Mikita Franko - Die Lüge

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    Titel: Die Lüge

    Autor: Mikita Franko


    Allgemein:

    384 S.; Hoffmann&Campe, 2022


    Inhalt:

    Als seine Mutter stirbt, ist Miki fünf Jahre alt und wird von seinem Onkel Slawa aufgenommen. Damit das Amt ihm den Neffen nicht wieder wegnehmen kann, darf Miki allerdings nicht darüber sprechen, das der Onkel schwul ist und noch weniger, das sie gar nicht alleine Leben sondern mit Lev, Slawas Partner. Miki ist hin und hergerissen zwischen dem, was er zu Hause erlebt - Liebe und Geborgenheit - und den Vorurteilen der Gesellschaft um ihn herum. Als Teenager fühlt er sich immer stärker selbst zu Jungen hingezogen und zerrbricht fast an seinen eigenen Gefühlen...



    Meine Meinung:

    Es ist alles andere als einfach mit dieser Geschichte.

    Es ist nicht so ganz einfach diese Geschichte. Und ja, man kann hinterfragen, weshalb Eltern einem Kind solche großen Lügen zu muten. Sie sind keinesfalls perfekt, – aber welche Eltern sind das schon? Sie tun alles dafür, um ihren Sohn glücklich zu machen. Und sind auch für ihn da, als es ihm wirklich schlecht geht. Miki leidet an einem bestimmten Punkt an Depressionen. Er hat heftige Auseinandersetzungen mit einem seiner beiden Väter, und er reagiert auch selbst homophob, als seine beste Freundin ihm eröffnet, dass sie lesbisch ist.


    Manchmal stellt sich schon die Frage, für wen genau das Buch eigentlich geschrieben ist. Ich selbst denke, dass sich Menschen aus der queeren Community in Russland darin auch wieder finden können.

    Als Jugendbuch habe ich es aber trotz des Mikis Alter nicht empfunden. Ich hatte eher den Eindruck, dass es sich an Erwachsene richtet, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben oder sich an anderen Stellen darin wiederfinden können. Ehrlich gesagt finde ich es auch sehr Komplex und ich verstehe, dass man bestimme Aspekte eventuell sogar Missverstehen kann (den Eindruck hatte ich teilweise bei Meinungen auf Goodreads). Da wurde dem Buch sogar der Vorwurf gemacht, Vorurteile noch zu schüren.) es ist nicht alles so superhappy und es gibt immer mal Gedanken, die aus einer Gesellschaft heraus in der queere Liebe anerkannter ist als in Russland, schwer nach vollziehbar sind. Manchmal fragte ich mich auch, ob bestimmte Aspekte deshalb so erzählt wurden, damit jemand in Russland sie falsch versteht und der Roman ohne Probleme veröffentlicht werden kann.


    "Die Lüge" ist rough wie man so schön sagt. Es ist nicht eine dieser Geschichten, nach denen man mit Herzchen und Sternchen in den Augen dasitzt. Wer etwas wie Hearstopper erwartet, ist hier falsch.


    Dafür ist es aber ehrlich und realistisch. Die Zerrissenheit Mikis, seine Unsicherheiten und Ängste. Das alles kommt auch daher, das er nicht die Möglichkeit hatte, offen und frei aufzuwachsen. Zum Teil kann man das seinen Eltern schon auch vorwerfen, ein Kind sollte nicht die Lügen der Eltern mit leben müssen. Aber gleichzeitig sollte ein Kind eben auch die Möglichkeit haben, bei den Menschen auf zu wachsen, die es lieben. Und die Eltern sollten die Chance haben, miteinander glücklich zu sein. Es ist also keinesfalls so einfach in Schwarz und Weiß aufgeteilt.


    Perfekt… was ist schon perfekt… Dieser Roman keinesfalls. Ich finde am Ende fehlt etwas um die Handlung etwas runder abzuschließen. Der Epilog ist auf einmal da. Und auch Mikis aufkeimende Gefühle hätten tiefer beleuchtet werden können. Ich fand es schade, dass Manches es an ein paar Stellen nicht versöhnlicher gelöst wurde. Gleichzeitig sind aber genau diese Aspekte auch wichtig, um die Auswirkungen der Diskriminierung auf die Gefühlswelt besonders auch von Teenager:innen zu verstehen.

    Trotzdem hat der Roman etwas an sich, das mich tief getroffen hat. Schon nach dem ersten Kapitel hatte ich diesen Herzklopf-moment den ich immer dann habe, wenn ich merke: Das wird gut, so richtig richtig gut.


    5ratten


    Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

  • Wusste gar nicht, dass es eine Übersetzung gibt! Ich habe von dem Buch vor 2 Jahren gehört, aber nicht gelesen, weil es nicht mein Genre ist. Was du, HoldenCaulfield , über das Ende schreibst, bemängelten auch einige der Besprechungen, die ich gesehen habe. Es könnte damit zusammenhängen, dass das Buch eigentlich zuerst ein Blogprojekt war. Der Blog war so erfolgreich, dass Popcorn Books, der Verlag mit überwiegend queerer Literatur, den Text verlegt hat.

    2021 ist ein zweites Buch des Autors in Russland erschienen.

  • Aeria

    Ja, das es ursprünglich ein Blog war hab ich auch gelesen. Ich denke da blieb dann nicht mehr so viel Zeit alles noch aus zu arbeiten, damit das Buch erscheinen kann.

    Weißt Du zufällig mehr? Auf Goodreads wirkt es als gäbe es eine Fortsetzung des Romans?