Margit Ruile - Dark Noise

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    Autorin: Margit Ruile
    Titel: Dark Noise
    Erscheinungsdatum: 13.03.2017
    Verlag: Loewe


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    Kurzbeschreibung


    Nicht erst seit Jan Böhmermanns Varoufakis-Video wissen wir, wie gut professionelle Bildbearbeiter unsere Wirklichkeit manipulieren können. Was passiert, wenn Menschen digital einfach ausgelöscht oder ausgetauscht werden? Margit Ruile wirft in ihrem packenden All-Age-Thriller existentielle Fragen unserer Gegenwart auf.


    Zafer arbeitet als freiberuflicher Bildretuscheur. Und er ist der Beste. Er kann sogar die Wassertropfen auf einer Sektflasche so täuschend echt nachbilden, dass der Betrachter seiner Filmsequenzen glaubt, er würde sich darin spiegeln. Einen Mann in das Überwachungsvideo einer Tiefgarage einzufügen ist dagegen ein Kinderspiel. Merkwürdig ist nur, dass dieser Auftrag anonym war.
    Tage später erkennt Zafer durch Zufall eines seiner Videos in den Nachrichten über einen Journalistenmord wieder. Es zeigt, wie der mutmaßliche Täter den Tatort, eine Tiefgarage, verlässt.
    In Wirklichkeit ist der Mann nie dort gewesen. Aber das weiß nur Zafer.


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    Meine Meinung


    Zafer retuschiert Filme. Er kann Werbeschriftzüge verschwinden lassen oder kleine Monster in Szenen einfügen. Und das alles täuschend echt. Als er den Auftrag bekommt, ein Autokennzeichen auf einem Überwachungsvideo zu verschleiern und einen Mann in das Video einer Tiefgarage einzufügen, denkt er sich zunächst nichts dabei. Doch auf einmal ist sein Video im Fernsehen und der Mann wird als Mordverdächtiger gesucht – obwohl er in Wirklichkeit nie dort war.


    Der Schreibstil des Buches ist außergewöhnlich, ohne dass ich genau sagen könnte, woran das liegt. Man findet sich gut in die Handlung ein und dank der genauen Beschreibungen, kann man sich Zafers Umgebung bildlich vorstellen. Gleichzeitig wird eine bedrückende Atmosphäre vermittelt, die wie Nebel über dem Geschehen zu schweben scheint. Zwischendrin mischt sich immer wieder ein allwissender Erzähler ein, der den Eindruck vermittelt, er würde Zafer genau beobachten. Das hat mir gut gefallen, ebenso wie die Wechsel zwischen Zafer und der zweiten Protagonistin Emily.


    Zafer selbst ist ein in sich gekehrter Nerd, der lieber in seinen Videos lebt, als in der Realität. Einen anonymen Auftrag zur Retuschierung von Überwachungsvideos anzunehmen, finde ich fragwürdig bis naiv. Viel mehr steckt eigentlich auch nicht in ihm, so dass die Straßenmusikerin Emily für mich die interessantere Figur in diesem Buch war. Schon ihre verschiedenfarbigen Augen lassen sie besonders erscheinen und hinter der Musikerfassade verbirgt sich eine geschickte Programmiererin, die für das mysteriöse Netzwerk „Dark Noise“ arbeitet. Ob es nun glaubhaft ist, dass eine solche Person ein extrem einfaches Passwort zur Sicherung ihrer Daten verwendet, sei dahingestellt.


    Im Kern geht es in dem Buch aber um eine Sache, die weitaus größer ist als die beiden Protagonisten. Leider wirken dadurch die Einzelschicksale irgendwie unbedeutend, die Figuren bleiben eher blass und auch über den Mann auf dem Video erfährt man leider sehr wenig. Zwischendrin hatte die Geschichte leider auch einige Längen. Ich hatte mir eine spannendere Handlung erhofft, zwischen Pizzaessen und Spaziergängen Zafers verging die Lesezeit dann teilweise doch recht schleppend. Das Ende selbst war für mich eine Überraschung und im Prinzip das Highlight der Geschichte.


    Das Buch „Dark Noise“ lässt mich als Leser zwiegespalten zurück. Einerseits hat es mir Einblicke in eine völlig fremde Welt voller Überwachung und Manipulation erlaubt, andererseits hat es mich trotzdem nicht wirklich fesseln können. Die Altersempfehlung des Verlages ist für Leser von 14-17 Jahren, ich würde es aber eher als Thriller für eine ältere Zielgruppe einordnen, auch weil die Figuren alle Erwachsene sind.


    3ratten


  • Nicht erst seit Jan Böhmermanns Varoufakis-Video wissen wir, wie gut professionelle Bildbearbeiter unsere Wirklichkeit manipulieren können.


    Das musste tatsächlich ich erst wieder nachschauen :redface:


    Die Idee an sich klingt interessant. Schade, dass nicht mehr daraus gemacht wurde.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.