezeichen gesetzt, dann kann ich in Ruhe gustieren, wenn ich Büchernachschub brauche. Das Sachbuch habe ich mir schon notiert.


    Amos Oz - Eine Geschichte von Liebe und Finsternis habe ich schon gelesen. Ein beeindruckender Familienroman, der einem von der ersten Seite mitnimmt und noch lange nachhallt.