Diskussionsthread

Es gibt 28 Antworten in diesem Thema, welches 5.780 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von gagamaus.


  • Eine toll beschriebene Szene finde ich, als Justin Griff nachts mitnimmt zum Ort seiner Entführung und ihm davon erzählt. Man spürt förmlich, dass Justin darüber reden MUSS und Griff macht es genau richtig und drängt ihn nicht. Die Frage des Missbrauchs wird zwar nicht eindeutig geklärt, aber ich habe das Gefühl, es ist schon zu einem sexuellen Übergriff gekommen.


    Ja, Griff macht es intuitiv richtig. Ich glaube schon, dass es sexuelle Kontakte zu Dwight gab.


  • So habe ich das gar nicht verstanden. Er hat tags geschlafen und durfte nur nachts mit seinem Entführer hinaus. Und villeichtg warst du noch nicht an der Stelle, wo er Griff erzählt, dass


    So weit war ich tatsächlich noch nicht. Aber er hatte ja auch die Freundin, also war er doch wohl auch sonst draußen.



    Mit einem "normalen" Verhalten rechne ich nicht. Jeder in der Familie hat ein Trauma erlitten. Die Eltern sollten dringend auch eine Therapie machen und alle zusammen vielleicht noch eine Familientherapie. Sie sind erst vier Jahre sprachlos in ihrem Unglück und jetzt in ihrem scheinbaren Glück - welches gar keines ist, denn die Wunden dieser Entführung sind noch lange nicht vernarbt.


    Justin hat Gespräche mit der Therapeutin. Die Eltern haben Gespräche mit ihr. Griff?? Mir erscheint aber genauso wichtig, dass die Therapie die Familie zusammenbringt, dabei kann das entscheidende Thema ja zunächst ausgeklammert werden. Aber die Therapie müsste doch darauf abzielen, dass man miteinander redet.

  • 4.


    Der Plan von Cecil und Eric war wirklich bescheuert. Es hätte doch nur zu noch mehr Leid geführt. Es war gut, dass Laura Cecil ins Gewissen geredet hat, aber auch mir Eric hätte sie Tacheles reden sollen.


    Cecil fährt alleine zum Hafen, aber Dwight ist verschwunden. Er taucht dann zwar wieder auf, wie wir ja auch schon gleich am Anfang des Buches erfahren haben, allerdings tot. Was wirklich geschehen ist, bleibt uns überlassen. Erics Gedanken dazu finde ich teilweise etwas komisch. Warum sollte der Polizist da mitgemischt haben.


    Griffs Freundin hat also diese ominöse Postkarte geschrieben. Darauf bin ich nicht gekommen, obwohl ja kaum jemand anders in Frage kam.


    Alle machen sich Gedanken, dass Dwight bei dem Fest auftaucht. Das ist belastend, aber keiner sagt den Jungen, dass er tot ist. Muss man das verstehen?


    Das Buch hat mir einiges abgefordert, da für mich das Verhalten der Veteiligten unnatürlich war, aber trotzdem musste ich weiterlesen, um zu erfahren, was noch geschieht. Das wird eine schwierige Rezension.

  • Bis Seite 270


    Es ist spannend zu lesen, wie die Gefühlskonstellationen der Familie sich verändern, je nach den äußeren Geschehnissen. Solchen Dingen, die sie nicht beeinflussen können.
    Also erst ja die Entführung. In den 4 Jahren danach ist ein Vakuum entstanden. Mit Justins Rückkehr hoffen alle, es würde sich auflösen. Und in den Augenblick, als man denkt, es könnte aufwärts gehen mit der Familie - z.B. fühlt Laura sich seit langem wieder besser - da wird der Täter entlassen. Und alles gerät erneut ins Wanken. Auch Justin zeigt jetzt, dass es in seinem Inneren brodelt. Dass er die Mäuse verfüttert hatte sicherlich mehr Gründe, als den Hunger der Schlange. Die Mäuse waren ein Sinnbild. Für die Mutter für die Befreiung - für Justin vielleicht eher das Gegenteil. Hmmm


    Eric beobachtet das Haus des Täters... kann mit seiner Freundin nicht mehr schlafen. Der brütet was aus. Wie auch sein Vater, der die Pistole putzt und sich kaum noch bei ihnen meldet.


    Ich schätze mal, solange der Täter frei rumläuft, nicht verurteilt und weggesperrt, solange kann die Familie nicht zu einem inneren Gleichgewicht zurückfinden. Alles läuft auf einen Eklat zu, das Gefühl habe ich beim Lesen, auch wenn alles so langsam und leise scheint.

    :lesen:





  • Jetzt habe ich das Buch auch beendet. Und mir hat es gut gefallen. Man muss sich vielleicht ein bisschen auf die Akribie einlassen mit der der Autor das Beziehungs- und Gefühlsgeflecht der Familie durchleuchtet und man darf natürlich keinen Pageturner erwarten, denn auch wenn am Ende kurz mal etwas "Action" aufkommt so ist es doch kein Spannungsroman im eigentlichen Sinne. Meine Aufmerksamkeit konnte der Autor aber doch fesseln, denn die Veränderungen der einzelnen Familienmitglieder waren faszinierend genau und realistisch beschrieben. Ich musste immer wieder an tatsächliche Fälle denken, an Berichte und Beschreibungen von wirklich Betroffenen - und ein bisschen habe ich auch ständig darüber nachgedacht, wie meine eigene Familie mit so einer Situation umgehen würde.


