Franziska Winkler - Träume aus Eis

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    Wenn der Herrgott hinterm Haus wohnt…


    so wie bei Erna und Josef Pankofer mit ihren beiden Töchtern Frieda, 18, und Lotte, 15, die in der Münchner Kaufingerstraße direkt bei der Frauenkirche am 15. April 1929 ihren Eissalon eröffnen, kann ja fast nichts schief gehen. Endlich ist das Eis verkaufen aus dem Eiswagen Vergangenheit und Josef glänzt mit immer neuen Ideen für neue Eissorten. Die hereinbrechende Weltwirtschaftskrise bedeutet für Familie Pankofer volles Zusammenhalten. Doch Tochter Frieda verliebt sich ausgerechnet in den Sohn des größten Konkurrenten in der Stadt, dessen Vater sich mit Friedas Vater eine Vergangenheit teilt. Und Tochter Lotte hat vorerst gar nichts für den Eissalon übrig. Zerbricht der Traum von ihrem Eissalon nun doch noch?


    Mich haben die Frau und der Mann auf dem Cover, wahrscheinlich Erna und Josef Pankofer, die wie es scheint, in eine freudige Zukunft laufen, sofort angesprochen. Toll finde ich, dass sie in einem Eis am Stiel abgebildet sind.

    Autorin Franziska Winkler versetzt mich zurück ins Jahr 1929, wo ich die Familie Pankofer nach und nach kennenlerne. Josef, der, nachdem er Erna geheiratet hat, fast keinen Kontakt mehr zu seinen Eltern hat, die ganz andere Pläne mit ihm hatten und ihn enterbt haben. Erna, die relativ schnell von ihrer großen Liebe Josef schwanger wurde und bis dahin in der Wäscherei von Josefs Eltern gearbeitet hatte. Die sich mit einem Eiswagen selbstständig gemacht haben und damit durch Münchens etwas abgelegenere Straßen gefahren sind. Die sich nun ihren Traum von einem festen Eissalon erfüllt und im gleichen Haus eine größere Wohnung gefunden haben. Frieda, die sich Hals über Kopf in den Sohn des größten Eis-Konkurrenten verliebt, den ihr Vater absolut nicht als Schwiegersohn akzeptiert. Und Lotte, die nach einem Zusammenprall mit einer Trambahn längere Zeit im Krankenhaus und im Sanatorium verbringen muss.

    Ich erfahre einiges über die Speiseeisherstellung, über das München der 20er und 30er Jahre und darüber, wie sich die Eisdielen langsam ihren Weg in unsere Zeit gebahnt haben. Und ich bin dabei, wie Josef und Erna das erste mal JOPA-Steckerl-Eis herstellen.

    Mir gefällt es gut, dass es hier Menschen wie z.B. Marie oder Heike Grabowski in Berlin gibt, die im Dialekt sprechen. Das macht die Geschichte und vor allem die Dialoge noch lebendiger und authentischer.


    Der Erzählstil ist leicht, locker und sehr bildhaft. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Die dauernden Perspektivwechsel haben mir gut gefallen, da ich dadurch alle Familienmitglieder noch besser kennengelernt habe. Da ich in München lebe, hat es mir großen Spaß gemacht auf den Wegen der Familie Pankofer im Kopf mit zu gehen.


    Eine interessante Familiengeschichte von starken Frauen mit ganz viel Liebe, Träumen, Konkurrenz, Vergangenheitsbewältigung, Hoffnung, Lebensmut, Verlust, Verletzungen und Verzweiflung. Mit ganz viel Münchner Charme und Lebensgefühl. Ich hätte mir nur ein bisserl mehr Tiefe gewünscht. Es bleibt doch alles sehr an der Oberfläche.


    4ratten

  • Valentine

    Hat den Titel des Themas von „Franziska Wiknler - Träume aus Eis“ zu „Franziska Winkler - Träume aus Eis“ geändert.
  • Lebe deinen Traum!


    Ein Traum wird wahr für Erna und Josef Pankofer! Sie eröffnen an bester Lage in München eine Eisdiele. In der Kaufingerstrasse, im Hinterzimmer ihres Geschäfts, produzieren sie auch eigenhändig ihr Eis.

    Hier tüftelt Josef auch an einer neuen Form der süssen Köstlichkeit: Eis am Stiel.

    Familie Pankofer hofft, damit ihren grössten Konkurrenten auszustechen. Tochter Frieda verliebt sich ausgerechnet in Erich, dessen Vater das nahe, viel grössere und modernere Eiscafé führt. Gelingt Josef und Erna die Produktion des neuartigen "Steckerl - Eis"?


    Die Geschichte handelt um 1929 und ist nicht nur von der damaligen Zeit, sondern auch von dem Willen, sich eine Existenz aufzubauen, geprägt. Man liest von Tanzcafés, Mädchen werden Backfische genannt und bleiben bis zur Heirat, die möglichst über dem Stand sein soll, bei ihren Eltern wohnen.

    Josef Pankofer, der sich gegen seine Eltern gestellt hat, versucht seinen Traum zu verwirklichen. Innovativ tüftelt er an den verschiedensten Aromen der süssen Köstlichkeit und gibt sich nicht mit den üblichen Geschmacksrichtungen Vanille, Erdbeere und Schokolade zufrieden. Bis die Idee vom Eis am Stiel geboren wird, muss er einige Rückschläge einstecken.

    Sehr fesselnd wird beschrieben, wie die Familie, knapp über dem Existenzminimum, in eher ärmlichen Verhältnissen lebt. Erna ist die starke Frau im Hintergrund und sie hat mich sehr fasziniert. Sie unterstützt ihren Mann und ihre Töchter, arbeitet hart und verliert trotzdem nie ihr abgeklärtes Naturell. Tochter Frieda, die sich Hals über Kopf verliebt, sorgt für die amouröse Seite der Geschichte. Nesthäkchen Lotte für die dramatische!

    Die Autorin eröffnet uns Lesern die Welt der hart arbeitenden Familie in den 20er Jahren. Nicht nur die Weltwirtschaftskrise und der Bankencrash sind ein zentrales Thema, sondern auch der Kampf einer Familie um ihr Geschäft und ihre Geschäftsidee. Entbehrungen, Enttäuschungen, Todesfälle, Krisen, jedoch auch Liebe, Verbundenheit, Freundschaft und die Sorge umeinander... hautnah ist man als Leser dabei, wenn die Familie Pankofer versucht ihren Traum zu leben.

    Normalerweise mag ich keine Dialekte in Büchern. Der bayrische Dialekt von der Küchenmamsell Fanny fand ich jedoch sehr charmant und passend in dieser Geschichte. Der Schreibstil ist authentisch und liest sich gut. Die Autorin hat wahre Begebenheiten geschickt in diesen Roman geflochten. Etwas, was mir grundsätzlich immer gut gefällt.

    Das JOPA Eis am Stiel, das der Protagonist in diesem Roman erfindet und herstellt, wurde tatsächlich so vom deutschen Pionier Josef Pankofer bei der Erzeugung von industriell gefertigtem Speiseeis erfunden. Ich habe per Google viele Parallelen zwischen tatsächlich so Gewesenem und dem fiktionalen Roman gefunden.


    5ratten :wegrenn: