Beate Maxian - Die Tränen von Triest

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    Eine sehr gefühlvolle, interessante Familiengeschichte


    Anstatt sich an ihrem 33. Geburtstag mit ihr zu verloben, gibt Roman Hubner seiner Freundin Johanna Silcredi nach 6 gemeinsamen Jahren den Laufpass. Da bekommt sie die Nachricht, dass ihr geliebter Opa nach einem Schwächeanfall im Krankenhaus liegt. Als Geburtstagsgeschenk von ihrer Familie bekommt sie einen Gutschein für eine Woche Urlaub in Triest, woher die Familie Silcredi ursprünglich stammt. Der größte Wunsch ihres Opas: Johanna soll versuchen den Namen seinen Vater ausfindig zu machen, über den er gar nichts weiß.

    In Triest stößt Johanna in der Villa Costa nicht nur auf eine alte Dame aus Hamburg, die ein wenig Licht in das Geheimnis um ihren Urgroßvater bringen kann, sondern auch auf Luca, der sie vom ersten Augenblick verzaubert und der ihr zeigt, wie Amore in Italien geht.



    Beate Maxian kenne ich bisher nur durch ihre Krimis. Daher war ich sehr gespannt auf diesen Roman. Und meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt.

    Ich liebe ihren leichten, flüssigen und doch sehr ausdrucksstarken Schreib- und Erzählstil, der es innerhalb weniger Seiten schafft, dass ich mich voll in die Geschichte hinein fallen lassen kann.


    Die Autorin nimmt mich mit nach Triest. Sie tut das in solch bunten Erklärungen und strahlenden Farben, dass es diese Stadt sofort auf meine „möchte-ich-besuchen“-Liste geschafft hat. Ich fühle mich sofort mittendrin in dieser schönen Stadt, dem mediterranen Flair, sehe die Bauten vor mir, kann das Meer rauschen hören und meine, das kühle Wasser und das Salz auf meiner Haut zu spüren.

    Wenn ich beim Lesen in Triest bin, freue ich mich über immer wieder eingefügte kleine Sätze oder Ausdrücke aus dem italienischen. Der wienerische Einfluss kommt allein durch Worte wie Baba oder Spital gut zum Ausdruck.


    Die vielen Personen, die hier handeln, werden mir wie nebenbei sehr deutlich und sehr gut vorstellbar gezeichnet. Es kommt sehr selten vor, dass ich in einer Geschichte alle Mitwirkenden mag. Hier mag ich wirklich alle, mit ihren Ecken und Kanten, mit ihrer Menschlichkeit und ihrem großen Herzen. Vor allem die beiden Frauen Johanna und Afra habe ich sofort ins Herz geschlossen. Aber auch alle anderen kommen so menschlich und real rüber, man muss sie einfach mögen. Johannas Freundin Judith kann auch ich mir sehr gut als Freundin vorstellen. Und Luca, in den könnte auch ich mich verlieben. Da kann ich Johanna sehr gut verstehen.


    Die Geschichte spielt einmal im Jahr 2019 in Wien bei Johanna und ihrer Familie und in Triest. Zum anderen um die Zeit des ersten Weltkrieges 1914 – 1919, ebenfalls in Triest. Ich kenne diese Zeit sehr gut aus Erzählungen meines Großvaters, der ebenso wie Alfred, Arthur und Ludwig, nach dem Attentat in Sarajevo in den Krieg ziehen musste. Hier erlebe ich diese schlimme Zeit mit den Augen von Afra, die danach nicht wieder dieselbe war. Hatte sie doch die Liebe ihres Lebens verloren.


    Ich habe mit Johanna und Afra gelitten und geliebt, war berührt, beeindruckt und fasziniert. Eine Geschichte so voller Gefühl und Emotionen. Und sogar eine leichte Spannung war hier und da spürbar.

    Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen und kann es allen, die gut recherchierte Familiengeschichten mögen, nur empfehlen.


    5ratten

  • Man bekommt Sehnsucht nach Triest ...

    Für mich sind die Romane von Beate Maxian inzwischen ein Garant für gute Unterhaltung. Wenn ich eines ihrer Bücher in die Hand nehme, weiß ich, dass ich mir für die nächsten Stunden sonst nicht viel vornehmen brauche. Auch diesmal hatte das neueste Buch von Beate Maxian, „Die Tränen von Triest“, wieder genau diese Wirkung auf mich.

    Gleich zu Anfang lernen wir die junge Innenarchitektin Johanna Silcredi kennen. Sie hat Geburtstag und freut sich auf ein schönes Essen mit Roman, ihrem Lebensgefährten seit sechs Jahren. Doch dann kommt alles ganz anders als gedacht und zwei einschneidende Ereignisse machen diesen Abend unvergesslich. Johanna macht sich auf Wunsch ihrer Familie auf nach Triest und stellt sich ihrer Vergangenheit …

    Im zweiten Erzählstrang lernen wir Afra von Silcredi kennen, Johannas Urgroßmutter, die leider vor Johannas Geburt bereits verstarb. Eine Legende scheint sich um diese schöne Frau zu ranken, die ihre Urenkelin nun mit viel Elan aufzuklären versucht … wird es ihr gelingen, das Geheimnis um den vermeintlichen Vater ihres Großvaters aufzuklären?

