R. F. Kuang - Im Zeichen der Mohnblume: Die Schamanin

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 847 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Dani79.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Titel: Im Zeichen der Mohnblume: Die Schamanin
    Autorin: R.F. Kuang


    Allgemein:

    672 S.; Blanvalet, 2020


    Reiheninfo:

    1. Im Zeichen der Mohnblume: Die Schamanin (The Poppy War)

    2. Im Zeichen der Mohnblume: Die Kaiserin (The Dragon Republic)

    3. The Burning God (dt. Titel steht noch nicht fest)


    Inhalt:

    Rin wächst als Kriegswaise im Kaisereich Nikan, in einer Adoptivfamilie auf, die sie als billige Arbeitskraft missbraucht. Sie sieht ihre einzige Perspektive in der Chance auf der berühmten Militärakademie Sinegard aufgenommen zu werden. Als sie die schwierige Landesweite Prüfung als Beste ihres Bezirks besteht, lässt sie ihr altes Leben ohne Tränen hinter sich. Doch auch in der Akademie herrscht ein striktes Klassensystem. Vor allem die Kinder der am Kaiserhof hochgestellten Adligen werden bevorzugt. Der harte Drill geht auch an Rin nicht spurlos vorbei. Doch ihr Wille sich zu beweisen ist hoch. In ihr tobt ein Feuer das sie nicht kontrollieren kann, denn es scheint als ob da noch etwas anders in ihr schlummert, das an die Oberfläche drängt... Eigentlich glaubt niemand das es die alten Schamanen und ihre göttliche Macht wirklich gab. Doch Rin lernt, das vielleicht nicht alles bloße Legende ist... Die Zerrstörung der Insel Speer und seiner Bewohner, als Teil einer militärischen Strategie und wichtiger Bezugspunkt der Geschichte Nikans, lässt sie nicht los.

    Und dann bedroht ein neuer Krieg Nikan und Rin sieht ihre Chance gekommen, ihren Wert zu beweisen. Doch sie hat unterschätzt, was der Krieg mit Menschen macht und vor allem welche Ränke im Hintergrund geschmiedet werden, wenn es darum geht, die eigene Macht zu erhalten...



    Meine Meinung:

    Für mich ein absolutes Highlight das sehr aus dem momentanen Fantasyeinheitsbrei heraussticht. Zumindest, wenn man wie ich, da oft eher selten in der Erwachsenen Fantasy unterwegs ist. Gleich vorweg: Das Buch ist absolut nicht für jüngere Teenager geeignet. Ich würde es frühestens ab 16 empfehlen.


    Rin ist keine Figur, die ich wirklich mochte oder die für mich eine echte Identifikationsfigur wäre. Aber... endlich traut sich mal eine Autorin eine Frauenfigur zu schreiben, die nicht nur die Hauptfigur ist, sondern einfach mal weder besonders sympathisch ist, noch sonstige Klischees bedient, die man Frauenfiguren in Romanen oft überstülpt. Sie ist machthungrig, und lässt sich davon leiten. Sie macht einige Fehler die dazu führen, das sie weitere falsche Entscheidungen trifft. Trotzdem kann man verstehen, warum das überhaupt passiert. Keine der Figuren ist perfekt. Im Gegenteil. Und das ist für mich eine große Stärke des Romans. Die Menschen machen Fehler, weil sie verschiedene Interessen haben und Entscheidungen deshalb nie im luftleeren Raum entstehen. Das macht den Roman an vielen Stellen sehr glaubwürdig und verknüpft ihn trotz des Fantasysettings stark mit unserer Realität.


    Der Roman beschreibt Krieg und die Auswirkungen von Krieg in all seinen Fassetten. Er ist hier wie er wirklich ist: Er tötet Menschen und macht sie zu Mörder*innen. Rache ist ein Faktor, der alles zerrstören kann und der dafür sorgt, das man die Realität nur noch einseitig wahrnehmen kann. Kriegsverbrechen zerrstören Menschlichkeit, machen die Zukunft ganzer Generationen zu Nichte und führen zu einem Leid, das man sich nur schwer vorstellen kann. Und ja, "Im Zeichen der Mohnblume" ist hier schonungslos. Dagegen sind viele andere Romane z.B. "Nevernight" von Jay Kristoff, selbst "Game of Thrones" wahre Kuschelkurskandidaten. Die Triggerwarnung oben steht nicht zum Spaß. Das ist durchaus verstörend und ich kann verstehen, wenn man das nicht lesen möchte. Ich finde ehrlich gesagt, das die Autorin sich da manchmal auch etwas sehr in diesen Beschreibungen verliert und manches wäre dann nicht nötig gewesen. Vor allem die Beschreibungen von Säuglingen. Auch wenn vielleicht gerade dadurch, die echte Grausamkeit dahinter deutlich wird.


