Alexander Osang – Die Leben der Elena Silber

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    Alexander Osang wurde durch die eigene Familiengeschichte inspiriert und hat diesen Roman über Elena Silber geschrieben, die es in ihrem Leben nicht leicht hatte. Nachdem man ihren Vater, den Revolutionär Viktor, hingerichtet hat, musste die Familie fliehen. Jelena war da gerade mal zwei Jahre alt. Später heiratet sie den deutschen Textilingenieur Robert Silber und folgt ihm nach Deutschland. Sie überlebt mir ihren Töchtern die Kriegszeit, doch dann verschwindet ihr Mann spurlos und sie muss sich und die Kinder alleine durchbringen. Sie wünscht ihren Töchtern, dass sie ein glücklicheres Leben in Freiheit führen können.

    Auf Betreiben seiner Mutter Maria macht sich 2017 der Filmemacher Konstantin Stein nach Russland auf, um die Familiengeschichte zu erforschen und vielleicht auch, um Orientierung im eigenen Leben zu finden.

    Der Schreibstil ist etwas distanziert, aber gut und flüssig zu lesen. Streckenweise ist die Geschichte aber auch etwas langatmig. Doch vielleicht ist das wichtig, um die Geschichte von Elena zu begreifen. Elena muss immer wieder Ortwechsel hinnehmen und landet am Ende in Ostberlin. Die Umstände erfordern es, dass sie sich durchschlägt. Dafür muss sie Stärke beweisen, aber ihr ersehntes glückliches Leben bleibt dabei auf der Strecke.

    Sie hat immer wieder von ihrem Leben erzählt, doch durch Konstantins Recherche werden einige Dinge zurechtgerückt.

    Es gibt recht viele Personen in dieser Geschichte, die alle ihre eigene Persönlichkeit haben und sehr authentisch dargestellt sind. Der Stammbaum und das Namensverzeichnis im Buch sind hilfreich, um den Überblick zu behalten. Trotzdem ist mir keiner der Charaktere wirklich nahegekommen, selbst Elena nicht, die nun wahrlich viel mitgemacht hat.

    Das Buch hat mich ein wenig zwiespältig zurückgelassen. Einerseits ist die Geschichte Elenas interessant, andererseits wurde ich aber nicht wirklich gepackt.

    Es ist eine traurige Familiengeschichte.


    3ratten

  • Ich habe den Roman ähnlich wahrgenommen!


    Jelena - Lena - Füchschen - Elena - Baba


    Das sind die Namen, mit denen die Protagonistin im Laufe ihres Lebens benannt wird - abhängig von den Zeiten und denen, die sie ansprechen. Geboren 1902 wurde sie Jelena getauft und Lena genannt, "Füchschen" war der Kosename ihrer großen Liebe für sie, zu Elena wurde sie in Deutschland. Und "Baba" war sie für ihre Enkel - ein Name, den sie hasste.


    93 Jahre alt ist sie geworden - ein langes Leben, dennoch beginnt ihr Enkel Konstantin erst lange nach ihrem Tod zu recherchieren über sie und die Vergangenheit seiner Familie, die aus Berlin, wo Elena, ihre vier Töchter und deren Familien nach dem Krieg jahrzehntelang lebten, über Leningrad, Moskau und Nishni Novgorod bis nach Gorbatow an der Wolga zurückführt. Dort stand Elenas Wiege, dort wurde ihr Vater 1905 als früher Revolutionär aus dem Weg geräumt.


    Mehr als zwanzig Jahre nach ihrem Tod versucht Konstantin ihrem Leben, seiner Familiengeschichte, nachzuspüren? Was wurde aus seinem Großvater, dem Deutschen Robert Silber, der nach dem Krieg spurlos verschwand? Warum versteht sich seine Mutter nicht mit ihren Schwestern? Wie erging es seiner Großmutter als Kind, als junger Frau im fernen Russland, in der Sowjetunion? Und warum weiß er kaum etwas über die Verwandten in Berlin, in seiner Stadt? Einige wenige der vielen Fragen, die ihn umtreiben.


    Der Autor Alexander Osang pflegt einen eindringlichen und gleichzeitig unterhaltsamen Stil. Trotz erheblicher Längen und gelegentlicher Redundanzen fiel mir die Lektüre leicht. Nur im Nachhinein habe ich mich gefragt, was denn nun genau die Erkenntnis aus diesem Roman ist. Erschütternd war es für mich zu erkennen, dass ich keine gewonnen habe! Ich bin Elena und ihrer zerfahrenen, zerfaserten Familie emotional kaum näher gekommen und bin mir sicher, dass sie und Konstantin ebenso wie die anderen Menschen um sie herum schon bald wieder aus meiner Wahrnehmung verschwinden werden. Ein gefälliger Roman ohne Botschaft. Ich bereue nicht unbedingt, ihn gelesen zu haben, aber andererseits war es auch kein Gewinn.

    3ratten

  • Gebundene Ausgabe: 620 Seiten

    Verlag: S. FISCHER (14. August 2019)

    ISBN-13: 978-3103974232

    Preis: 24,00 €

    auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich


    Interessant, aber auch verworren, und es zieht sich


    Inhalt:

    Russland, 1905. Der Vater der zweijährigen Jelena wird von zaristischen Häschern ermordet. Die Mutter muss mit ihren beiden Kindern fliehen und findet Zuflucht bei einem Kameraden ihres Mannes, den sie schließlich auch heiratet. Doch er ist Jelena kein guter Vater. So ist es kein Wunder, dass das Mädchen sich bald von der Familie abwendet und durch Robert F. Silber schließlich nach Deutschland kommt. Doch auch hier ist ihr Leben nicht glücklich.


    Berlin, 2017. Konstantin, Jelenas Enkel, seines Zeichens Filmemacher, „findet sein Thema nicht“. Daher versucht er es mit der geheimnisvollen Geschichte seiner Familie, sucht verschiedene Verwandte auf und reist sogar nach Russland, um herauszufinden, wie das alles damals wirklich war.


    Meine Meinung:

    Die Beschreibung dieses Romans klang in meinen Ohren sehr interessant: Familiengeschichte, Russland - Deutschland, Geheimnisse. Es begann auch recht fesselnd mit dem Mord an Viktor Krasnow, Jelenas Vater. Doch schnell verlor ich das große Interesse an der Erzählung, die sich als relativ zäh erwies.


    Die Perspektive wechselt ständig zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Jelena und Konstantin, die mir beide anfangs noch sehr sympathisch waren und tatkräftig erschienen, sich aber immer mehr als kalt bzw. langweilig erwiesen und sich in ihrer Opferrolle durchs Leben treiben ließen. Das kann für die Leserschaft ganz schön deprimierend sein.


    Hinzu kommen unzählige Wiederholungen, mal aus der einen, dann aus der anderen Sicht, mal in der einen Zeit, dann in der anderen oder auch einfach nur so.


    Positiv anzumerken sind die Tabellen der wichtigsten Männer und Frauen der Familie vorne im Buch sowie ein Stammbaum hinten. Beides habe ich gerne zu Rate gezogen, wenn ich mich mal wieder in den Wirren des Romans verlor.


    Einige Aspekte haben mir im Endeffekt gut gefallen, aber einen Nutzen habe ich aus der Lektüre nicht gezogen. Vielleicht hat Alexander Osang diesen Roman eher für sich selbst geschrieben, um seine eigene Familiengeschichte aufzuarbeiten?


    ★★★☆☆