Marcel Proust - In Swanns Welt / Unterwegs zu Swann

Es gibt 62 Antworten in diesem Thema, welches 16.972 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

  • Doris, das geht mir auch so. Die Lust auf Proust nimmt zu. :breitgrins: Ich werde mir die neue pastellfarbene Ausgabe gönnen und dann kann es losgehen. ^^

  • Ein Langzeitprojekt zu Proust fände ich auch toll. Ich bin noch am Überlegen, ob ich mir die pastellfarbene Ausgabe zu Weihnachten wünschen oder erst mal den ersten Band kaufe zum Reinlesen...

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Hier ist ja die Proust-Manie ausgebrochen. Danke für den Thread, Doris! :klatschen:

  • Inwiefern ist die kommentierte Ausgabe nützlich? Gehört die Suhrkamp-Ausgabe von 1972 wohl dazu, also zu den kommentierten A.?


    Gruß,
    die Schokomaus

    "Verzicht bedeutet für Frauen die kurze Pause zwischen zwei Wünschen."

    ~ Mario Adorf

  • Soweit ich weiß, ist die Suhrkamp-Ausgabe von 1972 nicht kommentiert, da der Kommentar (was ich bis jetzt so herausgefunden habe) von Luzius Keller stammt, die Suhrkamp-Übersetzung aber von Eva Rechel-Mertens (die dann für die kommentierte Ausgabe nochmal von Luzius Keller revidiert wurde).


    Der Kommentar hat wohl hauptsächlich die Funktion zusätzlicher Erklärungen zu einzelnen Worten oder Absätzen in der Recherche. Das kann für das Verständnis recht hilfreich sein, es gibt aber auch Menschen, die das eher als störend empfinden, wenn alles schon erklärt und gedeutet wird. Je nachdem... Zum Keller-Kommentar kann ich noch nicht so viel sagen, vielleicht können da die Proust-Experten noch vorsprechen. :zwinker:

    ... this is nat language at any sinse of the world.<br />:lesen: Gustave Flaubert: Madame Bovary&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; :buecherstapel: [url=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/16631


  • Inwiefern ist die kommentierte Ausgabe nützlich? Gehört die Suhrkamp-Ausgabe von 1972 wohl dazu, also zu den kommentierten A.?


    Gruß,
    die Schokomaus


    Nein, die Ausgabe von 1972 gehört nicht dazu. Der Kommentar ist in jedem Fall sinnvoll, da er unklare Begriffe etc. aufhellt. Da ich ihn nicht neben mir liegen haben, müsste ich später ein paar typische Beispiele für Dich raussuchen. Dann wird es klarer, welche Art von Kommentar es ist. Er ist jedenfalls keine Interpretation.


    Gruß, Thomas

  • Vielen Dank Euch beiden für die Antwort, damit komme ich zurecht. Ich denke, als absoluter Klassik-Einsteiger wäre es für mich besser, wenn ich mir eine kommentierte Ausgabe zulege.


    Grüße,
    Schokomaus

    "Verzicht bedeutet für Frauen die kurze Pause zwischen zwei Wünschen."

    ~ Mario Adorf

  • Marcel Proust ~ Unterwegs zu Swann



    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Seiten: 614
    Verlag: Suhrkamp
    Erscheinungsjahr:1913


    [hr]



    Dank der Leserunde habe ich mich an einen der größten Romaciers herangetraut und den ersten Band der Recherche gelesen.


    Unterwegs zu Swann ist in drei Teile gegliedert.


    Im ersten Abschnitt begleiten wir den jungen Erzähler durch seine Kindheit im französischen Combray. Er beschreibt mit sehr viel Fantasie und Beobachtunggabe kleine Begebenheiten in seiner Umgebung und vor allem eigene Bewusstseinszustände, die einem trotz der ausgeprägten Liebe zum Detail nie langweilig werden. Denn Proust ist wahrlich mit einem wunderschönen sprachlichen Ausdruck gesegnet. Auch noch so kleine und vermeintlich unbedeutende Details werden mit einer Poesie und Sinnlichkeit beschrieben, dass man als Leser ganz verzaubert ist und sich fühlt, als wäre man in Watte gepackt.


    Im zweiten Teil wird die Liebesbeziehung zwischen Swann und der Kurtisane Odette de Crécy beschrieben. Swann ist fasziniert von ihr, weil sie für ihn die Ästhetik der Figuren von Botticelli widerspiegelt. Odette jedoch hält Swann zum Narren, was dieser viel zu spät merkt. Diese sehr ungesunde Beziehung spitzt sich langsam zu, endet jedoch anders, als man es als Leser erwartet hätte. In diesem Abschnitt wird ebenso die Gesellschaft des Fin de Siècle in Frankreich zwar sehr ironisch, aber dennoch liebevoll dargestellt. Nichts ist so, wie es scheint, und am besten sind die Menschen der gehobenen Schicht im Heucheln und Intrigieren.


    Im letzten Abschnitt kehren wir zum Erzähler aus dem ersten Teil zurück, der nun einige Jahre älter geworden ist und seine erste Verliebtheit erlebt. Und wir erfahren hier, was aus Swann und Odette geworden ist.


    Auch wenn ich mich mit Wie Proust ihr Leben verändern kann von Alain de Botton auf dieses Werk eingestimmt habe, so ist mir der Einstieg in die Geschichte nicht immer leicht gefallen. Die langen verschachtelten Sätze fordern schon einiges an Aufmerksamkeit vom Leser, man sollte sich also Zeit und Ruhe nehmen, um dieses Meisterwerk ganz unbeschwert genießen zu können. Hat man sich aber erst einmal an die Ausdrucksweise gewöhnt (man merkt hier erst einmal, wie verkümmert unser Wortschatz heutzutage geworden ist), entwickelt die Sprache ihren ganz eigenen Fluss, dem man schwer widerstehen kann. Proust malt förmlich mit Worten und kreiert dadurch eine unheimlich dichte und sinnliche Atmosphäre, in die man mit allen Sinnen eintauchen kann. Man kann förmlich die Blüten des beschriebenen Weißdornbusches riechen und schmeckt die Madeleine, die beim Erzähler einen Strom aus Kindheitserinnerungen weckt. Proust arbeitet viel mit Motiven und Andeutungen an zukünftige Geschehnisse, die den Leser neugierig machen auf das, was noch kommen mag.


    Dieses Buch ist eines der schönsten, die ich je gelesen habe, und kann auch als Anleitung dafür dienen, im Alltag genauer hinzuschauen und die Schönheit der kleinen und einfachen Dinge zu erkennen.


    5ratten


  • Man kann förmlich die Blüten des beschriebenen Weißdornbusches riechen


    Ich melde Zweifel an. Unser Gehirn kann meines Wissens keine Gerüche in der Vorstellung abrufen. Aber wer weiß, vielleicht erbringt Proust hier Wunder.


    Freut mich, dass dir der 1. Band so gut Gefallen hat.


    Gruß, Thomas

  • Ich habe die Dissertation nicht gelesen und kann deshalb nichts zu Geruchsempfindungen im Schlaf sagen. Aber die Art und Weise, wie Proust über die Weißdornhecke geschrieben hat, rief starke Erinnerungen bei mir hervor, die auch das Nachempfinden dieses Geruchs einschließen. So eine Hecke gab es auch in meiner Kindheit in einem bestimmten Park und es ist tatsächlich ein sehr intensives Aroma, das sie verströmt. Das gibt es in ähnlicher Form bestimmt auch für andere Menschen. Es muss nur der richtige Schalter gedrückt werden, der das Gedächtnis in Schwung bringt, und das istt Proust meisterhaft gelungen. Ich kann Ophelia hier nur zustimmen.


    Fehlt eigentlich noch eine Rezi von mir...

  • Ich mag zwar Klassiker lesen, aber nicht rezensieren :redface:. Da komme ich mir vor wie ein Banause, der sich ein Urteil anmaßt über etwas, von dem er keine Ahnung hat.

  • Das kann ich nachvollziehen, geht mir auch oft so. Aber du brauchst ja keine Angst haben, dass der Autor dich verklagt. :err:


  • Das kann ich nachvollziehen, geht mir auch oft so. Aber du brauchst ja keine Angst haben, dass der Autor dich verklagt. :err:


    Wohl wahr. :zwinker:


    Auf die warte ich ehrlich gesagt schon. :heybaby:


    Na gut, wenn es denn sein muss. Im Telegrammstil, denn ich habe nicht den Bruchteil von Prousts Eloquenz.


    Sprachlich ist das Buch bemerkenswert, wenn auch gewöhnungsbedürftig. Solche Schachtelsätze bekommt man nicht jeden Tag präsentiert. Wie Ophelia oben schon schrieb, vermag Proust es wirklich, selbst Düfte zum Leben zu erwecken, und bei seinen Figuren ist es nicht anders. Sie sind ausdrucksvoll, liebenswert, Mitleid erregend oder verabscheuungswürdig - eine beachtliche Palette an Charakteren.


