Susanne Goga - Glasgow Girls

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    Der Welt der Kunst im 19. Jahrhundert


    Olivia ist ein Mädchen, welches in ärmlichen Verhältnissen in Glasgow aufgewachsen ist. Ihr großer Traum wäre es, eine Künstlerin zu werden, aber im ausgehenden 19. Jahrhundert scheint dieser Wunsch unerfüllbar zu sein. Doch dann bekommt sie völlig unerwartet die Chance, auf der berühmten School of Art zu studieren und sich ihren Traum erfüllen zu können. Allerdings hat sie nicht damit gerechnet, dass es auch hier Intrigen und Verrat geben könnte. Für Olivia beginnt ein Weg, der nicht immer ganz einfach ist.


    Die eigentliche Protagonistin in dieser Geschichte ist natürlich Olivia. Ihr Traum von einem Leben als Künstlerin steht im Mittelpunkt. Geschildert wird aber auch, wie sich das Leben in der Künstlerszene in Glasgow gestaltet hat. Gerade die School of Art, die im ausgehenden 19. Jahrhundert eine bekannte Schule in Europa war, hat interessante Details zu bieten. Zu sagen, ich würde mich in der Kunst dieser Epoche auskennen, wäre übertrieben, da ich eigentlich gar keine Ahnung von Kunst habe, aber trotzdem hat mich diese Geschichte gut unterhalten.


    Spannend fand ich, welche Dinge schon in dieser Zeit gelehrt wurden. Nicht nur malen und zeichnen waren wichtig, auch sticken und sogar Handwerksarbeiten mit Metall und Stein wurden beschrieben. Ich fand es sehr interessant davon zu lesen und somit auch einiges Neues zu erfahren. Olivia ist ein Mädchen aus armen Verhältnissen, sie bekommt aber trotzdem die Chance, an dieser Schule zu studieren. Ihren Weg dahin und die Hilfen, die sie erhalten hat, klingen fast wie aus einem Märchen, aber ein talentiertes junges Mädchen zu unterstützen dürfte wohl zu jeder Zeit möglich gewesen sein. Ich habe die Schilderungen, wie und von wem Olivia Hilfe bekam, als glaubwürdig und möglich empfunden.


    Das Leben von Olivia wird dabei anschaulich geschildert. Ihre Probleme mit der Schule und vor allem mit dem Leben im Alltag fügen sich nahtlos in den historischen Hintergrund. Ihre Beziehung zu den anderen Mitschülern und namhaften Künstler dieser Zeit werden glaubhaft geschildert. Auch ihre Beziehung und Liebe zu einem Künstlerkollegen fand ich angenehm. Die Liebesgeschichte ist dabei aber nicht zu dominant und die junge Frau kann ihren eigenen Weg finden, ohne sich zu verlieren.


    Kunststile werden erläutert und auch die Lebensweise der Charaktere werden so erzählt, dass sie glaubhaft und gleichzeitig auch berührend waren. Vor allem die Welt der Frauen und wie schwer es für sie war, ein Studium dieser Art und ihren Lebensunterhalt zu verdienen, zusammenzubringen, ist Teil dieser wunderbaren Geschichte.


    Ein Nachwort und ein Personenregister der historisch belegten Protagonisten runden das Buch ab.


    Fazit:


    „Glasgow Girls“ aus der Feder von Susanne Goga hat mich mitgenommen auf eine Reise in die Welt der Kunst um 19hundert. Protagonisten wie Olivia und Gabriel machen die Geschichte zu einem echten Lesevergnügen. Die Autorin hat es geschickt verstanden, die Welt der Kunst in dieser Epoche mit dem Leben der Menschen zu verbinden. Sie erzählt spannend von den Frauenbildern und Moralvorstellungen dieser Zeit.


    5ratten

  • HoldenCaulfield

    Hat den Titel des Themas von „Susanne Goga - Glagow Girls“ zu „Susanne Goga - Glasgow Girls“ geändert.
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    Susanne Goga: Glasgow Girls. Aufbruch in die Welt der Kunst, München 2022, Diana Verlag, ISBN: ‎978-3-453-36120-1, Klappenbroschur, 381 Seiten, Format: 11,8 x 3,2 x 19 cm, Buch: EUR 12,00 (D), EUR 12,40 (A).


    „Ich kann mir nicht vorstellen, dass schon vor unserer Geburt festgelegt ist, wem wir irgendwann einmal begegnen. Auch nicht durch Gott. Aber ich glaube an etwas anderes: Wenn ich etwas will und es mir wirklich wünsche und mich darum bemühe, kann es Wirklichkeit werden. So wie die Sache mit meinem Studium.“ (Seite 137)


    Die großen Träume einer Arbeitertochter


    Glasgow 1892 ff.: Die Arbeitertochter Olivia MacLeod zeichnet gern und gut und träumt davon, als Künstlerin ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Doch für einen Teenager aus dem ärmlichen Viertel Dennistoun ist das unerreichbar. Nie wird sie genügend Bildung und Geld aufbringen können, um an der Glasgow School of Arts studieren zu können, von der ihr Alistair „Allie“ Campbell, ein Freund seit Kindertagen, so begeistert erzählt hat.



    Zwei Zufallsbegegnungen verändern Olivias Leben: Sie läuft dem Architekten Charles Rennie Mackintosh buchstäblich über den Weg und sie findet Arbeit in einem der Teesalons von Kate Cranston, die dafür bekannt ist, Künstler:innen großzügig zu fördern.


    Die Chefin erkennt Olivias Talent


    Miss Cranston ist sehr zufrieden mit ihrer neuen Kellnerin und fällt nach zwei Jahren guter Zusammenarbeit aus allen Wolken, als sie feststellt, wie gut ihre Bedienung zeichnen und sticken kann und dass sie ihre private Kleidung selbst entwirft. Sie bietet Olivia an, ihr die Studiengebühren für die Glasgow School of Arts vorzustrecken. Olivia kann das Geld abarbeiten und/oder später zurückzahlen.


    Die begabte junge Kellnerin kann ihr Glück kaum fassen. Ihr persönliches Umfeld aber ist stinksauer. Aufstiegsversuche sind da nicht gern gesehen. Wenn es nach Familie und Freunden ginge, müsste Olivia ihre Träume aufgeben, ihren Kindheitsfreund Allie heiraten und in dem Restaurant bedienen, in dem er als Koch arbeitet. Aber, sorry, Leute, das ist nicht Olivias Plan!


    Sie nimmt das Angebot ihrer Chefin an. Einfach ist das alles nicht. Ihre Mitschülerinnen entstammen der wohlhabenden Mittelschicht, werden von ihren Familien unterstützt und gefördert und können sich voll auf ihr Studium konzentrieren. Und Zeichenunterricht hatten sie von Kindesbeinen an. Olivia ist Autodidaktin, muss neben dem Studium arbeiten und hat daheim mit einer feindseligen Stimmung zu kämpfen.


    Ein unerwartetes Angebot


    Aber sie beißt sich durch und findet an der Schule Menschen, die sie mögen, schätzen und fördern. Nur mit dem Zeichenlehrer Robinson rasselt sie aneinander. Er scheint nicht viel von ihr zu halten. Umso überraschter ist Olivia, als er ausgerechnet auf sie zukommt und ihr einen bezahlten Auftrag einer Porzellanfabrik vermittelt. Sie kann das Geld gut gebrauchen! Seltsam nur, dass sie über diesen Job absolutes Stillschweigen bewahren muss. Aber gut, der Professor muss es ja wissen!



    Ein Skandal aus heiterem Himmel


    Aus heiterem Himmel findet sich die gutgläubige Olivia im Zentrum eines handfesten Skandals wieder und droht alles zu verlieren, was ihr wichtig ist und wofür sie so hart gearbeitet hat. Nicht einmal ihre engsten Freunde glauben ihr! Jetzt kann eigentlich nur noch ein Wunder helfen. Oder ein paar Herrschaften hier packen endlich mal die Wahrheit auf den Tisch!


    Das ist wieder so ein Buch, bei dem man nebenher ständig googelt, weil man wissen will, wie denn die künstlerischen Werke wirklich ausgesehen haben, auf die im Roman Bezug genommen wird.


    Man kann nicht umhin, Olivia zu bewundern, wie sie sich gegen alle Widerstände in einer für sie fremden Welt behauptet. Und man ahnt die ganze Zeit, dass es für sie wohl nicht stetig aufwärts gehen wird und dass irgendwann der Moment kommen muss, der sie wieder in das ärmliche Leben zurückkatapultieren könnte, das sie niemals führen wollte.


    Aufstieg und Fall einer Arbeitertochter? Als Leser:in hofft man, dass sie sich mit der ihr eigenen Zähigkeit aus ihrer existenziellen Krise wieder herauswursteln wird.


    Aus der Traum?


    Olivia ist klug und talentiert, beharrlich und ehrgeizig, aber mitunter auch naiv und vertrauensselig. Mit manchen Ideen und Schurkereien, mit denen sie jetzt konfrontiert wird, ist sie noch nie zuvor in Berührung gekommen. Ist sie dem Künstlerleben, das sie unbedingt führen will, überhaupt gewachsen?


