Anne Stern - Drei Tage im August

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    Klappentext:

    Berlin, 5. August 1936: Die Schwermut ist Elfies steter Begleiter, Zuversicht findet sie in ihrer Arbeit in der Chocolaterie Sawade, einem Hort zarter Zaubereien aus Nougat und Schokolade, feinstem Marzipan und edlen Aromen. Hier gelingt es Elfie und ihren Nachbarn, sich ihre Menschlichkeit in unmenschlichen Zeiten zu erhalten. Dann kommt Elfie dem Geheimnis einer besonderen Praline und der Geschichte einer verbotenen Liebe auf die Spur. Doch wird sie es wagen, auch ihrer eigenen Sehnsucht zu folgen?


    Nachdem ich von Anne Stern bereits einen Teil der Reihe um die Hebamme Hulda Gold gelesen habe und diese Serie sehr mag habe ich trotzdem überlegt, ob ich diesen Roman gerne lesen möchte, weil ich bei dem Kontext der Chocolaterie tatsächlich mit einer "süßlichen", sprich kitschigen Geschichte gerechnet habe. Zum Glück habe ich den Roman dann doch gelesen, denn gerade das war er überhaupt nicht.


    Dieser historische Roman greift meines Erachtens das Zeitgefühl der 30er Jahre gut auf, da er zur Zeit der olympischen Spiele in Berlin spielt kann man das im Vergleich zu historischen Veröffentlichtungen (beispielsweise "Berlin 1936: Sechzehn Tage im August" von Oliver Hilmes) ganz gut erfassen. Das Gefühl, dass sich der eiserne Griff des NS-Regimes nach seinen Bürgern damals noch einmal kurz lockerte, weil man den internationalen Gästen das freundliche Gesicht der Diktatur zeigen wollte, wird gut dargestellt. Die Bedrohung lauert aber immer im Hintergrund, das wird vor allem an der Figur des Buchhändlers, der sein Geschäft neben der Chocolaterie hat, deutlich - da er jüdischer Herkunft ist verlässt er das Land, seine Geschichte bildet quasi den Rahmen für die Handlung der im Titel angesprochenen drei Tage.


    Dieser Zeitraum wird vergleichsweise gemächlich erzählt, das liegt nicht zuletzt an der ruhigen und zurückhaltenden Protagonistin Elfie, deren Geschichte stückweise und nebenbei erzählt wird. Im Mittelpunkt der Handlung steht eigentlich die Straße "Unter den Linden" in Berlin, in der sich auch die Chocolaterie befindet, es werden sogar immer wieder kleine Kapitel eingeschoben, in denen sich die Linden selbst unterhalten und damit Teil der Handlung werden. Obwohl der Roman nicht gerade von Spannung dominiert wird habe ich gerne weitergelesen und war mit dem Ende zufrieden, auch wenn einige Handlungsstränge nicht zuende geführt werden - etwa wie es mit Elfie und dem Wirt einer benachbarten Bar weitergeht, mit Ausnahme der erfolgreichen Flucht des Buchhändlers nach London gibt es also kein klassisches Happy End.


    Und gerade das hat mir letztlich gut gefallen: dass dies einmal kein historischer Roman ist, bei dem eine Liebesgeschichte den Rest der Handlung dominiert, oder bei dem der historische Kontext nur ein dekoratives Element ist. Damit ragt er aus der Massenware historischer Romane durchaus heraus.


    4ratten