    Manche Szene erlebt man beim Lesen so, als befände man sich mitten in der Handlung. Vieles sind Situationen, die aus dem Leben gegriffen sind und in die man sich gut hineinversetzen kann. Einige Passagen, oft nur Nebensächlichkeiten, werden verhältnismäßig lang ausgeführt, erscheinen aber nicht langweilig, weil einfach das Lesen an sich ein Genuss ist.


    Swanns Geschichte passte irgendwie nicht so ganz hinein, auch wenn sie für sich selbst genommen lesenswert ist. Zwar gibt sie Aufschluss über einige Personen, die schon in der eigentlichen Handlung aufgetaucht sind oder noch auftauchen werden, aber ich empfand es doch als eher unwillkommene Unterbrechung, vor allem, weil sie zeitlich nicht in den Rahmen passt. Ich könnte allerdings nicht sagen, wo sie besser platziert wäre.


    Direkt nach dem Lesen habe ich das Buch noch mit vier Ratten bewertet, nach längerer Betrachtung tendiere ich inzwischen zu


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Wer den 2. Teil in der Leserunde mitlesen möchte, kann hier seine Terminwünsche äußern. Es wäre schön, wenn sich noch ein paar Begeisterte einklinken würden :smile:


  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links



    Besitzt jemensch diese Ausgabe?
    Wie ist sie denn so, also haptisch und visuell: Papier, Bindung, Druck, etc.?


    Außerdem glaube ich mich zu erinnern, dass Klassikfreund (?) meinte, die Frankfurter Ausgabe wäre die beste. Liege ich da richtig?


    Die Sache ist: Wenn ich schon derartig viel Geld (und ja, für mich ist es extrem viel Geld) investiere, will ich eine schöne, qualitativ hochwertig produzierte Ausgabe, vor allem aber die beste Übersetzung.


    Ich habe mir den ersten Teil in der Bibliothek ausgeborgt, in der Übersetzung von Eva Rechel-Mertens, und ich weiß, nach ca 80 Seiten, dass das nicht reichen wird - das Ausborgen. Ich will es besitzen, mit jeder Faser meines Daseins als leidenschaftliche Leserin will ich es, essensmetaphorisch verschlingen, die Sätze aufsaugen, will es ganz zu meinem machen, also nicht bloß lesen, sondern auch anstreichen und mit Notizen versehen... :redface:


    Ich überlege also jetzt, das Bibliotheksbuch Bibliotheksbuch sein zu lassen, und mir oben genannte Ausgabe zu Weihnachten zu wünschen. Darum die Frage, ob sie empfehlenswert ist. :winken:

    Auch ungelebtes Leben<br />geht zu Ende<br />- Erich Fried

  • Die von dir abgebildete Ausgabe ist die Frankfurter Ausgabe in etwas günstigerer Bindung als in Leinen. Dann würde sie jedoch ein Vielfaches kosten. Diese Ausgabe kannst du dir auf jeden Fall bedenkenlos zulegen. Die Übersetzung von Eva Rechel-Mertens ist an einigen Stellen revidiert, liest sich dann noch etwas angenehmer. Zusätzlich hat die Ausgabe ein paar Kommentare.


    Schöne Grüße,
    Thomas

  • Besitzt jemensch diese Ausgabe?
    Wie ist sie denn so, also haptisch und visuell: Papier, Bindung, Druck, etc.?


    Jawohl, hier. :winken:
    Ich kann Klassikfreund nur zustimmen, mit der Ausgabe machst du nichts falsch. Haptisch und visuell finde ich sie überaus ansprechend, ich glaube den Einband nennt man Moiré? Die Bücher sind ein Zwischending aus Taschenbuch und Hardcover, aber recht stabil, so dass man keine Angst haben muss, die Buchrücken zu brechen. Es gibt ein Lesebändchen in jedem Band. Was kann man zum Papier sagen - es ist meiner Meinung nach genau richtig, also nicht pergamentartig dünn. Kurzum: Ich bin sehr froh, diese Ausgabe zu besitzen. Sieht nicht nur schick aus im Regal, auch die Übersetzung ist sehr gut; Kommentare und Resumées am Ende eines jeden Bandes runden das Ganze ab.