    Ich habe Olivia MacLeod sehr gern auf ihrem eigenwilligen Weg begleitet. Nur hatte ich gehofft, dass man der intrigantesten Person in dieser Geschichte so kräftig in den Allerwertesten treten würde, dass sie so eine Nummer garantiert nie wieder abziehen kann. Danach sieht es leider nicht aus. Aber wer weiß? Vielleicht eilt ihr ja fortan ihr schlechter Ruf voraus. Dafür kann man in einer überschaubaren und gut vernetzten Szene ganz gut sorgen …


    Es ist ein gutes Zeichen, finde ich, wenn man sich noch über den Roman hinaus Gedanken über das Schicksal der Figuren macht. Dann haben sie für uns Leser:innen wirklich sowas wie ein Leben entwickelt.


    „Man taucht in die faszinierende Welt der schottischen Teesalons ein. Erfährt die Entwicklung der Arts-und-Crafts- und Jugendstil-Bewegung sowie die gesellschaftlichen Umgangsformen und Kleidermoden und dass viele Künstlerinnen Ende des 19. Jahrhunderts wegweisend und sehr erfolgreich waren.– Aus dem Pressetext des Verlags


    Historische Persönlichkeiten, die im Buch vorkommen:


    Nell Paxton Brown, Kate Cranston, De Courcy Lewthwaite Dewar, Annie French, Frances Macdonald, Margaret Macdonald, Charles Rennie Mackintosh, Herbert McNair, A.J. Moffat, Anna Muthesius, Hermann Muthesius, Francis Newberry, Jessie Newberry, Gleeson White, Oscar Wilde


    Die Autorin


    Susanne Goga wurde 1967 in Mönchengladbach geboren und lebt dort bis heute. Die renommierte Literaturübersetzerin und Autorin reist gern – mit Vorliebe auch in die Vergangenheit. Das spiegelt sich in ihren überaus erfolgreichen historischen Romanen wider. Für die Kriminalreihe um Leo Wechsler taucht sie ein ins Berlin der 1920er-Jahre, für den Diana Verlag begibt sie sich immer wieder ins geschichtsträchtige 19. Jahrhundert. Die Künstlerinnen in Glasgow, die dort in jener Zeit ein kreatives Forum gründeten und in ganz Europa berühmt wurden, waren Inspiration für ihren neuesten Roman.

  • Der Roman "Glasgow Girls - Aufbruch in die Welt der Kunst" von Susanne Goga liest sich flüssig und erzählt eine stringente Geschichte - wirklich begeistert bin ich davon aber leider trotzdem nicht. Gemessen am Umfang des Romans habe ich relativ lange daran gelesen, weil er mich einfach nicht zum Weiterlesen gereizt hat. Woran das lag?


    Ich hatte ständig das Gefühl, dass dieser historische Roman aus Bausteinen zusammengesetzt ist, die man so oder so ähnlich schon viele Male gelesen hat: das ehrgeizige und begabte Mädchen aus einfachen Verhältnissen, das sich entgegen allen Widerständen am Ende durchsetzt, ist nun wirklich nicht neu. Und auch die Art dieser Widerstände überrascht nicht: eine Mutter, die die Tochter lieber verheiratet sehen möchte (für das ausgehende 19. Jhdt. ja nun auch nicht ungewöhnlich), ein Jugendfreund, der nicht einsehen will, dass seine Angebetete ihn einfach nicht liebt, ein Lehrer, der ihre Gutgläubigkeit ausnutzt, um einen Betrug zu begehen. Hinzu kommt dann noch ein Mann, zu dem sich die Protagonistin hingezogen fühlt, der aber ein dunkles Geheimnis hütet, aus dem natürlich Missverständnisse zwischen den potentiellen Liebenden resultieren. Das alles wird garniert mit Bezügen zur Glasgow School of Arts, deren Geschichte tatsächlich interessant ist, hier aber nur als Bühnenbild für eine ziemlich triviale Geschichte dient. Denn auch die Protagonistin ist nach Schema F gestaltet: gerade emanzipiert genug (indem sie ihren Traum vom Studium durchsetzt), um auch für heutige LeserInnen interessant zu sein, dabei aber nett und herzensgut, sodass natürlich alles zu ihren Gunsten ausgehen muss und sich am Ende alles in Wohlgefallen auflöst.


    Ich habe nichts gegen diese Art von Wohlfühlroman, hatte aber nach den Erfahrungen mit anderen Romanen der Autorin etwas mehr erwartet. Die historischen Krimis von Susanne Goga haben mir jedenfalls deutlich besser gefallen, vor allem weil die Figuren mehr Profil haben.


    3ratten