Pedro Lenz - Di schöni Fanny / Die schöne Fanny

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 1.317 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Bettina.

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    In Olten lebt Jackpot. Eigentlich heißt er Frank Gobeur, aber den Namen mag er selber kaum hören. Veröffentlicht hat er bisher nur ein unbedeutendes Werk, das kaum jemand kennt. Mit seinem nächsten Roman soll der große Durchbruch gelingen. Sein Thema sind Wetteinsätze, die eine kleine -bis anhin erfolglos wettende- Gruppe von Freunden regelmäßig setzt. “Autobiografisch” nennen alle Freunde den Entwurf prompt, denn wenn es um Geld geht, gibt’s bei Jackpot nur zwei Varianten: Entweder er wettet oder er pumpt seinen Bruder in Basel an, der in der Pharmaindustrie gutes Geld verdient und zum Glück nie fragt, was Jackpot den ganzen Tag treibt.


    Bei seinem Freund, dem Maler Louis, trifft Jackpot eines Tages Fanny vor der Tür. Die junge Kunststudentin hat “viel Stil” und Jackpot ist von jetzt auf gleich völlig verknallt. Den älteren Freunden Grunz und Louis, beide dürften im Rentenalter sein, passt das nicht. Die versuchen, dem jüngeren Freund die Liebe wieder abspenstig zu machen. Grunz und Louis nehmen den geschätzt Mittdreißiger Jackpot unter ihre Fittiche und schwätzen ihm die schöne Fanny bei Bier und Würstchen nach Kräften aus.


    Diese bezaubernde, namensgebende Fanny taucht selten auf. Vielmehr ist es eine Story um diesen kleinen Freundeskreis. Was es mit ihrer gemeinsamen Geschichte auf sich hat, dämmert bei gutem Zuhören recht bald. Zum guten Schluss nimmt der Freundeskreis Jackpot endgültig beiseite und erzählt detaillierter, was früher so in Olten gelaufen ist mit den Frauen und einer ganz im Besonderen, ihrer damaligen Muse und Geliebten.


    An diesem “Aufklärungsabend” entzaubert sich die Männerfreundschaft und die Künstlerbohème wird in meinen Augen zur Gurkentruppe. Man wisse manchmal nicht so recht, wie man seine Krankenkassenprämien zahlen solle oder die Steuerrechnung, erzählt Grunz bei einem anderen Anlass. An jenem Abend kommt heraus, dass man die Rechnungen, die das Leben präsentiert, genauso wenig zahlen kann. Da reicht ein einziger Satz, um aus den alten Freunden und ihrer Lebenserfahrung eine Gruppe Männer zu machen, die sich selbt belügt.

    Das soll ein Roman über Beständigkeit, Treue und Freundschaft sein? Manchmal frage ich mich, ob diese Alten Jackpot tatsächlich vor etwas bewahren wollen oder ihm einfach etwas nicht gönnen. “Sie hat ihr Leben geändert. Wir haben unser Leben behalten,” heißt es über ihre damalige Muse. Das ist kein schöner Genuss, wenn am Ende andere dafür bezahlen müssen.


    Vielleicht hat die frühere Muse aber auch fix geschnallt, dass sie sich auf die Gurkentruppe nie wird verlassen können. Männer, die Jackpot vorwerfen, er nehme, was und wie es ihm gefalle, und die genau das selber praktizieren. Fanny verkörpere die Kunst und die Kunst könne man nicht festhalten, wird Jackpot von den Alten belehrt. Nun, ihr Alten, ihr hattet eure Chance, jemanden zu halten und habt sie versemmelt. Ihr Problem mit Fanny ist ein ganz anderes: Fanny erinnert die Männer nicht nur an frühere Zeiten, sie erinnert an früheres Versagen. Was damals passiert ist, projizieren sie auf die junge Frau, ohne zu wissen, was die eigentlich will. Darum geht es den Alten eigentlich gar nicht, auch, wenn sie Jackpot gegenüber genau so tun.


    Pedro Lenz wendet den zu Beginn befürchteten Stillstand für Jackpot am Ende zunächst geschickt ab. Jackpot wird seinen Roman hinbekommen, gar mit Covergestaltung aus Olten. Und auf der Buchvernissage gibt’s für Jackpot eine handfeste Überraschung, die alles offen lässt. Und nun: Gurke oder Jackpot?


    In Mundart hätte ich den Roman sicher nicht lesen können, aber Zuhören funktionierte hervorragend. Lenz erzählt lebhaft, sodass man die Szenen im Kopfkino entstehen sieht. Begleitet wird er von dem Pianisten Christian Brantschen (gehört zur Schweizer Kultband Patent Ochsner) und der greift an den richtigen Stellen ein und untermalt mit passenden Melodien. Technisch ist die Einspielung allerdings schwierig umgesetzt, denn pro CD gibt es nur einen Track. Das ist ziemlich mühsam, da ich eine CD praktisch nie am Stück durchhören kann und mir nicht jeder CD-Player ein vernünftiges Vorspielen ermöglicht.


    Kennt jemand von euch dieses Buch ebenfalls oder hat die deutsche Übersetzung gelesen?

    Bibliografische Angaben

    Erstveröffentlichung: 2016

    Verlag: Cosmos für Hörbuch und Mundartausgabe

    Verlag: Kein & Aber für deutsche Ausgabe

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Ich kenne Pedro Lenz' "Liebesgschichte". Und ich habe ihn daraus vorlesen hören. (Seither hat er einen meiner Kugelschreiber...)


    Aber "Di schön Fanny" kenn' ich nicht. :(

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Ich kenne Pedro Lenz' "Liebesgschichte". Und ich habe ihn daraus vorlesen hören. (Seither hat er einen meiner Kugelschreiber...)

    Ich erinnere mich an die Anekdote: Darüber hattest du gebloggt, nicht wahr?


    P.S.: Jepp, da isses: Nun hat Pedro Lenz meinen Kugelschreiber ...

    Sollte jemand aus dem Forum die Gelegenheit haben, Pedro Lenz einmal live zu erleben, denkt an sandhofer und seinen Kugelschreiber, vor allem, wenn ihr euch ein Buch signieren lasst!

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