Angela Thirkell

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  • Angela Thirkell (1890 -1961) war eine britische Autorin von Gesellschaftsromanen. Sie war die Enkelin des präraffaelitischen Malers Edward Burne-Jones und eine nahe Cousine von Rudyard Kipling. Ihr Metier war aber die Unterhaltungsliteratur und als Hauptwerk veröffentlichte sie seit den 30er Jahren den vielbändige Zyklus der Barsetshire- Chronicles.
    Daraus ist der erste Band "High Rising"- auf Deutsch "Tea Time bei Mrs. Morland" - 1933 erschienen, 2014 in Deutschland (wieder?) veröffentlicht.

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    Der Roman beginnt mit der Weihnachtsfeier im Internat von Mrs. Morlands jüngstem Sohn Tom, einem Modelleisenbahn-Nerd mit nicht abstellbarem Auskunftszwang. Die Frau des Rektors ist gleichzeitig die beste Freundin der Hauptperson Laura Morland. Das Hobby ihres Sohnes Tom - Eisenbahnen und Modelleisenbahnbau - ist eine der humoristischen Stärken des Romans. Mrs. Morland selbst ist ebenfalls - wie die Autorin - eine erfolgreiche Unterhaltungschriftstellerin in den 40ern, attraktiv und gut erhalten, aber als Witwe mit eigenem sicherem Einkommen aus ihren Romanveröffentlichungen nicht an einer weiteren Eheschließung interessiert. Um sie herum gruppieren sich teils standarisierte, teils wirklich witzige Charaktere, die einen netten Einblick in den British Way of Life vor dem 2. Weltkrieg vermitteln. Einige sehr schöne witzige Dialoge, die das britische Bildungswissen frech persiflieren, machen diesen Roman zu einer amüsanten Lektüre. Für InteressentInnen wirklicher Liebesgeschichten ist der Roman nicht geeignet. Große Gefühle werden eher durch den Kakao gezogen und Bindungen auf ihren Nutzen hin untersucht. Für mich war die Lektüre aber eine sehr unterhaltsame Entspannung ohne Anspruch.

  • Nun habe ich auch den zweiten Band der Barsetshire-Chronicles gelesen, ebenfalls 1933 veröffentlicht unter dem Titel "Wild Strawberries",

    zu Deutsch "Der Duft von wilden Erdbeeren".


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    Von der Handlung her - junges Mädchen verknallt sich in zuerst in Charmeur und nimmt dann doch den ernsthaften und charakterlich gefestigten älteren Bruder - sehr konventionell, aber wegen des Plots sollte man den Roman nicht lesen, denn wie beim ersten Roman wird das Aufkommen jeglicher Romantik sogleich durch witzige Wortgefechte oder Ablenkungen niedergeschlagen.
    Köstliche Figuren kommen hier vor: ein ältlicher Herr, der sich als Gartenkenner auf Landsitzen parasitär durchschlägt, aber insbesondere tolle Frauentypen, gerade in der älteren Generation: Schon die Eröffnungsszene ist lesenswert, wenn Lady Emily unter HInterlassung einer breiten Spur ihrer zahlreichen Tücher, Schals und anderer Utensilien zu spät mit ihren Angehörigen in die Kirche einzieht und mit den Anweisungen an diese ihre Lieben bezüglich des Sitzplatzes und des Verhaltens ständig die Predigt des gutmütigen, aber genervten Pastors unterbricht. Dann findet sich noch eine adels- und nationalstolze sowie tyrannische Madame Boulle mit ihrer ebenfalls zahlreichen Familie ein und auch in Lady Emilys Haushalt findet man die interessantesten Typen, ihre Tochter, eine engelsgleich aussehende, aber ziemlich dumme, nur aufs Mütterliche ausgerichtete Dame, die ihren französischen Verehrer völlig entnervt, weil sie jede romantische Situation verhunzt und so weiter … .
    Nichts, was es unbedingt braucht, aber sehr nette Unterhaltung für zwischendurch und sehr englisch .. .

  • Ja, manchmal braucht man einfach nette Unterhaltung, aber auch dann will ich geschliffene Dialoge, und die bekommt man hier.

  • Geht mir ähnlich, so ganz plump mag ich auch leichte Unterhaltung nicht, und für britischen Humor kann ich mich immer begeistern.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen