Der Mensch ist ein Läufer, kein Schwimmer. Trotzdem haben wir gelernt, zu schwimmen, einfach um zu überleben. Das zeigt Bonnie Tsui gleich zu Anfang ihres Buchs, als sie die Geschichte eines isländischen Fischers erzählt, der nach dem Kentern seines Boots sechs Stunden im Eiswasser überlebte und an Land schwimmen konnte. Der junge Mann hatte es geschafft, nicht in Panik zu geraten, sondern war ruhig geblieben. Das alleine hätte ihn aber nicht gerettet. Bei ihm war auch das Verhältnis von Fett und Muskeln ausgeglichen und deshalb fiel ihm das Schwimmen leichter, weil es tatsächlich schwer für ihn ist, unterzugehen. So war seine Rettung nicht nur Glück, sondern das Zusammenspiel von Körper und Geist.
Dieses für Schwimmer perfekte Verhältnis hat auch die Extremschwimmerin Lynne Cox, eines der großen Vorbilder der Autorin. Lange hat sich Bonnie Tsui nicht ins offene Wasser gewagt, aber seit dem ersten Mal kann sie sich ein anderes Schwimmen kaum noch vorstellen. Wobei sich hier die Frage aller Fragen stellt: Neoprenanzug oder Skin? Sie meint, dass das jeder für sich selbst entscheiden muss.
Es gibt viele Bücher übers Schwimmen und irgendwann ist alles erzählt. Auch in Bonnie Tsuis Buch habe ich Bekanntes wiedergefunden, trotzdem ist mir ihr Buch nicht langweilig geworden. Das liegt zum einen daran, dass sie auch viel Persönliches erzählt. Und auch, wenn sie über Lynne Cox und ihre Leistungen erzählt, liegt der Fokus doch nicht auf den großen Namen des Schwimmens. Bonnie Tsui erzählt hauptsächlich von den Menschen, die ihr begegnet sind und mit denen sie Zeit im Wasser verbracht hat. Oder auch von den unbekannten Dingen, wie einem Schwimmverein in Bagdad, in dem amerikanische Soldaten oft erst schwimmen lernten, den Samurais des Wassers oder von Seenomaden in Malaysia, wo schon die Kinder über 70 Meter tief tauchen können, ohne Luft holen zu müssen.
Es ist ein kurzweiliges, aber keinesfalls oberflächliches Buch, das nicht nur für Schwimmbegeisterte geeignet ist.
Liebe Grüße
Kirsten