Zoe Brisby - Reise mit zwei Unbekannten

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    Zoe Brisby erzählt mit ihrem Roman "Reise mit zwei Unbekannten" eine Art Roadmovie der besonderen Art. Erschienen ist der Roman (HC, gebunden, 2021) im eichborn-Verlag, Lübbe-Verlagsgruppe. Aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt hat ihn Monika Buchgeister.


    Irgendwo in Frankreich, Gegenwart:


    Alex, (25) leidet unter Depressionen und beschließt, nach Brüssel zu fahren. Daher sucht er eine/n Mitfahrer/in über eine Mitfahrzentrale. Maxine, (95) die im Seniorenheim wohnt und deren Ehemann nach einer Alzheimer-Erkrankung starb, sieht bei sich die Symptome der Krankheit, die sie bereits kennt und möchte ihrem Leben durch aktive Sterbehilfe in Brüssel ein Ende setzen (so wie sie ihr ganzes Leben lang immer als möglichst selbst bestimmte). Bis auf eine Ausnahme, doch da war sie noch sehr jung - und andere trafen Entscheidungen für sie.


    So treffen die beiden aufeinander und sind zunächst verwundert, da die Namen auf das jeweils gegenteilige Geschlecht schließen ließen. Doch nach und nach sind sich beide, die eine weite Reise in einem Twingo vor sich haben, sympathischer und Alex fasst sich ein Herz und gesteht Maxine, dass er depressiv sei.

    Der verstorbene Charles, Maxine's Ehemann, war Psychiater und einiges dieser Profession ist auf Maxine, die sich als Ziel setzte, dass sie diesem netten, aber sehr wenig selbstbewussten jungen Mann helfen möchte, abgefärbt: So finden sich in den (teils recht köstlichen) Dialogen, die sich auch aus dem Generationsunterschied ergeben, so manche therapeutische Meinung und die Hilfsbereitschaft von Maxine gründet auch aus ihrem Herzen, da ihr Alex sehr sympathisch ist und sie ihm unbedingt in Sachen Selbstbewusstsein und Lebensfreude helfen möchte...


    Der sensible und mitfühlende Alex entlockt seinerseits Maxine die wahre Absicht ihrer Fahrt nach Brüssel und verlässt die Autobahn, um Zeit zu schinden: Keinesfalls möchte er, dass diese Frau ihrem Leben ein Ende setzt, das würde an "unterlassene Hilfeleistung" grenzen...


    So sitzt der Leser anfangs schmunzelnd über die Dialoge mit Alex und Maxine im kleinen Twingo; erlebt so manches Abenteuer mit, wie z.B. einen Besuch bei Prada, um Alex einzukleiden, einen Café im Starbucks zu trinken, eine Pizzabestellung im Stau, ein Überfall an einer Tankstelle und eine Übernachtung in einer mongolischen Yurte, nebst landestypischem Essen und Folklore. Während Maxine allem Neuen gegenüber sehr aufgeschlossen ist, wird ersichtlich, dass Alex trotz seines jugendlichen Alters sehr konservativ und oftmals ängstlich ist: Er schätzt eher das Wohlbekannte und liebt Sicherheit. Auch die Verdrehung der Sprichwörter durch Maxine, die diese meist durcheinander bringt, stört ihn anfangs - bis er einfach darüber hinweg hört.


    Nachdem beide den Besuch eines Jahrmarkts wagen (obgleich mittlerweile die Polizei hinter dem ungleichen Duo her ist und man von einer Entführung ausgeht; Alex eines aggressiven Verhaltens beschuldigt), erleidet Maxine einen Schwächeanfall und - findet sich in einer Klinik wieder. Alex muss nun entscheiden, wen er benachrichtigen soll, denn ins Altenheim, das in Maxine's Fall eher einem Gefängnis gleicht, will sie auf keinen Fall zurück.


    Die Idee zum Roman fand ich großartig; die Umsetzung gefiel mir hingegen weniger: Zoe Brisby dramatisiert die Presse und jede Eilmeldung (bis auf die letzte) wirkt völlig überzogen, übertrieben. Auch viele Handlungen und Dialoge werden übertrieben dargestellt, quasi auf die Spitze getrieben. Dadurch wirkt so manche Szene unrealistisch und ich bedaure, dass ich diesen überzogenen Humor nicht teilen kann. Andererseits gibt Maxine Alex (und auch dem Leser) so einige Lebensweisheiten eines über 90jährigen Lebens mit, an denen sozusagen "nicht zu rütteln" ist.


    Fazit:


    Ein Roman wie ein Roadmovie, in dem ein 25jähriger eine 95jährige Seniorin per MFZ nach Brüssel mitnimmt und allerlei Abenteuer unterwegs erlebt; zumindest erreicht, dass er weniger depressiv ist. Themen sind Depression, aktive Sterbehilfe, Adoption, Familie, Selbstvertrauen und Lebensmut, Lebensfreude und den Willen, "eigene Pfade zu betreten", zu sich selbst zu stehen. Auch aktiv zu sein, um das eigene Leben verändern zu können. Schade, dass viele Dialoge und Szenen "drüber" wirken und sehr übertrieben für mein Empfinden dargestellt wirken. Daher von mir 3* von 5*.


    3ratten


    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

    2 Mal editiert, zuletzt von Sagota ()

  • Die 90-jährige Maxine ist des Lebens überdrüssig. Daher ist sie aus dem Seniorenheim ausgebüxt und will nun selbst bestimmen, wie und wann sie aus dem Leben tritt. Den 25-jährige Alex hat Liebeskummer ergriffen und er leidet unter einer Depression. Über die Mitfahrzentrale sucht einen Mitfahrer für eine Fahrt nach Brüssel. Das Schicksal erlaubt sich einen Jux und bringt die beiden so unterschiedlichen Personen zusammen. Doch die Polizei ist Maxine schon auf den Fersen, da man von einer Entführung ausgeht.


    Es fällt mir schwer, diese Geschichte zu beurteilen. Auf der einen Seite werden ernsthafte Themen wie Alzheimer und Depression behandelt, auf der anderen Seite ist vieles stark überspitzt, fast schon klamaukhaft dargestellt. Das ist eigentlich so gar nicht meine Sache. Natürlich war einiges wirklich witzig, aber mir wurde es dann etwas zu viel.


    Maxine hat ein selbstbestimmtes Leben geführt. Manches in ihrem Leben ist gut gelaufen, anderes vielleicht nicht so. Ihr Mann ist an Alzheimer gestorben und nun erkennt sie einige Anzeichen auch bei sich selbst. Noch ist sie fit genug, um eine Entscheidung für sich zu treffen. Sie will Sterbehilfe in Brüssel annehmen. Alex ist jung, wirkt aber mit seiner Art recht alt. Er ist weinerlich und lässt sich vollkommen in seine Depression fallen. Doch da kommt er bei seiner Mitreisenden an die Richtige. Sie lässt ihre Lebensweisheiten auf ihn los. Die Beiden sind sich sympathisch und werden immer offener.


    Gemeinsam erleben sie ungewöhnliche, manchmal absurde Dinge und führen kuriose Dialoge. Dass das alles in relativ kurzer Zeit geschieht, ist für mich ziemlich unrealistisch. Realistisch fand ich allerdings, wie die Sensationsmedien das Ereignis ausgeschlachtet haben.


    Für mich war es so ein Buch „kann man lesen, muss man aber nicht“.


    3ratten