Teresa Reichl - Muss ich das gelesen haben?

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 392 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Alice.

  • starkes Buch

    Die Autorin nimmt in diesem Sachbuch für Jugendliche den Literaturkanon in einer humorvollen Art und Weise auf Korn. Kritisiert und bietet Alternativen zu den Altbekannten Klassikervertreter.



    Es ist ja nicht so das klassische Literatur keine Daseinsberechtigung hätte, nein das Gegenteil ist der Fall. Nur sollten eben nicht nur weise gebildete Männer zu Wort kommen und den Folgegenerationen etwas über ihre Zeit erzählen zu können. Unsere Gesellschaft war und ist schon immer bunt gewesen. Auch Frauen und andere Zeitgenossen haben geschrieben, im Verborgenen, geheim. Ihre Werke sind teils bewusst vergessen worden. Zeit diese neu zu entdecken und unser Wissen zu erweitern. Wie anders kann man Vorurteile abbauen, als sich über bestimmte Personengruppen zu informieren.



    In einem ersten Teil holt die Autorin die Leser*in ab, in dem sie erst einmal gewisse Grundlagen legt. Was sich für mich als Vorteil herausgestellt hat, nicht nur weil meine Schulzeit schon ewig zurücklegt. So wurden einfach Grundlagen aufgefrischt bzw. gelegt, der Blick geschärft. Auch wurde man dazu ermuntert einen Blick über den Tellerrand zu wagen und seinen eigenen Blickwinkel nicht nur zu hinterfragen sondern auch zu erweitern. Ich denke dadurch, dass sich die Autorin der Jugendsprache bedient, Jugendliche noch wesentlich leichter einen Zugang zu diesem Thema Literatur finden werden. Hinzukommt das sie teils wirklich schwere Kost so herunter bricht, dass diese leichter verständlich ist.



    In einem weiteren Teil nimmt sie all die bekannten Klassikergrößen förmlich auseinander und zeigt den Leser*in wie frauenfeindlich, diskriminierend und rassistisch doch der große deute Literaturkanon doch ist. Sie schafft es einen zu sensibilisieren, einen die Augen zu öffnen. Und ganz klar die Ausrede, das war damals eben so, oder es gibt keine anderen Autorinnen widerlegt sie gekonnt und mit Nachdruck. Es hat mir unglaublich viel Freude bereitet diesen Abschnitt zu lesen. Ach hätte es dieses Buch doch schon zu meiner Schulzeit gegeben.



    In einem letzten Teil gibt sie Alternativen zu dem alten Kanon an. Es gibt zu wirklich jeder Gruppe über die Jahrhunderte hinweg alternativen. Es haben nicht nur die 3 oder 4 großen alten Herren Bücher geschrieben. Es gab und gibt noch so viele andere tolle Autor*innen, die nur wieder entdeckt, deren Werke aus den tiefen Kellern der Bibliotheken geholt werden müssen. Ja und auch von Verlagen neuaufgelegt werden sollten. Liebe Verlage wagt doch mal was, bietet für Schüler doch auch mal die Werke an, die Frau Reichl hier in ihrer Literaturliste aufführt. Bietet Unterrichtshilfen dazu an. Das Zauberwort heißt Vielfalt. Liebe Lehrkräfte (w/m/d) bietet doch auch mal Alternativen zu all den altbekannten Werken an. Holt eure Schüler*innen ab und brecht auf in einen neuen Kosmos mit vielen tollen Werken. Schaut euch die Listen, ihr werden etwas finden versprochen! Und ihr Liebe Schüler*innen ich weis Literaturunterricht kann wirklich anstrengend sein und einen mitunter den Spaß am Lesen nehmen, aber dieses Buch müsst ihr einfach lesen, es wird bei euch den Wunsch wecken mehr zu entdecken. Also worauf wartet ihr?

