Anna Hope - Was wir sind/Expectation

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  • Was die Zukunft bringt!


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    Cate, Hannah und Rissa sind befreundet seit sie 2004, in einer viktorianischen Villa mitten in London, in einer WG zusammen gelebt haben. Nun, sechs Jahre später, sind sie Mitte Dreissig und ihr Leben ist grundverschieden. Während Cate verheiratet ist und ein Baby hat, versucht Rissa immer noch als Schauspielerin Fuss zu fassen. Hannah hingegen wünscht sich verzweifelt, schwanger werden. Und dies zermürbt die Beziehung zu Ehemann Nathan. Doch immer wieder gibt es Berührungspunkte zwischen den drei Frauen, und das deckt auch alte Eifersüchteleien und Unsicherheiten auf.



    Die Geschichte um die drei Freundinnen Cate, Hannah und Rissa wird auf zwei Zeitebenen erzählt. In der Gegenwart, das heisst 2010, in denen kapitelweise immer eine der Frauen im Mittelpunkt steht. Dies ist klar deklariert, und ich empfand es als sehr fesselnd zu lesen, wie jede der Freundinnen sich entwickelt.

    Und obwohl ihre Lebenssituationen grundverschieden sind. Ihre Ängste, Sorgen und Träume sich unterscheiden, finden sie immer wieder gemeinsame Nenner, um sich verbunden zu fühlen. Ab und zu blitzt auch Neid und Missgunst auf, unausgesprochene Antworten auf verletzende Kommentare .... und immer wieder findet sich die Verbindung, die Freundschaft.

    Wie im realen Leben.

    Diese Kapitel sind sehr fesselnd geschrieben und abwechslungsreich zu lesen. So hat mich diese Ebene weitaus mehr fasziniert als die Vergangenheit. Die wird erstens nicht chronologisch geführt und die Erzählung geht wie Kraut und Rüben durcheinander. Dann ist auch der Schreibstil ganz anders als in den Passagen in der Gegenwart. Atemlos und mit kurzen, teilweise abgehackten Sätzen wird das Ganze wirr runtergeleiert. Ich hätte auch erwartet, dass man als Leser gerade in der Vergangenheit eine Beziehung zu den Figuren aufbauen kann. Doch dem war nicht so. Das Ganze wirkte oberflächlich und als Seitenfüller.

    In beiden Erzählebenen wabert eine melancholische Stimmung und triftet manchmal ins Düstere ab. Cate zum Beispiel leidet meiner Meinung nach unter Depressionen und da sie jede Hilfe ablehnt, wird es eigentlich nicht besser, nur düsterer. Hannah, die verzweifelt versucht ein Kind zu bekommen und das ganze finanzielle Polster in Kinderwunschkliniken steckt, zeigt realistisch wie gross der Wunsch sein kann und wie das ganze Leben darauf ausgerichtet wird. Rissa, die dritte im Bunde, war mir über weite Teile am unsympathischsten. Rissa fühlt sich oft als besser, schöner und cleverer als die Freundinnen, was mich oft abgestossen hat. Dabei weiss sie eigentlich am wenigsten, was sie will. Egal ob dies beruflich oder in der Liebe ist.

    Eigentlich hatte ich beim Einstieg in die Geschichte, in der die WG der Frauen als 29jährige beschrieben wird, so richtig Lust zu sehen, wie sie sich entwickeln und was aus ihnen wird.

    Ob ihre Träume, Ziele und Hoffnungen sich erfüllen mögen? Doch irgendwie war mir die Verbindung von der Vergangenheit zur Gegenwart zu schwach ausgearbeitet. Und so, blieb es leider bei zwei nebeneinander laufenden Geschichtsebenen. Vielleicht hätte in der Vergangenheit öfter die Wünsche und Hoffnungen ausgedrückt sein sollen. Damit man dann als Leser die Verbindung sehen kann und ob sich die erfüllt haben.


    3ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Igela ()

  • Hannah, Cate und Lissa haben sich als Studentinnen eine Wohnung in London geteilt und waren trotz ihrer Verschiedenheit unzertrennlich. Nun sind sie Mitte 30 und jede kämpft ihren eigenen Kampf.


    Hannah sehnt sich nach einem Kind, hat aber schon zig erfolglose Kinderwunschbehandlungen hinter sich, und allmählich ist auch ihre Beziehung zu Nathan schwer davon belastet, dass alles nur noch um dieses eine Thema zu kreisen scheint. Nathan will aufhören mit den Behandlungen, doch Hannah will davon nichts hören.


    Cate ist Mutter eines kleinen Sohnes, fühlt sich mit dem Muttersein aber häufig überfordert und tut sich gleichzeitig schwer, Hilfsangebote ihrer Schwiegerfamilie anzunehmen, weil sie diese als übergriffig und bevormundend empfindet. Sie hat das Gefühl, einfach nicht in diese spießige Familie hineinzupassen und sehnt sich zurück nach den Zeiten, als sie auf Demos ging und in eine Frau verliebt war.


    Lissa hofft immer noch auf ihren Durchbruch als Schauspielerin, doch wenn sie überhaupt einmal ein Angebot von ihrer Agentur bekommt, handelt es sich meist um öde Werbespots oder uninteressante TV-Rollen. Und auch in puncto Beziehungen hat sie kein Glück und fragt sich immer wieder, ob das alles ist, was das Leben für sie vorgesehen hat.


    Diese sehr unterschiedlichen Lebensrealitäten und Schwerpunkte sorgen für Konfliktpotential, es ist nicht mehr so einfach, an die alte Leichtigkeit anzuknüpfen, wie sie noch bestand, als Hannah ein paar Jahre zuvor Nathan geheiratet hat. Alter Groll lässt sich genauso schwer beiseite wischen wie aktuelle Enttäuschungen, und es stellt sich die Frage, ob die Freundschaft überhaupt noch Bestand haben kann.


    Viele Frauen werden in diesem Buch Anknüpfungspunkte finden, sei es der unerfüllte Kinderwunsch, die Herausforderungen der Elternschaft oder die Karriereambitionen, die einfach nicht gelingen wollen. Feminismus, Aktivismus, unterschiedliche Beziehungsmodelle und (im Hintergrund) auch die zeitgeschichtlichen Entwicklungen sind die Rahmenthemen für die drei Frauenleben, die hier porträtiert werden, in der Erzählgegenwart Anfang der 2010er Jahre und in Rückblenden in die Vergangenheit. Es ist nichts spektakulär Neues, was Anna Hope hier bietet, und so ganz warm geworden bin ich mit den drei Frauen nicht. Aber auch wenn ich die eine oder andere Szene oder Entwicklung ein bisschen platt fand, gibt es doch einiges Identifikationspotential und zwischenmenschlichen Zündstoff, der im doppelten Sinne für Spannung sorgt, und eine gute Beobachterin ist Anna Hope auf jeden Fall.


    Als Einstieg in ihr Schaffen würde ich aber immer "Wake" ("Abgesang" bzw. "Fünf Tage im November") vorziehen.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen