Catherine Cusset - Die Definition von Glück

Es gibt 1 Antwort in diesem Thema, welches 181 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sagota.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Der Roman "Die Definition von Glück" begleitet Clarisse und Éve durch Jahrzehnte ihrer Leben, wobei die Kapitel abwechselnd beleuchten, wie sich die Lebensumstände der beiden entwickeln. Dabei habe ich immer wieder gefragt, wo die Verbindung zwischen den beiden Frauen sein könnte, denn sie könnten kaum unterschiedlicher sein: Clarisse lebt ein unkonventionelles Leben, in dem sie sich schon früh von ihren Eltern entfremdet hat, und übernimmt nach dem Scheitern ihrer Ehe allein die Verantwortung für ihre drei Söhne. Éve hingegen lebt mit ihrem Mann und den Töchtern zusammen und hält sowohl zu ihrer Schwiegermutter wie auch ihren Eltern und Brüdern einen engen Kontakt. Auch beruflich verlaufen die Karrieren der beiden ganz verschieden, während Ève ihren Beruf als Lehrerin an den Nagel hängt, um ein Cateringunternehmen zu gründen, mit dem sie erfolgreich wird, arbeitet Clarisse fast immer in Aushilfsjobs und kommt gerade so über die Runden. Außer der Tatsache, dass beide aus Paris stammen und auf ihre jeweilige Art ein selbständiges Leben führen haben die beiden scheinbar nichts gemeinsam.


    Und hier kommt die wirklich raffinierte Struktur des Romans ins Spiel, denn bei genauerem Hinsehen wird klar, dass der gesamte erste Teil "Der Roman von Clarisse" betitelt ist, sie hat also diesen Text geschrieben, der sich, wie im Prolog nur angerissen wird, auf einem USB-Stick befindet, den Éve von Clarisses ältestem Sohn erhalten hat. Im zweiten Teil des Romans, der "Geschichte von Éve", wird dann erzählt, wie und warum die beiden sich kennengelernt haben und dass Clarisses Roman darauf basiert, was sich die beiden aus ihren jeweiligen Leben erzählt haben. Außerdem wird klar, warum Éve am Ende mit dem USB-Stick und ohne Clarisse zurückbleibt.


    Und dieser letzte Teil des Romans ist manchmal schwer zu verdauen, ebenso wie das erste Kapitel. In den Rezensionen auf Amazon wird über die Notwendigkeit von Triggerwarnungen diskutiert, da hier Themen wie (sexuelle) Gewalt gegen Frauen und toxische Beziehungen eine große Rolle spielen. Ich finde es angebracht, das vor der Lektüre des Romans zu wissen, da es wahrscheinlich vielen potentiellen LeserInnen so geht wie mir: Angesichts des Titels und des Covers hatte ich eine leichtere und harmlosere Geschichte erwartet.


    Das heißt nicht, dass mir der Roman nicht gefallen hat, er gibt vor allem viel Raum, um Dinge zu hinterfragen, man kann zu den einzelnen Kapiteln (und damit den Lebensabschnitten der Protagonistinnen) immer wieder überlegen, welche Definition von Glück aktuell gilt, was sich verändert und was beständig bleibt. Dadurch ist der Roman vielschichtig und an keiner Stelle langweilig, allerdings lädt er nicht unbedingt zur Identifikation mit Clarisse und Éve ein, ich war als Leserin eher distanzierte Beobachterin der Geschichte.


    Ein ungewöhnlicher und lohnenswerter Roman, der aber nicht unbedingt für empfindsame Gemüter geeignet ist.


    4ratten

  • Danke für Deine sehr interessante Rezi, Juva ! Bei mir subbt er seit Ende des Jahres (war in einem Buchpaket ;) ), ich konnte mich jedoch noch nicht dazu überwinden, ihn auch lesen zu wollen....

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)