    Mehr kann ich eigentlich an dieser Stelle, ohne zu spoilern, zum Inhalt nicht verraten. Ich kann jedoch eine spannende Story versprechen, die mich an die Couch gefesselt hielt. Die wunderbaren Beschreibungen von Triest, die Kaffeehäuser, das Antiquitätengeschäft, die Restaurants und Hotels animierten mich zu so mancher Internetrecherche und haben mir richtig Lust auf Urlaub in Venetien gemacht. Der bildhafte Schreibstil machte das Buch zum Genuss. Warum ziehe ich diesmal dennoch ein Sternchen ab? Mir kamen einfach zu viele glückliche Zufälle vor, alles lief ein wenig zu glatt, alle Menschen waren mir fast ein wenig zu schön … dennoch wird Beate Maxian eine meiner Lieblingsautorinnen bleiben und ich freue mich auf weitere spannende Lektüre von ihr.


    Von mir gibt es vier von fünf möglichen Sternchen.

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    Beate Maxian: Die Tränen von Triest. Roman, München 2019, Wilhelm Heyne Verlag, ISBN 978-3453423794, Klappenbroschur, 431 Seiten, Format: 12,2 x 4 x 18,8 cm, Buch: EUR 10,99, Kindle: EUR 9,99.


    „Ich mein, was verdammt noch einmal hat diesen Scheißkerl geritten?“, empörte sich Judith weiter.
    „Eine andere Frau …“
    (Seite 49)


    Wien, Juli 2019: Angestachelt durch die Spekulationen ihrer temperamentvollen Freundin Judith rechnet die Innenarchitektin Johanna Silcredi an ihrem 33. Geburtstag fest mit einem Heiratsantrag. Doch ihr Lebensgefährte, der Architekt Roman Hubner, nutzt den Abend in einem sündteuren Nobelrestaurant, um sich auf ausgesucht gemeine Art von ihr zu trennen.


    Johanna ist enttäuscht, wütend und verletzt und löst das Geschenk ihrer Familie – eine Woche Urlaub in Triest – sofort ein. Die Villa Costa, die heute eine Frühstückspension ist, war von 1900 bis 1918 im Besitz der Familie von Silcredi. Johannas Urgroßmutter Afra ist in der Villa aufgewachsen.


    So halb im Scherz sagt Johannas 94jähriger Großvater, sie könne ja bei ihrem Aufenthalt ein bisschen Ahnenforschung betreiben. Vielleicht fände sie ja heraus, wer sein Vater war.


    Opas Lebensthema: seine Abstammung


    Johanna sagt „ja, ja“ zum Ansinnen ihres Großvaters, hat aber keine Ahnung, wo sie mit der Suche nach seinem Erzeuger beginnen sollte. Der Opa hat ja eh schon alles Erdenkliche versucht und nichts herausgefunden. Sie hat nicht die Absicht, sich in ihrem Urlaub mit diesem Thema zu belasten. Doch es kommt anders.


    Zur selben Zeit wie Johanna wohnen zwei Frauen aus Hamburg in der Pension Costa: Charlotte Uhlbrich, 93 und ihre Enkelin. Sie sind wegen einer Beerdigung hier. Als Charlotte den Namen Silcredi aufschnappt, wird sie hellhörig. Offenbar gab es zu den Zeiten ihres Vaters und Großvaters geschäftliche und gesellschaftliche Verbindungen zwischen den beiden Familien.


    Erstaunliche Querverbindungen und ein Tagebuch


    So richtig Bewegung kommt in die Sache, als Lucas Mutter Simonetta einfällt, dass die Familie ihres Mannes ja seit über 100 Jahren im Besitz des Tagebuchs der Afra von Silcredi ist. Sie wollte es damals bei ihrem Umzug nach Wien nicht mitnehmen, es sollte in Triest bleiben. Irgendwie hat sich nie einer der Costas getraut, die Unterlagen wegzuschmeißen. Fasziniert liest Johanna die schwärmerischen Schilderungen ihrer Urgroßmutter.