    5ratten

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    Inhalt aus Onleihe Inhaltsübersicht:

    LITERATUR. KANON. REVOLTE! - DIE ZUKUNFT DES LESENS STEHT AUF FEMINISTISCHEN FÜSSEN Wie das Patriarchat über "wichtige" Literatur entscheidet, unsere Weltsicht prägt - und warum wir jetzt etwas dagegen tun müssen Beginnen wir mit einer beliebten Unwahrheit: Jugendliche wollen nicht mehr lesen. Absoluter Quatsch, sagt Autorin Teresa Reichl. Vielmehr ist es so: Wir müssen endlich mit den verstaubten Kanon-Listen und den ewig gleichen Autoren (!) aufräumen. Tun wir das nicht, gefährden wir die Zukunft des Lesens. Denn: Wie kann es sein, dass nur eine Perspektive zum Klassiker taugt? Wie sollen wir uns für Bücher begeistern, wenn Geschichten wieder und wieder und wieder aus einer ähnlichen Sicht erzählt werden? Wenn nur bestimmte Autoren (weiß, männlich, heterosexuell ...) als große Literaten gefeiert werden? Am besten haben wir keine Meinung zu Klassikern, die von der allgemeinen abweicht, und falls doch, sind wir vielleicht einfach nicht "intelligent" genug oder wir haben diese "hohe Kunst" einfach nicht verstanden. Woher das alles kommt? Welcome to patriarchy! Ja, das Patriarchat hat überall Einfluss - auch auf das, was und wie wir lesen. Es ist deshalb Zeit für den nächsten logischen feministischen Schritt: Die Literatur und ihre Geschichte werden umgeschrieben. Werden divers. Werden endlich korrigiert. Bam! Grundlagen, Alternativ-Kanon und geballtes Wissen: in verständlich und für alle! Eine neue Sicht auf Literatur ist möglich und notwendig. Das beweist Teresa Reichl, indem sie Basics zur Literaturgeschichte klärt, die bestehende Riege der Klassiker gründlich prüft und einen ausgewachsenen Alternativ-Kanon entwirft. Wofür? Um zu zeigen, dass es Bücher (ja, auch alte!) von Autor*innen gibt, von denen immer behauptet wird, sie hätten nichts geschrieben. Um endlich neue Stimmen erzählen zu lassen. Die Autorin macht deutlich, dass es eine Offenheit braucht, die neue Bücher im literarischen Kanon zulässt. Um Blickwinkel zugänglich zu machen, mit denen sich Jugendliche, aber auch Erwachsene identifizieren können. Das hier ist der Anfang einer Literaturrevolte. Wie sie aussehen könnte? Steht in diesem lehrreichen, wütenden und zugleich witzigen Buch.


    Meine Meinung:

    Nun ja. Ich glaube, ich habe mir etwas anderes unter dem Buch vorgestellt. Aber gut. Ich habe bisher nur die Hälfte gelesen, deshalb ist meine Rezi noch zu ergänzen.

    Grundsätzlich finde ich das Thema "Klassiker", warum sind welche Bücher Klassiker, wer sagt das und muss ein Schulkind die Bücher wirklich lesen interessant.

    Und hier finde ich die Aufklärung, wie sind Klassiker entstanden, woraus besteht Literatur insgesamt von Teresa Reichl gut. Und besonders gut gefällt mir, die Begründung warum die meisten Klassiker (in unserem Kulturkreis) von weißen cis Männer sind und warum so wenig Frauen auf irgendwelchen Listen vorkommen.


    Man merkt an, das Teresa Reichl sich intensiv auf hohem Niveau mit den literarischen Grundlagen befasst hat, sie zieht Studien mit und erläutert gut.


    Aber ich finde, sie verzettelt sich manchmal zu sehr. Sie kommt vom Ästchen zum Stöckchen und so weiter. Nicht, das sie mit ihrer Kritik nicht recht hat, was die Sex und Gender Konflikte in der Gesellschaft angeht. Ich stimme ihr da voll zu. Aber ich komme mit den Sprüngen nicht ganz klar.

    Und für mich war die Sprache anstrengend. Ok, ich bin vielleicht älter als die Zielgruppe. Aber der Schreibstil war eher wie ein Youtube Video für Teenager. Das macht sie ja auch, und wohl auch gut. Das in Jugendsprache gesprochene geschrieben zu lesen war für mich anstrengend.



    Insgesamt finde ich das Buch 4ratten wert.


    Für Interessierte an dem Thema ist es auf alle Fälle ein Buchtip.

