Daniela Krien - Der Brand

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 459 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von TochterAlice.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Viele Probleme ohne richtige Lösungen


    Peter und Rahel Wunderlich leben seit 30 Jahren zusammen und haben zwei erwachsene Kinder, die ihre eigenen Wege gehen. Sie selbst haben sich weiter entwickelt, aber leider nicht immer in die gleiche Richtung. Respekt und Liebe, die die Beiden aber jeweils anders beschreiben, sind geblieben. Als ihr guter Freund Viktor wegen eines Schlaganfalls zur Reha an die Ostsee kommt und seine Partnerin Ruth, ebenfalls eine langjährige gute Freundin der Beiden, mit fährt, bittet sie diese, ihr Haus und ihre Tiere in Dorotheenfelde in der Uckermark zu hüten. Da sich ihre Urlaubsplanung in den Allgäuer Alpen gerade wegen eines Hüttenbrandes buchstäblich in Luft aufgelöst hat, sagt Rahel sofort zu – und Peter muss mit.


    Durch das Cover bin ich auf das Buch aufmerksam geworden, kann es aber mit der Geschichte direkt nicht in Verbindung bringen kann.


    Daniela Krien erzählt die drei Wochen in der Gegenwart, was mich persönlich noch näher an Rahel und Peter dran sein lässt. Gerade Rahel kann ich in vielen Phasen sehr gut verstehen und mich in sie hineinversetzen, da ich einiges wovon sie hier spricht, schon selbst erlebt und bzw. mitgemacht habe.

    Die Themen, die hier angerissen werden, sind sehr vielfältig. Sei es der beginnende körperliche Verfall beim älter werden; die verschiedenen Bedürfnisse der Körperlichkeit nach jahrelangem Zusammenleben oder die verschiedenen Ansichten zu den verschiedensten Themen der heutigen Gesellschaft im Allgemeinen. Das Verhältnis zu den Kindern Selma und Simon wird genau so thematisiert, wie die derzeit langsam abflauende Pandemie und das heutige Berufsbild der Psychotherapie, mit der Rahel ihr Geld verdient. In Rückblicken lerne ich vor allem ihren persönlichen Hintergrund kennen. Hier im Atelier von Viktor, der sich mit Malerei und Skulpturen beschäftigt hat, steht plötzlich wieder die Frage im Raum, wer ihr Vater ist.


    „Der Brand“ ist eine ganz leise dahin plätschernde Geschichte voller Drama (was leider nicht so zur Geltung kommt) und Liebe. Ich komme den Figuren in ihren Gedanken und ihrem Fühlen sehr nahe. Trotzdem haben mich die Beiden nicht so ganz für sich einnehmen oder berühren können. Zum Nachdenken und Reflektieren regt sie auf alle Fälle an.


    4ratten

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Wieviel hält Liebe aus?


    Auf das Erscheinen dieses Romans hatte ich mich so sehr gefreut, doch was bekam ich? So viel mehr als ich erwartet hatte.


    In der Geschichte geht es um ein Ehepaar in ihren 50ern, die schon seit fast 30 Jahren liiert sind. Der Alltag hat sich in das Leben geschlichen und die Leidenschaft verdrängt. Was tun, wenn die Unzufriedenheit immer mehr zunimmt? Aufgeben oder weiter machen?


    Ein beobachtender Erzähler führt uns durch die Handlung, so dass wir nah an allen Figuren dran sind. Dadurch bekommen wir die Gelegenheit von außen das Pärchen zu betrachten und uns unsere eigenen Gedanken zu deren Situation zu machen. Wie würde man in derselben Situation handeln? Wie die eigenen Kinder beraten?


    Mir hat am Roman vor allem die Figurenkonstellation gefallen, da das Pärchen ähnlich alt meinen Eltern ist und ich mich mit deren Kindern und ihren Problemen identifizieren konnte. Das hatte für mich etwas von: mitten aus dem Leben gegriffen.


    An Rahel gefiel mir, dass sie die Initiative ergreift und etwas im Leben des Paares ändern möchte und die Situation nicht einfach hinnimmt. Immer wieder klopft sie vorsichtig die Gefühlswelt ihres Mannes ab. So etwas können nur die wenigsten, denn den meisten reißt bereits nach kürzester Zeit der Geduldsfaden und sie geben auf. Auch ihre Selbstreflexion bezüglich ihrer Wahrnehmung der eigenen Kinder, fand ich sehr ergreifend.


    An der Figur von Peter fand ich spannend, wie ein Ereignis aus dem Berufsleben eine Beziehung erschüttern und aus der Bahn werfen kann. Ohne Kommunikation und Arbeit wird keine Beziehung Jahrzehnte halten und das finde ich sehr schön, dass der Roman dies aufzeigt.


    Am Schreibstil Daniela Kriens mag ich vor allem, dass er so unaufgeregt ist und dennoch so viel Emotionen transportiert, dass man sich in die Figuren so enorm einfühlen kann.


    Fazit: Ein Roman über das Wunder der Liebe, den ich nur jedem ans Herz legen kann. Für mich ganz klar ein Lesehighlight im Jahr 2021. Spitzenklasse!


    Bewertung: 5ratten und :tipp:

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Die Spannkraft einer Ehe

    und zwar der von Rahel und Peter Wunderlich, steht im Zentrum des Romans. Ihretwegen kommt alles so, wie es eben so kommt. Nämlich, dass sie beide beschlossen haben, gemeinsam einige Wochen in der Einsamkeit zu verbringen, um zu sehen, was bei ihnen noch da ist. Was noch so läuft. Vielmehr will Rahel das austarieren, Rahel, die Psychologin.


    Dass ihnen ein abgebranntes Haus und die erwachsenen Kinder - mit und ohne Nachwuchs - ins Gehege kommen, damit haben sie nicht gerechnet.


    Für das Ferienhaus finden sie rasch Ersatz und fahren statt nach Bayern in die Uckermark, um ihrer mütterlichen Freundin Ruth unter die Arme zu greifen und ihren kleinen Hof zu bewirtschaften, während sie bei ihrem Mann Viktor weilt, der nach einem schweren Schlaganfall in der Reha ist.


    Dort finden sie zunächst wenig Ruhe, zumal ihre Tochter Selma mit den Enkeln, vor allem aber mit ihren eigenen Problemen einfällt.


    Doch nach und nach gibt es ein Miteinander und auch ein Zueinander, das in einer Tragödie mündet, die - wie soll man sagen - zwar mit ihnen zu tun hat, aber auf eine eher mittelbare Art und Weise. Oder auch nicht.


    Wie ich es schon von Daniela Krien kenne, lässt sie Frauenfiguren auftreten, die ihre innere Zerrissenheit zelebrieren, jede auf ihre eigene Art. In diesem Fall sind es die Frauen aus Rahels Familie: sie selbst, ihre Tochter Selma, ihre längst verstorbene Mutter Edith. Im Vergleich zu "Die Liebe im Ernstfall" gelingt es der Autorin hier aus meiner Sicht deutlich besser, die verlorenen Chancen, Träume und Ideen in witzige, spritzige oder auch tiefgründige oder tragische Zusammenhänge zu stellen.


    Auch wenn dieses Thema mir auf die Dauer etwas zu anstrengend wird, habe ich dieses Buch, in dem Daniela Krien durchaus auch Humor einsetzt, recht gerne gelesen. Ich bin allerdings immer noch weit entfernt davon, es als leichtfüßig zu bezeichnen.

    4ratten