Laini Taylor - Lips Touch: Three Times (Der verbotene Kuss)

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  • Hallo ihr Lieben!


    Ich muss diese Rezension mit ein bisschen Vorgeschichte beginnen. Laini Taylor und ich standen nämlich nach dem einzigen anderen Buch, das ich von ihr gelesen hatte (Daughter of Smoke and Bone) auf Kriegsfuß. Es gab Elemente, die mir gefallen haben, aber leider hat die klischeebehaftete Handlung und vor allem die abartige Romanze zwischen einem 17-jährigen Mädchen und einem unsterblichen und hundert Jahre alten Wesen mich abgeschreckt (auch wenn das später im Buch erklärt wird). Laini Taylor hat sich einfach zu vieler Jugendbuch-Klischees bedient und ich wollte eigentlich einen großen Bogen um ihre Bücher machen.
    Aber diese kleine Sammlung lag schon auf dem SUB und eine zweite Chance hat jeder verdient. Nur hätte ich nie gedacht, dass ich so begeistert sein werde. Und jetzt bin ich vom Autor-Ausweichmodus in den Ich-muss-alles-von-ihr-lesen-Modus geschlittert. :redface:


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    Inhalt:
    Three tales of supernatural love, each pivoting on a kiss that is no mere kiss, but an action with profound consequences for the kissers' souls:
    Goblin Fruit: In Victorian times, goblin men had only to offer young girls sumptuous fruits to tempt them to sell their souls. But what does it take to tempt today's savvy girls?
    Spicy Little Curses: A demon and the ambassador to Hell tussle over the soul of a beautiful English girl in India. Matters become complicated when she falls in love and decides to test her curse.
    Hatchling: Six days before Esme's fourteenth birthday, her left eye turns from brown to blue. She little suspects what the change heralds, but her small safe life begins to unravel at once. What does the beautiful, fanged man want with her, and how is her fate connected to a mysterious race of demons?


    Meine Meinung:
    Die Sammlung enthält drei Geschichten, die zwar voneinander unabhängig sind, aber durch das Motif des Kusses doch irgendwie zusammen gehören. Zuerst muss ich aber erwähnen, dass jede der Geschichten mit Bildern beginnt. Wie ein Mini-Comic erzählen diese wunderschönen Prologe die Vorgeschichte zur Prosa-Geschichte, die folgt. Der Zeichenstil und die dezenten Farben haben mir ausgesprochen gefallen, weil sie einerseits die märchenhafte Stimmung der Sammlung einfangen und andererseits einfach meinen Geschmack treffen.


    Goblin Fruit ist die erste Geschichte, die Christina Rossettis fantastisches Gedicht "Goblin Market" als Quelle heranzieht. Eine der beiden Schwestern des Gedichtes ist inzwischen Großmutter und ihre Enkelin Kizzy könnte das nächste Opfer der Kobolde werden. Wo früher Kobolde Früchte angeboten haben um junge Frauen zu verführen, braucht es zu modernen Zeiten schon etwas mehr. Kizzy ist ein wenig Außenseiter, vor allem weil ihre Familie sich seltsam und ganz und gar nicht modern benimmt. Die jagen Tiere, schlachten und kochen sie dann, sie glauben an seltsame alte Götter und Geister und nicht mal ein Begräbnis kommt ohne übernatürliche Rituale aus, die weit über christliche Bräuche hinausgehen.
    Als Jack Husk an Kizzys Schule beginnt und - trotz ihres durchschnittlichen Aussehens - nur Augen für sie hat, ist als Leser sofort klar, was hier geschieht.


    Diese Geschichte war von Anfang bis Ende großartig! In einem kurzen Prolog (nach dem Comic) wird erklärt, wie Kobolde ihre Opfer aussuchen. Es sind nicht die hübschesten Mädchen oder die begabtesten, auf die sie es abgesehen haben, sondern jene Mädchen, die sich danach sehen das hübscheste Mädchen und etwas Besonderes zu sein. Mir hat vor allem die Sprache gefallen, weil Laini Taylor es schafft alles irgendwie köstlich wirken zu lassen, sei es ein Kuss oder etwas Essbares. Außerdem zieht sich ein Faden Magie durch die gesamte Handlung, die trotzdem in der heutigen Welt spielt. Geister sprechen, Dolche haben magische Kräfte, und Rituale dienen zum Schutz der Menschen. Das Ende hätte in die Hose gehen können - ist es aber nicht. Und mehr sag ich auch nicht dazu. :breitgrins:


