Lee Mi-ye - Kaufhaus der Träume

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    "Kaufhaus der Träume" von Lee Mi-ye


    Penny tritt die Stelle im Kaufhaus von Mr. Dollargut* an. Im Geschäft wird mit Träumen gehandelt. Man kann die Stadt und den Laden im besonderen nur betreten, wenn man eingeschlafen ist. Die Einheimischen haben sich längst daran gewöhnt, dass auf den Straßen plötzlich halbbekleidete oder gar nackte Menschen auftauchen (denn man legt sich ja nicht in seinen Klamotten schlafen). Große flauschige Wesen halten bequeme Kleidung für die Träumer bereit. Viele Stadtbewohner laufen ohne Schuhe herum, weil auch die Träumer barfuß oder in Socken daherkommen. Der Traumladen von Mr. Dollargut ist nicht der einzige seiner Art, aber es ist der älteste und beste. Menschen suchen ihn nach dem Einschlafen auf und kaufen Träume. Einige sind schön, andere beinhalten eine Botschaft und die nächsten sind voller Inspiration.


    Was soll ich sagen? Es ist ein großartiges, phantastisches, außergewöhnliches Buch. Stellenweise habe ich sogar Taschentücher gebraucht (mehrere!). Alles dreht sich um Schlaf und Traumbilder, um das, was Menschen wollen, oder um das, was sie brauchen. Die Geschichte steckt voller interessanter Gedanken und Überlegungen. Man begegnet geflügelten Wesen und dem Nikolaus persönlich, begreift, wie wichtig Schlaf tatsächlich ist und warum es immer weniger davon gibt.

    Der Focus der Geschichte richtet sich nicht nur auf die Angestellten des Traumkaufhauses, sondern auch auf die Kunden, die in unserer realen Welt leben und die angebotenen Träume kaufen. Das sind oft die erwähnten Taschentuch-Szenen. Z. B. begegnen wir hier den Hinterbliebenen von Verstorbenen, alten Haustieren usw., aber auch Menschen, die auf der Suche nach etwas sind.


    In einem Buch muss es einen Konflikt geben, ohne ihn fehlt die Spannung. In "Kaufhaus der Träume" gibt es keinen Konflikt. Es gibt keine Streitereien, keine Feindschaften, keine Intrigen, es geht nur um den Alltag in einem Geschäft, das täglich von Kunden überrannt wird. Und doch ist es nicht langweilig, weil es auf jeder Seite, in jeder Szene etwas zu entdecken gibt.


    Es gibt nur eines, was mich zunächst irritiert hat: nämlich, dass man nichts über die Figuren erfährt. Vielleicht, weil das Kaufhaus und die traumhafte Welt die eigentlichen Hauptfiguren sind. Die Protagonisten hat die Autorin nämlich allesamt nur sehr oberflächlich gestaltet und man erfährt nichts über Penny und ihre Kollegen. Sie scheinen kaum über ein Privatleben zu verfügen, alles Wichtige in ihrem Leben spielt sich an ihrem Arbeitsplatz ab. Dann fiel mir ein, dass es ein Buch aus Südkorea ist, wo man eine ganz andere Einstellung zu seiner Arbeit hat, dort zählt nur die Leistung, alles andere wird zurückgestellt. Also ist die fehlende Beschreibung der Personen in meinen Augen kein Fehler, sondern spiegelt nur die Realität im Heimatland der Autorin wider.


    Das Buch erscheint in wenigen Wochen bei Golkonda. Ich habe es auf Russisch gelesen (zweimal!) und bewerte es schon jetzt, weil ich es nicht bis zur Veröffentlichung aushalte :verlegen:


    *In der russischen Ausgabe lautet der Name Talergut. Im Original heißt der Mann Dallergut. Und der Golkonda Verlag hat Dollargut aus ihm gemacht... Egal, er ist so oder so herzig.


    5ratten+ :tipp:


    ***

    Aeria