Alison Weir - Jane Seymour: The Haunted Queen

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  • Der dritte Teil der Reihe von Alison Weir erzählt die Geschichte der dritten Frau von Heinrich VIII.


    Jane verbrachte ihre Kindheit mit ihrer Familie im Familiensitz, bis sie einen Platz am Hofe des Königs bekommt und für Anne Boleyn arbeitet. Eher deren Vorgängerin Katharina von Aragon zugeneigt, beobachtet sie die Geschehnisse rund um Anne kritisch.

    Gleichzeitig wird auch der König auf sie aufmerksam. Jane bietet sich die Chance, ihren Platz am Hofe zu sichern und den König im Sinne ihrer Familie beeinflussen zu können. Doch natürlich bleibt die beginnende Beziehung nicht unbemerkt und Jane schafft sich auch Feinde am Hofe.

    Letztlich entscheidet sie sich für eine Hochzeit mit dem König - wobei das nicht unbedingt ihre eigene Entscheidung war, sondern durchaus auch durch die Familie forciert, die sich gesellschaftlichen Aufstieg versprach.

    Nun ist Janes Aufgabe klar: Ein Thronfolger muss her. Nachdem ihre Vorgängerinnen jeweils eine Tochter bekamen, ist es bei Jane der langersehnte Sohn für den König. Jane selbst allerdings stirbt nur zehn Tage nach der Geburt.


    Im Nachwort erklärt die Autorin wieder, was in ihrem Werk historisch belegt und was Fiktion ist.


    Jane Seymour gehörte für mich zu den Ehefrauen, über die ich weniger wusste (wie auch die letzte Catherine). Natürlich ist in dieser Reihe immer auch ein wenig Fiktion mit im Spiel, vor allem, wenn der Autorin nur wenige oder keine Quellen zur Verfügung standen, was wohl gerade bei Janes Jugend der Fall war. Dennoch ergibt das ganze ein stimmiges Bild.

    Im Gegensatz zu den ersten beiden Frauen (Katharina, die lange auf die Ehe mit Heinrich vorbereitet wurde, Anne, bei der mehr Kalkül zum Bündnis führte) war Jane eher hin und her gerissen, ob sie diese Verbindung eingehen soll oder nicht. Viele versuchten Einfluss auf sie zu nehmen, damit sie gleiches bei Heinrich tut. Da wäre eine "einfache" Heirat durchaus der leichtere Weg gewesen - aber diese Option stand ihr eigentlich nicht mehr offen, als der König sie zur Frau nehmen möchte.


    Wieder ein interessantes, lesenswertes Buch, mir hat es sehr gefallen.

    Die Reihe bleibt empfehlenswert.


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  • Jane Seymour wächst recht behütet als eins von zehn Kindern auf und wünscht sich nichts sehnlicher, als ins Kloster gehen zu dürfen. Als sie endlich das entsprechende Alter erreicht hat, stellt sie jedoch fest, dass sie in diesem Weg nicht die erhoffte Erfüllung findet und kehrt zurück in den Schoß der Familie, wo sie zu ihrem Leidwesen zuschauen muss, wie ihre jüngeren Schwestern vor ihr heiraten.


    Allmählich kommt sich die unscheinbare Jane wie ein Mauerblümchen vor und ist froh, als sich die Chance auf eine Position im Hofstaat von Katharina von Aragon auftut. Der glücklosen ersten Gattin von Heinrich VIII. ist Jane treu ergeben und entsetzt, dass sie zugunsten von Anne Boleyn beiseitegeschoben werden soll und der König alles dafür tut, die Ehe mit Katharina zu annullieren. Anne selbst ist Jane zutiefst unsympathisch (was auf Gegenseitigkeit beruht).


    Umso überraschender ist es für Jane, als Heinrich sich auf einmal an sie annähert, nachdem auch Anne ihm nicht den ersehnten Erben geboren hat. Seine Avancen stürzen sie in einen tiefen Zwiespalt, denn so sehr sie sich geschmeichelt und auch zu ihm hingezogen fühlt, hat sie doch kein reines Gewissen bei der Sache und fürchtet, in eine Kette von Ereignissen gerissen zu werden, die sie nicht mehr beherrschen kann.


    Der 3. Teil der "Six Tudor Queens" war mein bisheriger Lieblingsband, vielleicht auch, weil Jane Seymour in vielen Darstellungen der Zeit doch stark hinter der würdevoll-tragischen Katharina von Aragon und der ehrgeizigen Aufsteigerin Anne Boleyn zurückbleibt. Entlang dessen, was über Janes Leben tatsächlich bekannt ist, zeichnet Alison Weir ihren Lebensweg nach und füllt die Lücken mit kundiger Hand - als Historikerin, deren Spezialgebiet die englischen Könige und ganz besonders die Tudors sind, kann man wunderbar darauf vertrauen, dass sie sich nicht zu Anachronismen oder Schlimmerem hinreißen lässt.


    Janes Perspektive auf den Hof, die Intrigen und das ganze Dilemma um Katharina, Anne, die Scheidung und die Abspaltung Englands von der römischen Kirche ist eine erfrischend andere als das meiste, das man sonst über diese Zeit zu lesen bekommt, weil sie als "Quereinsteigerin" in die Dienste der Königin tritt und sich erst einmal zurechtfinden muss in dieser schillernden, aber auch ziemlich gefährlichen und doppelzüngigen Welt. Ihre Treue zu Katharina, ihr tiefer Glaube und ihre enge Bindung an die katholische Kirche machen es ihr nicht leicht, sobald Anne die Herrschaft übernommen hat, doch Jane, so still und zurückhaltend sie wirkt, ist eisern in ihren Überzeugungen, was in diesen Zeiten durchaus gefährlich sein kann.


    Ein bisschen schmunzeln musste ich, weil auch in diesem Band recht deutlich wird, dass Anne Boleyn wohl nicht Alison Weirs liebste Tudorkönigin ist. Sie kam schon im 1. Teil um Katharina schlecht weg (verständlicherweise), und auch in Band 2, der ihr selbst gewidmet ist, wirkte ihre Figur weniger nahbar und zugänglich als Katharina und Jane in ihren jeweiligen Büchern.


    Am Ende des Buches findet sich wie gewohnt ein umfangreiches Personenverzeichnis, das auch zeigt, welche Personen (nämlich fast alle) es tatsächlich gegeben hat, und ein informatives Nachwort, das klarstellt, was Fakt und was Fiktion ist.


    Eine Empfehlung an alle, die gerne fundierte historische Romane jenseits von royalen Romanzen lesen.


    4ratten

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    Leonard Cohen