Bernhard Aichner - Kaschmirgefühl

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  • Bernhard Aichner - Kaschmirgefühl


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    Gebundene Ausgabe: 188 Seiten

    Verlag: Haymon Verlag (12. März 2019)

    ISBN-13: 978-3709934562

    Preis: 17,99 €

    auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich


    Eine definitiv etwas andere Liebesgeschichte


    Inhalt:

    Gottlieb ruft bei einer Sexhotline an. Eigentlich ist er gar nicht der Typ dafür, und es geht ihm auch überhaupt nicht um Sex. Er möchte einfach nur reden. Marie alias Yvonne am anderen Ende der Leitung lässt sich darauf ein. So entspinnt sich ein überraschender Dialog zwischen den beiden, der die ganze Nacht dauert und in dessen Verlauf sich die zwei einsamen Menschen näher kommen.


    Meine Meinung:

    Bernhard Aichner hat einen ganz eigenen Stil, wie er schon bei der Toten-Trilogie bewiesen hat. Es kommt sicher nicht jeder damit klar. Deshalb empfehle ich einen Blick in die Leseprobe, um zu schauen, ob einem dieser Schreibstil liegt. Ich selbst finde ihn grandios und bin immer wieder von Aichners Romanen begeistert. Dass er nicht nur Thriller schreiben kann, sondern auch eine Liebesgeschichte, zeigt er mit „Kaschmirgefühl“ eindrücklich.


    Seichtes Liebesgedöns ist in der Regel nicht mein Fall, und „Kaschmirgefühl“ ist auch alles andere als seicht. Bernhard Aichner schafft es auch in diesem Fall, neben verschiedenen Gefühlen auch eine enorme Spannung aufzubauen. Die beiden Protagonisten erzählen sich aus ihrem Leben, doch man weiß nie, was wahr ist und was gelogen. Wer sind die beiden wirklich?


    Mir hat es viel Spaß gemacht, mitzuraten, was von den Erzählungen kleine oder große Lügen sind, was davon vielleicht wahr ist und was im Endeffekt eine Rolle spielt. Ach ja, der Endeffekt: Hier konnte der Autor mich ganz wunderbar überraschen. Klasse!


    Fazit:

    Ein Liebesroman der ganz besonderen Art. Wer sich darauf einlassen kann, wird viel Freude mit diesem Werk haben.


    ★★★★★

  • Meine Meinung zum Buch:



    Titel: Manchmal ist nichts wie es scheint...



    Nachdem ich von "Bösland" recht angetan war und es spannend finde einen Roman in Form von Dialogen zu erleben, begann ich interessiert dieses Buch zu lesen.



    In der Geschichte geht es um den einsamen Gottlieb, der bei einer Sexhotline anruft, um aus seinem jämmerlichen Alltag zu entfliehen, doch dann hat er Marie an der Strippe und er macht die Nacht mit ihr durch. Wird diese Begegnung sein Leben verändern?



    Der Roman besteht aus zahlreichen Kapiteln, die mit ihrer Bezeichnung verdeutlichen wie lange die Protagonisten telefonieren, denn alles beginnt um 20:15 Uhr, pünktlich nach der Tagesschau und endet am nächsten Morgen um 5:46 Uhr, als bereits die Sonne wieder aufgeht.



    Als Leser sollte man darauf gefasst sein, dass einen ausschließlich wörtliche Rede begegnet, was viel Freiraum für die Fantasie des Lesers lässt, aber durchaus auch zu Missverständnissen führen kann, wie wir immer wieder an den Auseinandersetzungen der Charaktere zu spüren bekommen.



    Gottlieb war mir von Anfang an nicht sonderlich sympatisch, was aber sicher auch damit zu tun hat, dass ich mich nur schwer in jemanden hineinversetzen kann, der bei so einer Hotline anruft. Seine Geschichten sind so übertrieben, dass man sie nur schwerlich glauben kann. An ihm wäre tatsächlich ein guter Groschenheftautor verloren gegangen, nicht ohne Grund vermutet Marie zwischendurch, dass er ein Autor sein könnte.



    Marie mochte ich da deutlich mehr. Was treibt eine Frau dazu sich so einen Job freiwillig anzutun? Ich mochte ihre ruhige Ausstrahlung und ihre Art Gottlieb um den Finger zu wickeln. Auch wenn sie macnhmal nicht sonderlich nett zu ihrem Anrufer ist, so kann weder Gottlieb noch der interessierte Leser böse auf sie sein.



    Fand ich die Dialoge anfänglich noch recht amüsant, gerade wenn es in Richtung Erotik abrutschte, so haben mich die Übertreibungen Gottliebs doch ganz schön genervt.



    Das Ende war für mich ungemein überraschend und dennoch schlüssig.



    Fazit: Ganz klar ein etwas anderer Liebesroman. Ich habe ihn mit gemischten Gefühlen gelesen und kann ihn daher nur bedingt empfehlen.



    Bewertung: 3ratten

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Ich fand es auch eher so mittelmäßig


    "Bitte bring mich zum Beben" (S.153)

    Dieser Satz fällt während eines Gesprächs bei einer Sexhotline. Es ist kein gewöhnliches Gespräch,denn beide Teilnehmer haben Namen: Yvonne und Joe nämlich. Ach nein, heißen sie doch Marie und Gottlieb?


    Was stimmt, was ist wahr, was erfunden? Diese Frage stellt sich der Leser nicht nur an diesem Punkt, nein, eigentlich ist jede Aussage der beiden Telefonpartner fragwürdig.


    Es ist zunächst ein unverbindliches Geplänkel, aus dem irgendwann mehr wird. Ein "Mehr", das man als alles Mögliche bezeichnen kann, nur nicht als Telefonsex. Oder wenn, dann nur am Rande.


    Worauf die beiden bzw. der Anrufer; nennen wir ihn nun Gottlieb, hinauswollen? Verrate ich Ihnen nicht, nur so viel, es kommt noch eine zweite Marie im Gespräch vor, ein Kind, eine Lehrerin und ein Hausmeister. Hilft Ihnen nicht viel weiter?


    Soll es ja auch nicht, denn so ein kurzer Text ist schnell gelesen, sofern Sie sich dazu entschließen. Keine Frage, es ist eine kurzweilige Lektüre, denn Bernhard Aichner schreibt gewohnt leichtfüßig und eloquent. Weswegen ich ihn ja auch sehr schätze.


    Allerdings macht es für mich einen Unterschied, ob er diese Fertigkeiten in das eher schwere, düstere Setting seiner Krimis steckt oder in eine von Beginn an federleichte Geschichte, in eine Geschichte mit Kaschmirgefühl. Das stelle ich mir vor als das ultimative Wohlfühlgefühl, eines, in das man während des Lesens einsinkt, um sich nie wieder davon lösen zu wollen.


    Dafür war mir die Geschichte zu dünn: anfangs zu belanglos, später dann zu wenig überraschend. Auch wenn ein Roman von Bernhard Aichner natürlich immer lohnenswert ist in dem Sinne, dass er keine verschwende Lebens- und Lesezeit darstellt. Wenn Sie bspw. unbedingt erfahren wollen, wer wen zum Beben bringen soll und warum. Oder auch aus einem anderen Grund. Aichner geht immer - aber sein bester ist das hier nicht. Finde ich zumindest.

    3ratten