  • Das Buch habe ich nun durchgelesen und würde es auch weiterhin als Buchtip für Interessierte ansehen.


    Im zweiten Teil spricht Teresa Reichl explizit über Bücher, die in Schulen gelesen werden und ob es nicht (bessere) Alternativen gibt. Z.B. Frauen in früheren Jahrhunderten, von BIPoC Personen oder im Bereich quere Literatur. Ich habe mir doch einige Bücher und Autorinnen aufgeschrieben, die mich ansprechen.


    Ich habe das Buch als EBook gelesen, darin sind leider die ganzen Fußnoten zum Schluß eines Kapitels als gesammeltes Werk aufgeführt. Ich hoffe, in der gedruckten Variante ist die Fußnote unten auf der Seite zu der sie gehört, so konnte ich die Noten nicht mehr zuordnen.

  • Hab das also jetzt auch gelesen. :)

    An die Sprache muss man sich tatsächlich erst mal gewöhnen - automatisch kommt einem zunächst ja automatisch der Verdacht der Anbiederung bei Jugendlichen (na gut - aus dem Teenietum ist sie selber ja auch erst seit 10 Jahren raus - für mich kurz, für Menschen in den 20ern u 30ern eine Ewigkeit.. :breitgrins: ). Besser geht es mir damit, wenn ich Teresa Reichls Identität als Poetry Slammerin berücksichtige - dann hab ich "so was" und eine Stimme "im Ohr" und es passt besser, ist wohl doch genuine..

    Man gewöhnt sich also selbst daran, wenn sich Leute "auf Klassiker einen runterholen" *seufz* . Unzählige englische Einwürfe, aber wenn's zu wild wird, merkt sie's selber und relativiert in einer Fußnote.

    Diese Sprache verschwindet meist (so ziemlich..), wenn die Autorin über Texte spricht, die sie berührt haben - und das sind durchaus auch einige der Klassiker. Da ist einfach "eine von uns", die sich für Bücher, allgemein "Literatur" so richtig begeistern kann. Erstaunlich viel hat sie gelesen (klingt jetzt hoffentlich nicht alters-herablassend - ich war wirklich ehrfurchtsvoll..), aber natürlich fehlen ihr durchaus einige Phasen neuerer Romane - dennoch ist ihre Recherche auch hier exemplarisch gut.

    Einer prinzipiell Begeisterten und Fachkompetenten (..und das ist sie zweifellos) glaubt man dann auch, wenn sie den Finger auf wunde Punkte klassischer Werke legt und da differenziert - diesen Teil fand ich sehr interessant. Im Besprechen der Werke "benachteiligter Gruppen" findet man interessante Beispiele - beim Lesen ist mir aber wieder mal aufgefallen, dass ich sehr ausführlich "politisch korrekte Akronyme und Formen" im Lesefluss als extrem störend empfinde: Man kann sicherlich lange darüber diskutieren, warum es unbedingt "Bi_PoC" statt kürzer "PoC" sein muss und man "Sinti und Roma" immer auch gendern muss - und das in für den Normalo undurchblickbarer semantischer Art und Weise: "Sinti*zze und Rom*nja". (Und das kommt dann im entsprechenden Kapitel in jeeedem Satz..). Mir ist halt aufgefallen, dass mein lesendes Auge da jedes Mal "hüpft". (Mangelnde Hirnleistung..??)

    Schön finde ich, dass die Autorin auch online eine Leseliste anbietet, die sie verspricht mit passenden Vorschlägen ständig zu aktualisieren.


    Insgesamt super viele Denkanstöße und konsequentesä "Querdenken" - immer begründet und von der Idee her längst nicht so flippig wie die Sprache (an die man sich iwann auch gewöhnt - ehrlich! ^^). Hier und da werden "zwengs" deutlicherer Darstellung Dinge vielleicht etwas... akzentuiert formuliert/dargestellt - aber eigentlich und im Grunde erschreckend wenig.

    Das "Respektlose" (so werden es Viele eventuell empfinden..) empfand ich persönlich als sehr erfrischend, um Dinge objektiv sehen zu können.

    2 Mal editiert, zuletzt von Alice ()