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Édouard hat es geschafft. Der junge aus armen Verhältnissen ist in Paris angekommen und kann das tun, von dem er geträumt hat: schreiben. Nicht unbedingt aus Liebe zur Literatur, denn früher hat er kaum gelesen. Vielmehr ist es der letzte Schritt, seiner Vergangenheit zu entfliehen und sich neu zu erfinden. Er will nicht mehr zurückblicken, sondern nur noch nach vorne. Édouard schämt sich für seine Herkunft: die Armut seiner Familie und die Gewalt seines Vaters. Sein erster Weg ist das Gymnasium in Amiens, wo er unter der Woche bei einer Freundin wohnen kann, aber selbst am Wochenende kaum noch ins Dorf seiner Kindheit zurück kommt.
In Amiens lernt er nicht nur ein ganz anderes Familienleben kennen, als er es bis jetzt kannte. Er sieht, wie sich andere Menschen verhalten und versucht, es ihnen gleich zu tun. Er legt sein altes Ich ab wie einen Mantel wird zu einem neuen Menschen. Édouard will nicht mehr Eddy sein, der kleine Junge, der oft verspottet wurde, weil er anders war. Aber jedes Mal, wenn er nach Hause kommt, wird er daran erinnert, wer er einmal war. Er schämt sich zutiefst für sein Elternhaus, für das Desinteresse seiner Eltern an allem, was sich außerhalb ihrer vier Wände abspielt.
In seinem Buch setzt sich Édouard auch mit seinem Vater auseinander. Dabei merkt er, dass sein Rückblick vielleicht doch ein wenig zu einseitig war. Denn seine Eltern machen sich sehr wohl Gedanken über ihn, auch wenn sie ihm das nie zeigen konnten. Vielleicht wollte er das aber auch nie sehen. Jetzt ist es ihm eher unangenehm, dass er sich in seinen Eltern vielleicht geirrt hat.
Édouards Weg geht nach Paris, zu École normale supérieure. Diesen Weg geht er unbeirrt und lässt dabei jeden zurück, der nicht den gleichen Weg gehen will. Auch wenn ihm Menschen, wie seine Schulfreundin Elena, durchaus etwas bedeuten, ist er sich doch der Wichtigste. Nie würde er für jemand anderen seine Pläne ändern.
Anleitung ein anderer zu werden hat dem Bild, das ich bereits aus Das Ende von Eddy und Im Herzen der Gewalt von Eddy/Édouard gewonnen habe, noch einige Facetten hinzugefügt. In diesem Buch hatte ich das Gefühl, ihn endlich zu verstehen. Mir gefällt seine Entwicklung sehr gut.
Liebe Grüße
Kirsten