Hans Rath - Im nächsten Leben wird alles besser

Es gibt 1 Antwort in diesem Thema, welches 672 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von nanu?!.

  • Hans Rath - Im nächsten Leben wird alles besser


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Sehr tiefgehende Story, die lange nachhallt

    Arnold Kahl führt ein ganz normales Leben. Er hat zwei Kinder, die bereits ihren Weg gehen, eine Buchhandlung, die ihn gerade so über Wasser hält, einen langjährigen Freundeskreis und eine Ehefrau an seiner Seite, die seine Launen erträgt. Alles ganz unaufgeregt. Am nächsten Tag wird Silberhochzeit gefeiert werden. Kein Wunder also, dass Arnold die Welt nicht mehr versteht, als er in einer fremden Umgebung aufwacht und feststellt, dass er nun 73 Jahre alt ist und sich an die letzten 25 Jahre nicht erinnern kann. Die Welt ist sehr technisch geworden und mithilfe seines im Grunde schon schrottreifen „persönlichem Assistenten“ Gustav, einem Roboter, der die Bezeichnung „synthetischer Charakter“ bevorzugt, macht er sich auf die Suche nach Antworten und am besten auch wieder zurück ins Jahr 2020 …



    Ja, dieses Buch ist lustig, ganz ohne Frage. Aber es ist an vielen Stellen – und insgesamt gesehen – auch sehr ergreifend und tiefgehend. Dass sich Gustav im Grunde menschlicher als Arnold verhält und sich auch rasanter entwickelt, ist schon auffällig und regt zum Nachdenken an. Doch Arnold entdeckt auch gerade daran, was er in seinem früheren Leben so alles falsch gemacht hat. Dem Leser eröffnet sich so nach und nach ein Bild, das erschüttert, bewegt und schwer im Magen liegt.



    Fast schon nebenbei spinnt Rath die aktuelle Lage weiter und lässt in nicht allzu ferner Zukunft die Mächtigen die Menschen in zwei Gruppen selektieren: Die eine Gruppe lebt real, die andere in einer digitalen Welt, Times Beach. Klingt erst mal toll, aber wenn man die Konsequenzen und Bedingungen kennt, dann stockt einem der Atem. Kein Wunder, dass es auch „die Autonomen“ gibt, die sich von all der digitalen Überwachung komplett abschotten und auf ihre Weise leben.



    Die Schritte, die Arnold geht, um die verlorene Zeit zurückzubekommen, sind in sich stimmig und sehr logisch. Dennoch steckt das Buch voller wunderbarer Philosophie. Man kann es recht flott „weglesen“, doch hält man auch immer mal inne und lauscht dem Nachhall, den gewisse Szenen auslösen. Man findet auch ganz viele brandaktuelle Themen. Diese werden zumeist nur angeschnitten, aber sie sind da und stoßen ganz schön bitter auf.



    Ganz zu Anfang hat mich Arnold amüsiert, dann hat er mich genervt, dann wieder tat er mir unendlich leid. Dieses Wechslebad der Gefühle muss ein Autor erst mal in Gang setzen können! Die Wendung im vierten Abschnitt war zu erahnen, doch das ist nicht als Kritik aufzufassen. Sie macht das Buch zu dem Juwel, das es ist. So erkennt man dann am Ende, wie wunderbar die Aussage des Autors ist und spürt noch lange die Erschütterung in der Seele – mir gefällt das. Es öffnet die Augen und das Herz. Rath legt den Finger zwar in die Wunde, aber er bohrt nicht blutrünstig darin herum, sondern überlässt dem Leser, was er mit der gewonnenen Erkenntnis macht. Es ist zudem ein Buch, dessen Cover ich fürchterlich, den Inhalt aber unbeschreiblich gut finde. Die Schattenfiguren sind schön und passend, die Neonschrift schreckt ab und passt meiner Meinung nach kein bisschen zum Buch. Mein Fazit zum Inhalt: Fünf Sterne.



    5ratten

  • Anton weiß kaum wie ihm geschieht, als er plötzlich im Jahre 2045 aufwacht, und ganze 25 Jahre gealtert ist. An die Zeit zwischen Zubettgehen und aufwachen kann er sich nicht mehr erinnern. Deswegen wundert er sich auch über all die Neuheiten um ihn herum, die das Leben angenehmer gestalten sollen. Sein künstlicher Assistent Gustav ist ihm genauso unbekannt, wie die Funktionsunterwäsche die er trägt, und sekündlich seine Vitalwerte misst.

    Das aber in dieser optimierten Welt nicht alles Gold ist, was glänzt, erfährt Anton bald schon am eigenen Leib.


    Die Geschichte um Anton hat mir eigentlich ganz gut gefallen. Besonders der Aspekt, dass wohl irgendetwas in der Vergangenheit vorgefallen sein muss, das Anton plötzlich ohne Erinnerungen aufgewacht ist. Das verleiht der Geschichte etwas geheimnisvolles das dafür sorgte, dass ich immer weiter lesen wollte.

    Die vielen kleinen Rückblenden die eingestreut sind, haben zusätzlich dazu beigetragen, dass ich wissen wollte, wie das Ganze mit der Amnesie zustande gekommen ist. Es hat die Handlung spannender gemacht.


    Ich mochte auch die vielen kleinen Ideen die der Autor über die Zukunft hatte. Was der Mensch isst im Jahr 2045, wie er wohnt, wie er sich gesund hält oder wie er sich fort bewegt. All das hat mich wunderbar unterhalten und oft auch amüsiert.

    Die Gedanken die man sich zwangsläufig beim Lesen macht, wenn man über eine Zukunft liest, wo der Klimawandel längst zugeschlagen hat, haben fast schon philosophischen Charakter. Anton hat natürlich recht, wenn er von unseren Umweltproblemen spricht und mit dem moralischen Zeigefinger wedelt.


    Ich mochte den Humor, auch die ernsteren Stellen, und den lockeren Schreibstil der einen durch die Seiten fliegen lässt.

    Und gerade als es richtig spannend wird, bricht die Geschichte plötzlich ab und schlägt den einfachsten Weg ein, den eine Geschichte überhaupt nehmen kann. Diese Auflösung, und das Friede-Freude-Eierkuchen-Ende hinterher, haben mir das ganze Buch versaut. Ich habe mich richtig veräppelt gefühlt. Das las sich auf einmal so, als ob jemand anderer das Buch fertig geschrieben hätte. Jemand der total harmoniesüchtig ist oder so.


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

    Einmal editiert, zuletzt von nanu?! ()