    Dass die Männer am Ende keinen Erfolg mit ihrem verqueren Plan hatten, fand ich gut. Mir hätte es besser gefallen, wenn klarer geworden wäre ob Laura tatsächlich das getan hat, wofür Eric sie verdächtigt. Da es so genau beschrieben wurde, tendiere ich dazu, dass es möglich sein kann, dass er recht hat mit seiner Vermutung.


    Am Ende erfährt man auch, dass Justin wohl wirklich fürchterliches erlebt hat und ich denke er wird noch lange brauchen, bis er das alles verarbeitet hat - halbwegs.


    Sehr schön war auch die kleine Liebesgeschichte mit Griffin und seiner Freundin. Einer der wenige Lichtblicke in der Geschichte.


    Mein Fazit: Ein kluges Buch mit glaubwürdigen Akteuren. Der Schreibstil ist ruhig und bedächtig, manchmal etwas ausführlicher als es nötig wäre, aber dennoch schön zu lesen. Den Autor werde ich mir sicherlich merken.
    Von mir gute 4ratten

    :lesen:






  • Auch Justin zeigt jetzt, dass es in seinem Inneren brodelt. Dass er die Mäuse verfüttert hatte sicherlich mehr Gründe, als den Hunger der Schlange. Die Mäuse waren ein Sinnbild. Für die Mutter für die Befreiung - für Justin vielleicht eher das Gegenteil. Hmmm


    In Justin muss es ja brodeln. Bis jetzt hat er viel zu wenig Emotionen gezeigt.




    Ich schätze mal, solange der Täter frei rumläuft, nicht verurteilt und weggesperrt, solange kann die Familie nicht zu einem inneren Gleichgewicht zurückfinden. Alles läuft auf einen Eklat zu, das Gefühl habe ich beim Lesen, auch wenn alles so langsam und leise scheint.


    Ich glaube aber, dass viel mehr dazu gehört, als dass der Täter verurteilt ist. Die Familie schwirren wie einzelne Planeten durch die Gegend, die müssen wieder einen Weg zueinander finden.


  • Meine Aufmerksamkeit konnte der Autor aber doch fesseln, denn die Veränderungen der einzelnen Familienmitglieder waren faszinierend genau und realistisch beschrieben. Ich musste immer wieder an tatsächliche Fälle denken, an Berichte und Beschreibungen von wirklich Betroffenen - und ein bisschen habe ich auch ständig darüber nachgedacht, wie meine eigene Familie mit so einer Situation umgehen würde.


    Das habe ich auch oft überlegt: Wie würden wir als Familie reagieren? Ich habe natürlich nicht wirklich eine Ahnung, weil man in einer solchen Situation wahrscheinlich ganz anders reagiert, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass wir so jeder für sich gelebt hätten.




    Dass die Männer am Ende keinen Erfolg mit ihrem verqueren Plan hatten, fand ich gut. Mir hätte es besser gefallen, wenn klarer geworden wäre ob Laura tatsächlich das getan hat, wofür Eric sie verdächtigt. Da es so genau beschrieben wurde, tendiere ich dazu, dass es möglich sein kann, dass er recht hat mit seiner Vermutung.


    Ich weiß nicht, ob Laura wirklich aktiv wurde. Sie war mir insgesamt zu passiv. Kann man danach wirklich so leben, als wäre das nicht geschehen? Müssten die anderen das nicht bemerken.

  • Das habe ich auch oft überlegt: Wie würden wir als Familie reagieren? Ich habe natürlich nicht wirklich eine Ahnung, weil man in einer solchen Situation wahrscheinlich ganz anders reagiert, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass wir so jeder für sich gelebt hätten.


    Ich habe schon einige Filme gesehen und Bücher gelesen über das Thema. Und dort wurde sehr oft gesagt, dass jeder anders mit so einem Schicksalsschlag umgeht und anders verarbeitet. Sprachlosigkeit und Probleme miteinander zu sprechen sind die gängisten Schwierigkeiten mit denen Familien zu kämpfen haben. Auch die Angst, durch das Aussprechen der eigenen Unsicherheiten den anderen zu belasten sind sehr groß. Das kam für mich in der Geschichte sehr glaubwürdig rüber.

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  • In Justin muss es ja brodeln. Bis jetzt hat er viel zu wenig Emotionen gezeigt.


    Wie gesagt. Ich denke immer an die ersten Interviews von der Kampusch in denen sie mit stoischer Gelassenheit von ihrer 10-jährigen Gefangenschaft erzählte. Keine Gefühlsregungen erkennbar. Sehr seltsam. An das erinnert mit Justin sehr.

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