Philip Roth - Täuschung

  • Philip Roth – Täuschung

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    OT: Deception, a novel

    OA: 1990

    168 Seiten

    ISBN: 978-3499229275


    Klappentext:

    Der Schriftsteller Philip schreibt eine frivole Liebesgeschichte über einen zweifachen Betrug; am Ehemann der Geliebten und an der eigenen Ehefrau. Doch dann findet seine Frau das Dokument eines fortgesetzten Ehebruchs und fordert eine Erklärung. Die Lüge geht dem Schriftsteller glatt von den Lippen: Alles ist nur ausgedacht, Material für den Roman über die Täuschungen in der Liebe. Bitte keine Szene! Aber was ist wahr?


    Eigene Meinung:

    Ein interessantes Buch und zwar in vielerlei Hinsicht.

    Die beiden Handlungsebenen, in welche der Roman unterteilt ist wechseln sich nicht ab. Die Rahmenhandlung, beginnt erst auf den letzten Seiten des Buches und stellt damit das gesamte, zuvor gelesene auf den Kopf. Wobei ich mir jetzt noch nicht einmal sicher bin, was hier Rahmenhandlung ist und was die eigentliche Geschichte. Der Versuch des Protagonisten, seine Frau von der Fiktion des geschriebenen zu überzeugen, beginnt beim Leser mehr zu fruchten als bei der Ehefrau, die beide die Notizen gelesen haben, welche sich der Autor im Laufe der Jahre gemacht hatte.


    Die Notizen an sich sind schon nicht einfach zu lesen. Das gesamte Buch besteht aus Dialogen. Nur nach und nach erfährt man einige Namen, nur nach und nach erkennte man, wer nun hier spricht und bis zum Schluss war ich mir stellenweise unsicher, ob ich nun wirklich den Kontext verstanden habe. Das ist aber nicht von Nachteil. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Dialogen, weniger auf den Personen an sich und diese Dialoge, die haben es in sich.

    Manche kamen mir erschreckend bekannt vor und als ich an die Stelle kam, an welcher der Schriftsteller mit Philip angesprochen wurde, fragte ich mich, wieviel von diesem Buch autobiografisch sein könnte. Die Dialoge sind glaubhaft und die Gedankengänge der Protagonisten höchst interessant. Das liegt vor allem daran, dass Roth hier nichts schönt. Er lässt seine Protagonisten reden, wie es den verschiedenen Situationen gerecht wird. Auch eine zuweilen etwas derberer Umgangssprache tut dem Inhalt der Gespräche keinen Abbruch, im Gegenteil, es verleiht ihnen eine gewisse Authentizität.

    Aber nicht nur Ehebruch ist das Thema, sondern auch die eigene mehr oder minder stabile jüdische Identität kommt in vielen Dialogen zum tragen und zwar von den eigenen Wurzeln bis hin zu einer extrem ausgebildeten Sensibilität für Antisemitismus.

    Ich begann das Buch und konnte es nur schwer aus der Hand legen, zu sehr hat mich diese Geschichte gefesselt. Vielleicht ist auch ein wenig Voyeurismus dabei, denn man bekommt fast das Gefühl ein Paar bei seinen intimsten Gesprächen zu belauschen.


    Das Gespräch mit der Ehefrau findet erst im letzten 6tel des Buches statt. Hier musste ich sogar grinsen, mit welcher Chuzpe Philip hier versucht seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.


    Alles in allem, habe ich es dieses Buch zu lesen genossen. Herrlich unverkrampft, ehrlich, selbstreflektierend und frech.


    4ratten