01 - Seite 7 bis Seite 83 (Kapitel 1 und 2)

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  • Entzückend und unschlagbar ehrlich fand ich übrigens die Szene im Schulhof - das Anfassen des Kopfes und der Wange. Etwas unschuldigeres gibt es ja kaum! Und es ist gerade dieses Anfassen, das so einen Wirbel hervorruft!

    Haha, vor allem wenn ich mir die Szene von Ian und Mimi an der Fahnenstange in Erinnerung rufe. Ob irgendwer auch nur annährend da so reagiert hätte??

  • Sorry, dass ich mich erst jetzt melde - ich hatte arge Probleme mit dem Einstieg ins Buch. Allerdings lag das weder an Tracy Chevalier noch an der Leküre an sich, sondern einfach an der Tatsache, dass ich gerade ein anderes Buch gelesen habe, das mich komplett gefangen gehalten hat - auch wenn ich es mal zugeklappt hatte.


    Übrigens habe ich erst kürzlich festgestellt, dass "Der Neue" eine Adaption von Shakespeares Othello ist. Peinlich, peinlich, aber das ist mir trotz Inhaltsangabe durch die Lappen gegangen.:/ Da ich bei solchen Werken eher skeptisch bin, ist es vielleicht ganz gut so. Zumal ich die Autorin sehr schätze!

    Mit dieser Erkenntnis ist dann auch schnell klar gewesen, dass Dee für Desdemona steht, die mir im Übrigen auf Anhieb sympathisch ist. Sie hat so etwas neugierig-offenes, das imponiert mir direkt! Im Gegenzug dann die Lehrer, die ohne Ansatz direkt mit Klischees daherkommen. Mr Brabant hört Trommeln, Mrs Lore findet diese Anspielung auf "den Busch" lustig und ist - wie könnte es anderes sein - gleich mal erleichtert, dass sie sich mit "so etwas" nicht herumschlagen muss. Rassismus in Reinform - aber das war ja zu erwarten.

    Die Reaktion Oseis ist hingegen bemerkenswert: er schaut trotz dem Gemurmel und den getuschelten Anfeindungen noch freundlich drein... Ob es auch daran liegt, dass schon eine gewisse Gewöhnung eingesetzt hat? Nach drei Umzügen in sechs Jahren, könnte man das fast meinen.

    Das Alter der Kinder wurde hier ja auch schon diskutiert. So ung 12 oder 13 Jahre - dafür finde ich sie auch sehr reif und sehr überlegt hinterhältig. Ich weiß nicht, ob es in dieser Altersklasse so sein kann. Aber Kinder bzw Jugendliche überraschen mich ja immer wieder - im positiven wie auch im negativen!

    Das Alter hat mich kurz stutzig gemacht, denn ich finde die Blickwinkel wirken irgendwie so, als würde es sich um ältere Charaktere handeln. Heutzutage mag ich da noch eher dran glauben, aber in den 70ern? Oder liegt es mehr an der Sprache Chevaliers? Ich bin mir noch nicht sicher, aber die ein oder andere Reflexion kommt mir einen Tick zu überlegt daher... Na, ich werde mal schauen, ob ich noch weitere solche Stellen finde und sie mir dann notieren.


    Wieder einmal stelle ich fest, dass ich Chevaliers Schreibe sehr gerne mag. Diese sehr gekonnt gesetzten Bilder, die sofort einen Eindruck, ein Bild oder ein Gefühl entstehen lassen! Der eckige Haarschnitt Mr Brabants, der seinen Kopf kastig erscheinen lässt... Und sofort hatte ich einen Vietnamveteranen vor Augen - einer im weißen Unterhemd mit Dog Tag um den Hals... Wie in einem Antikriegsstreifen aus Hollywood, der aus Vietnam erzählt. Wisst Ihr, wie ich meine?

    Der offen zur Schau getragene Rassismus überrascht mich nicht, seit ich weiß, wann der Roman spielt und an welchem Werk er sich aufhängt. Trotzdem schockieren mich solche Überlegungen wie die von Dee, als sie feststellt, dass sie weder aus der Schule noch aus ihrem Wohnviertel bislang einen einzigen Afroamerikaner kennt. Das macht noch einmal ganz deutlich, wie tiefgreifend die Trennung zwischen den Menschen damals war.||

    Liebe Grüße

    Tabea