Samantha Weinberg - Der Quastenflosser

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    Ich habe das Buch in Ingrid Ingemarks schwedischer Übersetzung unter dem Titel "Tidernas fisk. Jakten på kvastfeningen" gelesen.


    Dieses Buch erzählt die spannende Geschichte der Entdeckung der Quastenflossergattung Latimeria. Die Ordnung der Quastenflosser war nur aus Fossilien bekannt und galt seit dem Ende der Kreidezeit ausgestorben. 1938 aber entdeckte Marjorie Courtenay-Latimer, Kuratorin des Museums von East London (einer Stadt an der Ostküste Südafrikas) im Fang eines befreundeten Fischers einen ungewöhnlich aussehenden Fisch, der auch dem Fischer völlig unbekannt war. Sie versuchte, den Fisch zu erhalten, was mangels Kühlraum und ausreichend Formalin leider nur teilweise gelang, und kontaktierte JLB Smith, einen Amateurfischkundler, der den Fisch ganz richtig als den Quastenflossern zugehörig identifizierte - eine wissenschaftliche Sensation!


    Es gab also immer noch Quastenflosser, nur wo? Jahrelang suchte JLB Smith an der südafrikanischen Ostküste entlang nach weiteren Exemplaren, interviewte Fischer, verteilte eine hohe Belohnung versprechende "Steckbriefe", allerdings lange vergeblich. Erst 1952 wurde in den Komoren (eine zwischen Südafrika und Madagaskar glegene Inselgruppe) der zweite "offizielle" Quastenflosser gefunden. Ich schreibe "offiziell", da die einheimischen Fischer ihn natürlich kannten. In einem Coup gelang es JLB Smith, den Fisch nach Südafrika zu bringen, sehr zum Ärger der Franzosen, denen damals die Komoren gehörten, und die gerne selbst im Mittelpunkt der weltweiten Aufmerksamkeit gestanden hätten. Auch sie versprachen Fangprämien, vor allem auch für einen lebenden Fisch, aber sie nach dem Fang am Leben zu erhalten, erweist sich als unmöglich.


    Es bleiben also viele offene Fragen, die Lebensgewohnheiten der Quastenflosser betreffend. Selbst die Frage, ob sie Eier legen oder aber lebend gebären, war lange ungeklärt. (Zweiteres ist der Fall.) Die Fische vor Ort zu beobachten war nicht möglich, da sie in Tiefen von 160-200 Metern leben. Das änderte sich erst dank des Deutschen Hans Fricke, der mit selbst entwickelten Forschungs-U-Booten erstmals Quastenflosser in ihrem natürlichen Habitat beobachten konnte.


    Fricke erforschte über Jahre hinweg die Quastenflosserpopulation - anhand der individuell angeordneten Flecken auf deren Körpern konnte er einzelne Fischindividuen identifizieren - und entwickelt nach und nach Befürchtungen, was die Anzahl der Fische anging. Wurde "im Namen der Wissenschaft" - denn jedes Naturkundemuseum, das etwas auf sich hielt, wollte einen Quastenflosser ausstellen können - und um die Staatskasse der gerade unabhängig gewordenen, armen Komoren aufzufüllen - die Fische wurden teuer verkauft - eine sensationell ungewöhnliche Fischgattung ausgerottet? Es entwickelt sich eine Quastenflosserschutzbewegung und die Fische werden schließlich in den Anhang 1 des Washingtoner Artenschutzübereinkommen, der den Handel mit den Tieren verbietet, aufgenommen.


    Zu einer weiteren wissenschaftlichen Sensation kommt es 1997, als nahe der indonesischen Insel Sulawesi weitere Quastenflosser gefunden werden. Diese sind ihren komorischen Verwandten zwar sehr ähnlich, gelten aber dennoch als eine andere Art der Gattung Latimeria.


    Dieses Buch habe ich innerhalb eines Tages verschlungen. Zwar wurde für meinen Geschmack stellenweise zu viel über das Privatleben der handelnden Personen erzählt, aber die Geschichte an sich war gut geschrieben und unendlich spannend. Langeweile konnte bei dieser faszinierenden Geschichte nicht aufkommen. So mancher Roman sollte sich an diesem Buch ein Beispiel nehmen! Negativ anzumerken habe ich ein paar Unreinheiten in der schwedischen Übersetzung (wie es mit der deutschen aussieht, kann ich nicht sagen), sowie die Tatsache, dass das Buch 1999 erschienen ist, die letzten 25 Jahre Quastenflossergeschichte also fehlt. Aber das kann ich Weinberg natürlich nicht vorwerfen.


    4ratten

    Wir sind irre, also lesen wir!