    Liebe und Krieg

    Triest 1914: Afra ist 19 und frisch verliebt in den Studenten Alfred Herzog, einen Freund ihres Bruders und Sohn eines Geschäftsfreundes ihres Vaters. Auch er ist hin und weg von ihr. Zwar gehört er nicht, wie sie, dem Adel an, aber ihr Vater hat glücklicherweise trotzdem nichts gegen diese Verbindung. Die Verlobung wird vorbereitet. Das junge Paar kann die Hochzeit kaum erwarten und Afras größte Sorge ist, dass man sie dabei erwischen könnte, dass sie sich in der Wohnung eines befreundeten Künstlers treffen, wenn dieser auf Reisen ist. Sie fängt an, ihre Geschichte aufzuschreiben, um alle Welt an ihre Glückseligkeit teilhaben zu lassen.


    Die Leser*innen von heute, die den Verlauf der Weltgeschichte kennen und zudem mehr Lebenserfahrung besitzen als die blutjunge Afra, ahnen schon, dass so viel Glück nicht von Dauer sein kann.


    Zurück ins Triest des Jahres 2019: Nachdem auch Johannas Urlaubsbekanntschaften Charlotte Uhlrich und Simonetta Costa den Inhalt von Afras Aufzeichnungen kennen, ergeben auf einmal Fragmente ihrer eigenen Familiengeschichte einen Sinn, die sie zuvor nie richtig einordnen konnten. Und am Ende der Woche fährt Johanna zurück nach Wien mit dem Tagebuch ihrer Urgroßmutter im Gepäck und einer umfassenden Vorstellung davon, wie diese von der naiven, privilegierten jungen Adeligen zu der taffen Geschäftsfrau geworden ist, die sie aus den Erzählungen ihrer Familie kennt.


    Nicht nur Opa wird Augen machen wenn sie mit all den Informationen und Neuigkeiten nach Hause kommt!


    Im Sog der alten Geschichten

    Es ist spannend, wie die unfreiwillige Ahnenforscherin Johanna immer tiefer in den Sog ihrer eigenen Familiengeschichte gerät.


    Schließt sich am Ende nach über hundert Jahren der Kreis, oder fängt der ewige Wechsel zwischen Glück und Katastrophen nur wieder von vorne an? Immer, wenn gar so eitel Sonnenschein herrscht, wird man als Leser*in ja ein bisschen misstrauisch. Aber vielleicht darf man bei Familien- und Liebesromanen diesbezüglich nicht so streng sein.


    Man merkt, dass die Autorin intensiv vor Ort und in Sachen Zeitgeschichte recherchiert hat. Es ist immer gut zu wissen, dass ein*e Schriftstelller*in ganz genau weiß, wovon er/ sie schreibt und uns kein X für ein U vormacht. Das führt zwar manchmal zu ein bisschen mehr Informationen als man zum Verständnis der Geschichte gebraucht hätte, aber Wissen schadet nie.


    Johanna Silcredi ist eine angenehm unperfekte Heldin mit sympathischen Macken. Zum Entsetzen ihres engsten Umfelds spricht sie zum Beispiel mit Gegenständen. Jeder hofft nur, dass sie das nicht auch in der Öffentlichkeit tut. ;) Herrlich ist auch ihre Freundin, die Flugbegleiterin Judith, die stets unverblümt das ausspricht, was ihr gerade durch den Kopf rauscht. Und natürlich Johannas Eltern, die auf alle möglichen und unmöglichen Ereignisse miteinander wetten. Das ist schon reichlich skurril!


    Gewundert habe ich mich über den extravaganten Vornamen der Großmutter. Das passte gar nicht zu diesen konservativen Menschen. Nach ca. 300 Seiten bin ich dann darauf gekommen, dass es sich dabei um eine Kurzform von Maria-Theresia handeln muss.


    Ein Personenverzeichnis wär‘ nett

    Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt. Vermisst habe ich lediglich ein Personenverzeichnis, oder besser noch, einen Stammbaum der Familien (von) Silcredi und Uhlrich. Im Innenteil der Buchklappen wäre jede Menge Platz dafür gewesen. Wenn in einem Roman ungefähr halb so viele Personen vorkommen wie in der Bibel, ist so etwas ein prima Service!


    Ich fand es ärgerlich dass ich mich in Kapitel 7 damit abgemüht habe, mir die gesamte Hamburger Uhlrich-Sippe einzuprägen um dann festzustellen, dass im Verlauf der Ereignisse nur Charlotte wichtig war. Das weiß man als Leser*in aber vorher nicht und hält sich unnützem Informationsballast auf. Derlei Fakten kann man wunderbar in Verzeichnissen auslagern. Nur so als Anregung.


    Die Autorin

    Beate Maxian (geb. als Österreicherin in München) lebt in Oberösterreich und Wien, schreibt Romane, Kriminalromane, Kurzgeschichten und Theaterstücke. Sie wurde mit dem Stipendium des Literaturhauses Wiesbaden ausgezeichnet und für mehrere Preise nominiert. Ihre Wien-Krimis mit der Journalistin Sarah Pauli sind Bestseller in Österreich. Sie ist die Begründerin des ersten österreichischen Krimifestivals: Krimi Literatur Festival.at www.maxian.at