Hannah Luis - Der Duft von Tee und Winter

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    "Der Duft von Tee und Winter" von Hannah Luis zog mich durch das wirklich schöne Cover magisch an; wähnte ich darin einen Wohlfühlroman, der an stürmisch-regnerischen Wintertagen einfach schöne Lesestunden garantiert: Hier wurde diese Erwartung noch übertroffen, da die Handlung wie auch die HauptprotagonistInnen wirklich sehr sympathisch (und authentisch) 'rüberkommen'.


    Witney/England in den späten 40er Jahren:

    Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen: Agatha besucht mit ihrem Vater als 7jährige einen Zirkus und lernt dort einen jungen Inder kennen, der sich um die Elefanten kümmert: Jeevan Raye. Agatha und Jeevan haben eine seltene und besondere Verbindung: Es sind Seelenfreunde, wie sich in den nächsten Jahren durch brieflichen und auch persönlichen Kontakt herausstellen sollte: Allerdings entstammt Agatha einer wohlhabenden Familie, während Jeevan und seine Schwester nach dem Tod der Eltern alleine im Zirkus ihre Existenz sichern müssen.... Da für den Vater Agathas eine freundschaftliche oder gar Liebesbeziehung seiner Tochter zu Jeevan gänzlich gesellschaftlich ausgeschlossen wird, werden durch diesen Standesunterschied die beiden alsbald getrennt werden - fast zeitlebens....


    Wiesbaden/Hamburg in unserer Zeit:


    Laura und Oliver, beide workaholics und immer an dem nächsten step der Karriereleiter in der Werbebranche interessiert, wollen zusammen nach Hamburg ziehen, wo auch Laura ein neuer Job erwartet. Bevor Laura nach Hamburg fährt, sucht sie noch ein Buch in einem offenen Bücherschrank, um im Zug etwas zu lesen: Es ist ein Teebuch, das von indischen Teeplantagen handelt. Heraus fällt ein Foto, das Jeevan Raye als jungen Mann in den 50er Jahren zeigt. Ein exlibri weist die Besitzerin aus: Agatha Sperlich, die in Wiesbaden wohnt... interessiert liest Laura in dem Buch, da sie selbst es liebt, Kräuter- und exquisite Teemischungen herzustellen...

    In Hamburg angekommen, die neue Wohnung inspizierend, kommt alles anders als geplant..... Laura fährt zurück nach Wiesbaden und besucht Agatha, um ihr das Foto aus dem Teebuch wieder zurückzugeben: Agatha, eine beeindruckende Persönlichkeit, ist 'not amused' und möchte weder Buch noch Foto zurückhaben: Wollte sie wirklich für alle Zeiten ihre Vergangenheit hinter sich lassen?

    Meine Meinung:

    Dies herauszufinden, überlasse ich sehr gerne dem geneigten Leser/der geneigten Leserin und empfand das Buch wirklich als eine Wohltat für die Seele: Hannah Luis hat es wunderbar verstanden, Spannung aufzubauen und sehr sympathische Charaktere zu schaffen, die dieses Buch bevölkern. Angefangen von Laura, die sich nichts sehnlicher wünscht, als ihr Leben positiv zu verändern - und auch ein empathisches Gespür für ihre Mitmenschen aufweist, so dass sie Agatha zu schätzen weiß, obgleich diese (vorerst) äußerst schroff daherkommt. Steigt man jedoch in die Lebensgeschichte der alten Dame ein, weiß man auch, woher dieser "äußere Panzer", mit dem sie sich umgeben hat, stammt! Laura merkt, dass Agatha ihr etwas Wichtiges auf ihren Lebensweg mitgeben möchte und damit zu verhindern sucht, dass Laura den gleichen Fehler begeht, wie sie es einst tat. So tritt Laura eine Reise nach Kent an, die nicht ohne (posititive) Folgen bleibt und ihr zeigt, was wirklich wichtig im Leben ist: Auch auf sein Herz, seine innere Stimme zu hören!

    So fiebert der Leser mit, wenn es um Liebe, Missverständnisse, Sturheit und Abneigung; aber auch um Zuneigung, Familiengeheimnisse und eine Schuld geht, für die niemand der noch lebenden Beteiligten einstehen muss. Es fehlt wundersamerweise absolut an Klischees und Trivialem, so dass mir das Lesen dieses Romans wahrlich großes Vergnügen bereitet hat: Man geht mit Laura (und auch mit Agatha) durch Höhen und Tiefen ihres Lebens; kämpft sich voran - und stellt fest, dass sich viele wahren Lebensweisheiten im Buch verbergen; die Figuren Tiefgang besitzen, was mir sehr gut gefallen hat!

    Ganz besonders mochte ich ausser Laura und Joshua, dem Großneffen von Jeevan auch Agatha sowie die wahren Freundinnen von Laura: Besonders fasziniert hat mich hier die Rahmenhandlung, die sehr real wirkt: Eine Frau findet ein Buch in einem offenen Bücherschrank, aus dem ein Foto fällt - und versucht, dieses vermutlich verlorengegangene Relikt der Eigentümerin wiederzubringen..... (Ich selbst besuche ebenfalls des öfteren offene Bücherschränke, daher habe ich einen engen Bezug zu diesem Umstand:


    Fazit:


    Eine sehr tolle Buchidee, die überhaupt nicht unecht oder aufgesetzt wirkt. Hannah Luis hat auch sehr viel Atmosphäre (Wiesbaden, Hamburg und vor allem die Grafschaft Kent!) in ihren Roman einfließen lassen; was ich sehr schätze. Auch die flüssige und gut zu lesende, jedoch nicht triviale Sprache der Autorin gefiel mir sehr ("Mädels-WG" ;) Hinter diesem traumhaften Cover hätte ich eine so authentische Geschichte (fast) nicht vermutet und freue mich sehr, dass ich sie lesen durfte! Vielen Dank an die Autorin - und gerne "mehr davon" - Potential für diese - oder eine andere Geschichte sehe ich auf jeden Fall!


    5ratten :tipp:


    P.S.: Dieses Buch könnte ich mir SEHR gut als Verfilmung vorstellen: Mit Maggie Smith als Agatha Sperlich :love:

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

    3 Mal editiert, zuletzt von Sagota ()

  • Von der Autorin habe ich mir letzte Woche erst "Bretonischer Zitronenzauber" in der Onleihe auf den Merkzettel geschoben, weil "Bretagne" und weil es so freundlich wirkte. Schön, dass sich dann wohl auch eine gut geschriebene Geschichte dahinter verbirgt. (davon ausgehend, dass die Autorin beide Bücher gleich gut geschrieben hat. 8o )

  • illy

    Will hoffen, dass der "Bretonische Zitronenzauber" ebenso zauberhaft ist (hab' den Roman nicht gelesen). Im Mai 23 kommt von ihr "Das Leuchten von Lavendel" auf den Markt: Es erscheint mir schon so, dass da eine bestimmte "Muster-Wiederholung" beinhaltet ist: Schöne Landschaften (Bretagne, Kent, Provence im Mai ^^ ).... und ähnliche Inhalte. Trotzdem, mal schauen, evtl. lese ich die anderen auch ("Wohlfühllektüre" zwischendrin muss immer mal sein :thumbup: ), vor allem dann, wenn sie überzeugt. Nicht kitschig oder völlig trivial ist. Das war bei diesem schönen Roman GsD nicht der Fall ..... ;)

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)