    Nebenbei verhandelt Kuang auch Themen wie Rassismus und Feminismus mit. Gerade diese Punkte bindet sie sehr gekonnt ein, ohne das es moralisierend wird. Sie legt einfach sehr geschickt die Mechanismen dahinter offen.
    Die Insel Speer wird im Roman für das große Reich geopfert und es ist der Kaiserin und auch weiten Teilen der Bevölkerung vollkommen egal, was mit den Menschen auf der Insel passiert.Völkermord und wie das passieren kann, ist ein Zentrales Thema.


    Ich persönlich bin nach wie vor total begeistert von dieser Geschichte. Für mich regt der Roman extrem zum nachdenken an. Nicht nur über die interessanten Figuren, über die realen Auswirkungen von Kriegen, sondern auch über das System, welches diese Entwicklungen unterstützt hat.

    Der Roman ist an vielen Stellen an verschiedenen Geschichten aus asiatischem Blickwinkel angelehnt. Ich betone das in diesem Fall deshalb, weil es hier wirklich mehrere Länder betrifft. Ich habe Anlehnungen an China, Japan und auch Korea gesehen. Es ist eine Schande, das ich vermutlich auch vieles nicht verstanden habe, weil mir hier das Wissen fehlt.

    "Im Zeichen der Mohnblume"... ja es geht auch um Opium. Generell spielen Drogen durchaus eine Rolle, weil sie ein Machtfaktor sind. Die Autorin bekommt hier immer wieder eine sehr glaubwürdige Verknüpfung mit dem Rest der Ereignisse hin. Es wird verständlich, weshalb jemand abhängig wird und das es vielleicht sogar im Interesse bestimmter Parteien sein kann, wenn ein Soldat, eine Soldatin es auch bleibt...


    Die Handlung ist sehr vom Militär geprägt. Es gibt keine kitschige Liebesgeschichte, und auch wenn es amüsante Momente gibt. Kuschelig, flauschig sieht anders aus. Rin und auch viele andere Figuren sind nicht grade sympathisch und wer nicht gerne von solchen Figuren lesen mag, ist hier ebenfalls falsch.

    Aber für mich war der Roman einfach gut. Einfach richtig richtig gut. Obwohl ich Rin immer wieder gerne geschüttelt hätte, weil sie unfassbar schlechte Entscheidungen trifft, obwohl es manchmal wirklich hart ist, so viel Grauen zu lesen. Aber die Geschichte war einfach für mich genial. Das ganze Setting war glaubwürdig konstruiert. Es gibt nicht dieses starre Schwarz/Weiß System. Es gibt nicht diese stereotypen Frauen und Männerfiguren, auch wenn eine Gesellschaft beschrieben wird, die es Frauen nicht einfach macht sich zu behaupten. Die Fantasyelemente fand ich persönlich interessant, es geht um Vorstellungen von Göttern und was sie mit unserem Leben zu tun haben könnten. Wie der deutsche Titel andeutet, auch um Vorstellungen von Schamanismus. Einiges habe ich grob aus verschiedenen Buddhistischen Strömungen wieder erkannt. Manches auch nur, weil ich das im Studium etwas vertiefender kennen gelernt habe.Ich fand es daher auch aus diesem Blickwinkel spannend und interessant zu lesen.

    Der Roman regte mich immer wieder zum Nachdenken an. Meine Emotionen, vor allem im Hinblick auf große Aufreger, kochten während dessen manchmal ganz schön über. Ich war an einigen Stellen wütend. Auf die Menschen die diesen Krieg überhaupt zugelassen haben. Auf die Herrscher*innen in dieser Geschichte, aber auch auf das System von Militärschulen und das es einigen Figuren schlichtweg egal war, das sie tausende Menschen auf dem Gewissen haben würden... Rache zerrfrisst die Menschen und verändert sie. Rin ist ein Beispiel hierfür. Ihre Gebrochenheit ist unbestreitbar. Ihre psychische Verfassung sorgt für falsche Entscheidungen, ihr Trauma und das vieler anderer verändert ihre Handlungen.

    Für mich ein absolutes Highlight mit dem ich so nicht gerechnet hätte.


    5ratten

  • Ah, schön, es gibt schon einen Thread dazu.

    Ich bin ein bisschen zwiegespalten. Der Anfang war recht leicht zu lesen, aber die Story war zu Beginn noch nicht wirklich besonders. Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen kommt an Eliteschule und kämpft sich so nach oben... das gab es ja alles schon in diversen Ausführungen.

    Dann entwickelt sich die Handlung allerdings in eine neue Richtung. Einerseits spannend, andererseits ufert das teilweise auch sehr aus, verfranst sich in alle möglichen Richtungen und für mich war es teilweise auch schwer, alldem gedanklich zu folgen.


    Nichtsdestotrotz habe ich mir anschließend direkt Band 2 vorgenommen ;)

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • Valentine

    Hat den Titel des Themas von „R.F. Kuang - Im Zeichen der Mohnblume: Die Schamanin“ zu „R. F. Kuang - Im Zeichen der Mohnblume: Die Schamanin“ geändert.