    Die zweite Geschichte, Spicy Little Curses Such as These hat mir sogar noch besser gefallen. Wieder erzählt der Comic die Vorgeschichte einer englischen Witwe, die beim Versuch ihren verstorbenen Mann aus der Hölle zu retten, zum Botschafter wurde. Jetzt trinkt sie täglich mit einem Dämon Tee und verhandelt über die Seelen von Menschen. Während Estella versucht, vor allem Kinder zu retten, die etwa bei Naturkatastrophen sterben sollten, will der Dämon natürlich so viele Seelen wie möglich gewinnen. Ihr Hin und Her war purer Spaß zu lesen. Um 20 Kinder vor dem Tod bei einem Erdrutsch zu retten, geht Estella aber einen gefährlichen Deal ein. Sie muss einen Fluch über ein englisches Baby legen.
    Dieses Baby, Anamique, hat ab dann die schönste Stimme der Welt, aber jeder, der sie hört, fällt sofort tot um. :entsetzt: Estella trickst den Dämon aber ein wenig aus und erweitert den Fluch so, dass Anamique keinen Mucks von sich gibt bis sie alt genug ist um den Fluch zu verstehen.
    Sie wächst also völlig still auf, ist dadurch auch ausgegrenzt von anderen Engländern und versteht sich eher mit den indischen Dienern, die alle ohne Zweifel an den Fluch glauben. Kompliziert wird es aber als Anamique sich verliebt und der Mann, der nicht an Flüche und Dämonen glaubt, sie drängt etwas zu sagen.


    Zitat

    At the British parties in Jaipur, gossip swirled wild on eddies of whiskeyed breath.


    Hier hat mir einerseits das Setting gefallen. Zwar sind die Hauptpersonen alle Engänder, aber die Mythologie und Magie der Geschichte hat wirklich nichts mit englischen Feen zu tun. Andererseits war Anamique ein unglaublich spannender Charakter. Mit ihr mitzufühlen war nicht schwer, auch wenn es schmerzhaft war - das arme Mädchen, das Musik liebt, sehnt sich so sehr danach zu singen, nicht nur Klavier zu spielen. Aber was bringt die schönste Stimme, wenn niemand sie hören kann? Und Estella ist mit Abstand die coolste Witwe, die ich mir vorstellen kann. Zur Handlung will ich nicht viel verraten, aber die Welt, die Taylor hier aufbaut ist wirklich faszinierend. Nicht nur die Tatsache, dass Estella täglich kurz in der Hölle vorbei schaut um Tee zu trinken, sondern auch die Dynamik zwischen den Charakteren und die weitere Welt haben mir gefallen. Die Atmosphäre war märchenhaft und auch hier war das Ende perfekt. Nicht zu hundert Prozent ein Happy End, aber bestimmt die beste Art, diese Geschichte abzuschließen!


    Hatchling war die längste Geschichte der Sammlung und sie liest sich ein bisschen wie ein Traum. Man beginnt an einer Stelle - mit Mab und ihrer Tochter Esmé - und landet irgendwann ganz wo anders, unter Dämonen und jahrhundertealten Mythen. Als Esmés linkes Auge sich plötzlich von braun in helles, eisiges blau färbt, flieht ihre Mutter panisch mit ihr vom kleinen Leben in London, das die zwei sich aufgebaut haben. Mab erzählt ihrer Tochter dann von ihrer Kindheit, die absolut nicht normal verlaufen ist. Sie wurde als Spielzeug für die Druj, eine Dämonenart, geboren und von der Königin der Druj zuerst liebevoll, dann grauenvoll behandelt. Esmé wiederum sollte Mabs Platz einnehmen, weil die Druj-Königin von Kindern fasziniert ist, erwachsene Menschen aber uninteressant findet. So ist das wohl, wenn man unsterblich ist und selbst keine Kinder gebären kann...


    Die Handlung zusammenzufassen ist schwierig. Einerseits gibt es eine Geschichte-in-der-Geschichte, nämlich die von Mabs Kindheit, andererseits ist Esmés Veränderung (das Auge) eine Art Rahmenhandlung. Diese wiederum führt zu einer weiteren Geschichte von Mihai, einem der Druj. Die Haupthandlung, Vorgeschichte und Hintergrundinformationen sind dabei so eng und nahtlos verwoben, dass man beim Lesen gar nicht merkt, wie man von einem ins andere rutscht. Taylor spielt hier viel mit Symbolen und Farben. Die eisblauen Augen der Druj, die roten Haare von Mab und Esme, die leichenblassen Arme der Monster, die von den Druj gefangen gehalten werden... Und die Handlung selbst hält auch einige Überraschungen bereit. Wie Alice in den Kaninchenbau fällt man beim Lesen immer tiefer in diese Geschichte von uralten Dämonen, die in der Kaukasus-Region ihre Unsterblichkeit verbringen.


    Insgesamt hat mir diese Sammlung ausgezeichnet gefallen. Die Sprache war ein Genuss, die Handlung war nie vorhersehbar, die Charaktere - selbst in der kürzesten Geschichte - waren allesamt lebendig und glaubhaft. Ich habe eigentlich nichts auszusetzen und werde Laini Taylor somit noch weitere Chancen einräumen, mich mit ihren Geschichten zu überzeugen. Gut, dass demnächst ihr neuestes Buch Strange the Dreamer erscheint. :breitgrins:


    5ratten


    Liebe Grüße,
    Wendy


    Edit: Deutschen Titel und Amazon-Link ergänzt.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

    Einmal editiert, zuletzt von Wendy ()

  • Hallo Wendy,


    ich habe "Der verbotene Kuss" damals auf Deutsch gelesen, kurz nachdem es rauskam. Ich fand alle drei Geschichten sehr merkwürdig und konnte auch mit "Daughter of Smoke and Bone" nichts anfangen.
    Ich denke, Laini Taylor ist nichts für mich.