Kameron Hurley - The Stars Are Legion

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    Nach The Light Brigade konnte ich nicht umhin, nochmal The Stars Are Legion zu lesen. Da ich das Buch hier noch nicht rezensiert habe, hole ich das jetzt nach. Und was soll ich sagen: dieses Buch in Worte zu fassen wird nicht einfach, einfach weil es so komplex und so absolut ganz anders ist.


    Die geschaffene Welt ist ein Universum, in dem riesige Weltenschiffe leben, auf denen wiederum Menschen leben. Diese Schiffe sind lebendige Organismen und von einer Krankheit befallen, die sie langsam zerstört. Auf diesen Welten, gibt es verschiedene Levels und in jedem Level wohnen eigene Gesellschaften und Kulturen, quasi wie auf unserer Erde in den einzelnen Ländern. In den obersten Leveln lebt auf einer Welt die Katazyrna Familie. Hier ist es, wo unsere Handlung beginnt. Wir folgen zwei Hauptpersonen: Zan und Jayd. Zan, die ohne Erinnerung aufwacht, Jayd, die Zan jedes Mal zu einer Welt rausschickt, um diese einzunehmen: Die Mokshi.


    Wie Zan tappt man als Leser lange im Dunkeln, was hier vor sich geht. Und nicht nur das, durch Zans fehlende Erinnerungen entdecken wir die Wunder dieser Welt und dieses Universums. Wir entdecken, wie diese Welt funktioniert. Wir entdecken Intrigen. Wir entdecken Manipulationen. Und wir entdecken, dass Zan und Jayd und andere Figuren eigentlich schreckliche Dinge getan haben. Und damit meine ich, wirklich schreckliche Dinge.


    Das verrückte ist, dass ich mit Zan und Jayd immer mitfühlen konnte. Zumal Hurley hier einen wichtigen Aspekt einbaut, der für jeden Menschen gilt: Will man an der Vergangenheit festhalten oder eine Zukunft bauen? Will man die Art Mensch sein, die man einst gewesen ist und dies als unausweichlich ansehen? Oder will man der Mensch sein, der man geworden ist, der sich geändert hat, der sich weiterentwickelt?


    Zans Weg zu folgen ist für mich jedes Mal beeindruckend. Die Nebenfiguren, die Zan unterwegs regelrecht einsammelt…wie Gefährten, die die Hauptfigur in einem Videospiel kennenlernt – sie sind jede für sich besonders. Die in den Tiefen der Welt einigermaßen überlebende Das Mundi, die nur Angst und Einsamkeit kennt. Die quirlige Entdeckerin Casamir, die nie die Klappe hält und einen Faible für Wissenschaft hat. Die ruhige Arankadash, deren Kinder immer vom Licht geholt wurden.


    Hier muss ich einschieben, dass Hurley ein riesiges Thema eingearbeitet hat: die Kontrolle einer Frau über ihren Körper.


    Zitat

    CONTROL OF FECUNDITY IS SOMETHING EVERY WOMAN WANTS, AND EACH BELIEVES IS HER BIRTHRIGHT. THE WORLDS HAVE OTHER IDEAS, AND IT EVENTUALLY LED TO THEIR DESTRUCTION.
    (Die Kontrolle über ihre Fruchtbarkeit ist etwas, das jede Frau will, und jede glaubt, dass dies ihr Geburtsrecht ist. Die Welten haben andere Pläne, und letztendlich führte dies zu ihrer Zerstörung.)
    (einleitendes Zitat zu Kapitel 25, The Stars Are Legion von Kameron Hurley“


    In The Stars Are Legion werden die Frauen regelmäßig schwanger. Nicht immer mit einem Kind. Meistens eigentlich nicht mit einem Kind. In diesem Buch gebären die Frauen das, was die jeweilige Welt gerade benötigt, um zu überleben. Die einzige Möglichkeit, die Frauen haben, ist ihre Gebärmutter mit einer anderen Frau zu tauschen.


    Dieses Konzept ist einfach nur krass, jedes Mal. Aber nehmen wir doch mal unsere heutige Zeit, wo es ebenfalls noch nicht selbstverständlich ist, dass Frauen die Kontrolle über ihren eigenen Körper haben. Eine Zeit, in der Abtreibung nicht weltübergreifend legalisiert ist. Eine Zeit, in der in manchen westlichen Ländern sogar nach einer schweren Vergewaltigung keine Abtreibung erfolgen darf (yeah, I’m looking at you, Alabama). Eine Zeit, in der das Thema weibliche Selbstbestimmung heiß diskutiert ist.


    Dieses Thema zieht sich durch das ganze Buch, auch wenn es nicht immer so klar erkennbar ist.


    Ich will zum Inhalt selbst dann auch gar nicht zuviel verraten, weil es einfach ein wunderbarer Weg ist, diese Welt zu entdecken. Dabei ist Hurley wie immer knallhart. Für sensible Menschen ist dieses Buch in der Tat nichts. Kameron Hurley schreckt nicht vor blutigen und schleimigen Details zurück.

    Wenn ich in anderen Rezensionen lese, dass in dieser Welt alles Lesben sind, dann ärgert mich das immer wieder. In Hurleys Buch leben nur Frauen. Männer werden nie erwähnt. Sie haben nie existiert. Kein Mensch käme auf die Idee, für ein Buch mit nur männlichen Figuren seine Rezension damit einzuleiten, dass in diesem Buch alle schwul sind.


    Hurley hat mit The Stars Are Legion eine Space Opera erschaffen, die genau das ist, was Space Operas sein sollen: anders! Hier ist nichts dem Leser vertrautes. Die Welten sind fremd. Die Menschen sind fremd. Die Gesellschaft ist fremd. Und das macht es einfach zu einem so wahnsinnig besonderen Buch.


    Abgesehen davon, dass Kameron Hurley nicht nur ihr Handwerk versteht sondern auch eine gute Geschichtenerzählerin ist.


    Allen, die englischsprachige Originalromane lesen, kann ich dieses Buch einfach nur wärmstens empfehlen. Macht Euch auf was gefasst!

    Alle anderen werden wohl leider noch warten müssen, bis es ein deutscher Verlag endlich mal schafft, Hurleys Bücher ins Deutsche zu übersetzen. Bis jetzt ist das – für mich völlig unverständlich – noch nicht geschehen.


    Fazit:

    The Stars Are Legion ist ein fantastisches Buch. Ein Buch über andere Welten, über Intrigen, über Liebe und Freundschaft, über persönliche Entwicklung und der Macht der Entscheidungsfreiheit. Jedes Mal begeistert es mich von neuem.


    5ratten

    ~~ noli timere messorem ~~