Arttu Tuominen - Was wir nie verzeihen

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    Titel: Was wir nie verzeihen

    Autor: Arttu Tuominen

    übersetzt von: Anke Michler-Janhunen


    Allgemein:

    400 S.; Lübbe, 2023


    Reiheninfo:

    1. Was wir verschweigen

    2. Was wir verbergen

    3. Was wir nie verzeihen

    Band 4 und 5 sind noch nicht übersetzt


    Zitat von Amazon

    Inhalt:

    Eine Mordserie an älteren, pflegebedürftigen Männern hält die finnische Kleinstadt Pori in Atem. Als Kommissar Jari Paloviita eine SS-Uniform in der Wohnung eines der Mordopfer findet, nehmen die Ermittlungen eine unerwartete Wendung. Es stellt sich heraus, dass einer der Ermordeten in den 40er Jahren freiwillig an der Seite der Deutschen gekämpft hat. Aber trifft das ebenfalls auf Albert Kangasharju zu? Warum kommen die vermuteten Kriegsverbrechen erst jetzt ans Licht? Und wer ist es, der sich nach so vielen Jahrzehnten auf diesen brutalen Rachefeldzug für womöglich ungesühnte Taten macht?


    Meine Meinung:

    Wie erwartet, hat auch dieser Roman einen weiteren Aspekt der finnischen Gesellschaft im Blick. Es geht um die Verdrängung der Vergangenheit. Speziell den Anteil, den Finnland an Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit hatte, als sie mit dem nationalsozialistischen Deutschland kooperiert hatten. Finnland hat Deutschland damals als Möglichkeit betrachtet, die eigenen Gebiete von Russland zurück zu bekommen.

    Der Roman zeigt auf, das es dabei zu eben besagten Verbrechen kam. Aber auch, das die Aufarbeitung über die begangenen Verbrechen ein Tabuthema sind, das erst in den letzten Jahren zumindest überhaupt mal angesprochen wurde. Das zeigen auch weitere Buchveröffentlichungen in den letzten 20 Jahren, aber gleichzeitig prangert der Autor an: Es ist immer noch zu wenig. Die Stille über das Thema ist laut.

    Interessant war dabei vor allem der Punkt, das die Morde von außen passieren. Jemand anderes, als der finnische Staat, arbeitet die Taten auf und beschließt, selbst die Justiz in die Hand zu nehmen.


    Schade fand ich, das die Figur der Polizistin Linda nicht noch stärker im Fokus stand, das hätte ich mir hier sehr gewünscht. Stattdessen muss sie vor allem als Wunschobjekt für Jari herhalte, der nach wie vor damit zu kämpfen hat, das seine Ehe zu scheitern droht (ich rechne mal damit, das sich das ganze nicht mehr retten lässt.). Das fand ich unnötig... vor allem weil ich finde, das Tuominen vorherige stark auf gebaute Konflikte unter den Polizisten zu stark ausgespart hat. Oksman und Jari hatten einiges das zwischen ihnen stand und ich finde, das wurde zu schnell aufgelöst. Da hätte mehr kommen müssen. Schade, dass das Potential von Linda als echte Hauptfigur nicht ergriffen wurde.


    Zurück zum Thema, ich finde das Tuominen durch zwei Zeitebenen auch schön aufzeigt, wie jemand seine eigene Erinnerung aufbauscht und beschönigt, um sich nicht eingestehen zu müssen, das er kein Held war, sondern ein Mörder. Wer Albrecht wirklich war, erkennt man erst am Ende. Und ist vielleicht vorher auch der Frage aus dem Weg gegangen, das eine Anklage berechtigt wäre.


    Thematisch für mich der bisher stärkste Band der Reihe.


    4ratten