Michael Pollan - Kaffee Mohn Kaktus: Eine Kulturgeschichte psychoaktiver Pflanzen

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    Der Autor hat sich daran gemacht drei psychoaktive Pflanzen und ihren Einfluss auf die Menschheit zu betrachten. Selbstversuche sind dabei inklusive, das heißt, das Testen von Opium und Meskalin sowie ein zwischenzeitlicher Entzug vom Kaffee/Koffein.


    Kaffee

    Irgendwann vor ein paar Tagen, bin ich nachts mehrmals mit Kopfschmerzen wach geworden… Und weil ich gerade dieses Buch las und mir dann einfiel, dass ich am Tag vorher nur einen morgendlichen Kaffee hatte statt zwei Tassen am Morgen und eine am Nachmittag, wie sonst meistens, dachte ich direkt an Entzugserscheinungen und nach dem morgendlichen Kaffee waren die Kopfschmerzen tatsächlich verschwunden. Das werde ich definitiv in Zukunft aufmerksam beobachten, ich hatte mich gar nicht so sehr für Kaffee-abhängig gehalten.


    Der Autor zeigt jedenfalls sehr schön, wie der Kaffee (und Tee) unseren leistungsorientierten Lebensstil geprägt hat und wie wir Menschen im Gegenzug die Pflanze auf der ganzen Welt angesiedelt haben. Der Klimawandel dürfte allerdings was den Kaffee angeht, das wieder einschränken und zu einem deutlichen Preisanstieg führen, die möglichen Anbaugebiete werden kleiner.

  • Mohn

    Basis dieses Kapitels ist ein Artikel, den der Autor in den 1990ern veröffentlicht hat. Damals war in den USA der „Krieg gegen die Drogen“ in vollem Gange und es gab verschiedene Gesetzesverschärfungen, die zum Beispiel die Todesstrafe für „Drogenbarone“ vorsahen (ohne dass dieser jemals mehr getan haben musste als großmaßstäbig Drogen zu verkaufen, also ohne Bandenkriege mit Toten o.ä.) oder Beschlagnahme des Besitzes bereits VOR einer Verurteilung. Und davon potentiell betroffen war man nach Gesetzeslage schon, wenn man einen Haufen trockener Mohnpflanzen bei sich lagerte - die Kapselhülsen lassen sich nämlich zermahlen und als Opiumtee trinken - nicht lecker, aber wirksam, wie der Autor testete. Ach so, und das klappt eigentlich mit allem Mohn, egal wie er genau heißt, botanisch ist es eh alles Schlafmohn. Ganz interessant, ich werde unsere Mohnblume im Garten aber in Ruhe lassen. Der Autor kommt übrigens nicht umhin, zu erklären, dass der Krieg gegen die Drogen wohl gescheitert ist, nicht wegen Marihuana oder selbstgezüchtetem Opium, sondern weil das (ebenfalls in den 1990ern auf den Markt gekommene) OxyContin so freigiebig verschrieben wurde, bis weite Teile der Gesellschaft davon abhängig waren - und wenn das Medikament nicht mehr verschrieben wurde, sah man sich auf dem Schwarzmarkt um, wo Heroin zu geringerem Preis gegen den Entzug half… Heute gibt es weitaus mehr Opiatabhängige als damals und auch mehr Drogentote. (siehe auch z.B. https://www.sueddeutsche.de/ku…ain-opioidkrise-1.5526724 )

  • Kaktus

    Das Kapitel besteht zu einem großen Teil aus dem Versuch des Autors Informationen zu erhalten und mit Menschen zusammenzutreffen, die sich mit Peyote/Meskalin auskennen. Wir haben 2020 und das Kapitel ist mit Bemerkungen zu Lockdown und anderen Pandemieeinschränkungen gespickt. (Ich bin neugierig wie jemand das in 10 Jahren oder mit noch mehr Abstand lesen wird.) Ein weiteres Problem ist, dass der Kaktuskonsum ein Bestandteil indigener Kultur ist und der Autor so stets zwischen Respekt, Neugier und einem impliziten Vorwurf kultureller Aneignung balanciert. Zudem ist der Original-Peyote durch Wilderei (heißt illegales Pflücken von Pflanzen wirklich so?) in seinem Bestand bedroht und lässt sich für seinen Einsatz als religiöses Sakrament nicht durch Anzucht und ähnliches einfach ersetzen. Letztlich gelingt ihm sowohl der Konsum von synthetischem Meskalin wie auch die Teilnahme an einer klassischen Wachuma -Zeremonie. Der Autor ergeht sich dabei so sehr in Begeisterung, dass er selber merkt, wie kitschig er wird und das entsprechend kommentiert.




    Die drei Teile haben letztlich wenig miteinander zu tun, sie sind zu unterschiedlichen Zeiten und ursprünglich mit unterschiedlichen Zielgruppen entstanden und wurden nur von einem schlauen Verleger zu einem Buch zusammengestellt. Da sie aber alle drei für mich neue Informationen enthielten und zudem interessant geschrieben und somit gut zu lesen waren, gefiel mir das Buch insgesamt gut und ich könnte mir vorstellen mehr von dem Autor zu lesen, sofern das Thema prinzipiell für mich interessant klingt.


    4ratten

  • Danke für die Einblicke! Ich habe erst über die Zusammenstellung gestutzt, aber der Fokus auf genau diese drei Pflanzen ergibt schon Sinn.

    Wilderei (heißt illegales Pflücken von Pflanzen wirklich so?)

    Tatsächlich, ich habe dazu mal einen interessanten Bericht gelesen. Es ging um Wilderei in Asien, wo Bonsai-taugliche, teils jahrzehntealte Pflanzen entwendet werden und so die Erosion zu einem großen Problem wird. Und um organisierte Wilderei von Sukkulenten und Kakteen, durch die gesamte Ökosysteme zerstört werden.


    Den besagten Artikel finde ich nicht mehr, in diesem oder diesem wird aber gut deutlich, dass es nicht um Drogen gehen muss um zu eskalieren.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges