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Autor: Jochen Siemens
Titel: Besuch von oben
Erscheinungsdatum: 02.05.2017
Verlag: Droemer Knaur
Seiten: 288
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Kurzbeschreibung (lt. Amazon):
Ein unterhaltsamer Roman voll Humor und leiser Melancholie vom Hamburger Autor Jochen Siemens über den Tod, der zum Lachen, aber auch zum Nachdenken anregt.
Was würden Sie Ihren verstorbenen Eltern erzählen, wenn Sie sie noch einmal treffen könnten?
Johannes Schweikert kann es nicht glauben: Vor 22 Jahren sind seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen – und nun stehen sie auf einmal vor ihm! Eine Halluzination? Ein Trick?
Zunächst ist der Architekt mit dieser Situation schlichtweg überfordert, zumal er zu seinem Vater nie ein gutes Verhältnis hatte. Und nun stellt dieser plötzlich Fragen nach seinem Leben, nach seiner Familie, nach seinem Beruf – und wundert sich über Dinge wie Handys und Internet . Es ist kompliziert – vor allem weil Johannes ihm eigentlich ein paar unangenehme Wahrheiten beichten müsste. Der tote Vater und der lebende Sohn - der alte Konflikt flammt wieder auf.
Wie soll er seinen toten Eltern gestehen, dass auf dem Friedhof kein Platz für zwei Särge war und er sie deshalb einäschern lassen musste? Und das wäre erst der Anfang dieses Besuchs aus dem Jenseits.
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Meine Meinung:
Die Eltern von Johannes starben vor 22 Jahren bei einem Autounfall. Der heute 49-Jährige hatte ein eher gespaltenes Verhältnis zu den beiden, vor allem zu seinem Vater. Doch plötzlich stehen seine Eltern wieder vor ihm: Sie haben einen Tag „Urlaub“ vom Jenseits und viele Fragen an Johannes – was ist seit ihrem Tod in der Welt und bei ihm privat passiert?
Das Buch erzählt aus Johannes‘ Ich-Perspektive im Wechsel von dem unerwarteten Besuch seiner toten Eltern und der Vergangenheit. Die Figuren waren mir leider nicht wirklich sympathisch. Johannes‘ Abneigung gegen den Vater, die größtenteils einer generellen Ironie- und Antihaltung geschuldet war, war für mich etwas übertrieben gezeichnet. Selbst die Rückblicke auf sein Leben führten nicht dazu, dass ich mich besser mit ihm hätte identifizieren können. Auch die Eltern - hierbei vor allem die Mutter - bleiben eher blass, da man sie nur aus Johannes‘ Sicht flüchtig kennenlernt. Das ändert sich erst gegen Ende des Buches in Bezug auf den Vater und man kann beide Seiten marginal besser verstehen.
Das Besondere an diesem Buch ist wohl seine Gewöhnlichkeit. Johannes ist kein Held und nicht einmal jemand, der wirklich polarisieren könnte. Sein Leben verlief trotz verschiedener Phasen und der Suche nach sich selbst relativ gradlinig; seine Karriere ist in Ordnung, aber nicht spektakulär; er hat Frau und Kind. Kurzum: Johannes ist ein Durchschnittsbürger. Gerade das hebt ihn von der Masse der üblichen Protagonisten ab. Der Autor Jochen Siemens schildert hier (eventuell in Zügen biographisch geprägt?) das Leben eines ganz gewöhnlichen Deutschen - inklusiver seiner Erfahrungen mit dem Mauerfall - mit all seinen privaten Verstrickungen.
Das einzig Ungewöhnliche ist die Frage, die der Autor dem Leser mit auf den Weg gibt: „Was würden Sie Ihren verstorbenen Eltern erzählen, wenn Sie sie noch einmal treffen könnten?“ So entsteht aus einem Gedankenspiel ein Roman, der sich teils in etwas zu vielen Details verliert, der aber flüssig lesbar ist und zum Nachdenken anregt.