Lenz Koppelstätter - Das Flüstern im Eis

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    König Ortler


    Das Flüstern im Eis, Südtirol-Krimi von Lenz Koppelstätter, ‎ Kiepenheuer & Witsch eBook
    Der 9. Fall für Commissario Grauner und sein Team.
    An der Nordwand des Ortlers hat sich die internationale Kletterszene versammelt. Die besten Extremkletterinnen der Welt treten gegeneinander an um die eisige Nordwand des Ortlers zu bezwingen. Derweil gibt es unten im Tal einen Toten, in der Turnhalle in Sulden im oberen Vinschgau, wird die Leiche von Matthias Lechtaler, dem Chef der örtlichen Bergrettung gefunden. Mit einer Mistgabel in der Brust umgeben von Mist. Doch auch oben am Berg bahnt sich eine Katastrophe an. Die iranische Bergsteigerin ist verschwunden und eine Unwetterfront bahnt sich an. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
    Der Ermittlungszeitraum beträgt sich vom 1. Bis zum 4. Juli. Die Kapitel teilen sich in die einzelnen Tage, die weiter in Unterkapitel aufgefächert sind. Jeweils aus den verschiedenen Ansichten der Charaktere. Wieder einmal hat es Koppelstätter geschafft, dass ich mich, durch seine bildhafte Schreibweise, direkt an den Ort des Geschehens versetzt fühlte. Viele der Schauplätze habe ich in meinen diversen Urlaubsaufenthalten schon selbst erlebt und der Autor lässt dadurch ein Urlaubsgefühl bei mir entstehen, ich genieße es sehr. Die flüssige Schreibweise im auktorialen Stil, durchsetzt mit schlagfertigen Dialogen, auch in italienischer Sprache, hat mich direkt ins Geschehen versetzt, das Lesen war ein Vergnügen. Ganz ungern habe ich mich bei der Lektüre stören lassen. Am Anfang ist eine Karte von Südtirol mit den diversen Bergzügen und Tälern eingefügt, sehr hilfreich um die räumliche Orientierung zu wahren. Für E-Reader-Leser ist ein Link angeführt, um diese Karte auch am Computer oder Smartphone in Farbe und zoombar darstellen zu können.
    Der Spannungsbogen setzt hoch ein und steigert sich, durch verschiedene Plottwists bis zum ungeahnten Ende. Niemals hätte ich vermutet, dass die Lösung in eine solche Richtung gehen könnte. Wieder behaupte ich, dass vorliegender Teil, der bisher beste aus der Grauner-Reihe ist. Und ich hoffe, dass es noch lange nicht der letzte war. Es gibt noch so viele schöne Plätze in Südtirol die es wert sind, zum Setting meiner Lieblings-Südtirol-Krimis zu werden.
    Auch die Figuren haben wieder alles gegeben. Saltapepe und Tappeiner haben sich enorm weiterentwickelt. Saltapepe ist diesmal sogar extrem über sich hinausgewachsen. Der kauzige Commissario Grauner hat noch immer sehr viel zu bieten, das ich noch nicht von ihm weiß. Seine privaten Angelegenheiten machen in äußerst liebenswert und interessant. Ein sehr professionelles und sympathisches Ermittlungsteam sind die Bozener sowieso. Koppelstätter schafft es immer wieder, auch die ein wenig eigenbrötlerische und schrullige Art der Südtiroler sehr gut zu charakterisieren, so wie sie sind und wie ich sie schätze. Dadurch ist der Plot glaubhaft und die Charaktere authentisch. Das Geschehen ist bis zum Ende nachvollziehbar.
    Über das Extrembergsteigen und Klettern habe ich nebenher auch viele Erkenntnisse und Einblicke bekommen. Wie immer hat sich der Autor hervorragend vorbereitet, inmitten dieser überwältigenden Szenerie ist der Autor aufgewachsen und damit auch von Extrembergsteigern und Kletterern inspiriert worden.
    Eine Empfehlung für alle Südtirol und Krimifans. Teil 9 als Einzelband zu lesen ist möglich, noch schöner ist es alle zu kennen. Von mir 5 Sterne.

  • Für ein paar Tage wird der kleine Ort Sulden an der Nordwand des Ortler zum Nabel der (Kletter)Welt: eine italienische und eine iranische Eiskletterin treten gegeneinander auf der Jagd nach einem neuen Rekord an. Im Tal dagegen beginnt eine andere Jagd, denn Matthias Lechthaler, Chef der Bergrettung, wurde mit ermordet. Auch bei dem Rennen an der Wand geschieht ein Unglück, eine der beiden Kletterinnen verschwindet beim Abstieg und von ihr wird nicht mehr gefunden als ein Eispickel auf dem Gletscher.


    Dieses Mal ist Commissario Grauner nicht mit dem Herzen bei den Ermittlungen. Zu lange hat er Verbrecher gejagt, während er sich doch am wohlsten auf seinem Hof bei seinen Kühen fühlt. Er denkt schon seit längerem darüber nach, in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen und seit seine Tochter mit ihrem Freund Pläne für den Hof machen, werden auch Grauners Pläne für den Ruhestand immer konkreter. Für seinen jungen Kollegen Saltapepe ist der neue Fall eine Möglichkeit, sich zu beweisen.


    Saltapepe gefällt mir bei diesem Fall seht gut. Aus dem arroganten jungen Mann, der überall, nur nicht in den Bergen sein wollte, ist ein vollwertiges Mitglied des Teams geworden. Er ist angekommen und hat die Berge lieben und respektieren gelernt. Trotzdem kommt er ihnen jetzt ein bisschen näher, als ihm vielleicht lieb ist, aber damit verdient er sich auch den Respekt der Bergretter, die er auf der Suche nach der Verschwundenen begleitet.


    Die fiktive Geschichte der iranischen Kletterin hat ein reales Vorbild, deshalb hatte ich recht früh eine Ahnung, in welche Richtung sich die Handlung entwickeln würde. Trotzdem blieb der Krimi bis zum Schluss spannend, denn in der Reihe geht es nie nur um das Verbrechen. Die Reihe um Commissario Grauner lebt auch durch ihre Charaktere. Dieses Mal fand ich die inneren Konflikte von Grauner, wie es mit ihm weitergehen wird und von Saltapepe, der sich nicht nur bei den Ermittlungen, sondern auch am Berg beweisen will, genauso spannend wie die Ermittlungen selbst.


    Ein solider Krimi, der nicht nur durch das Verbrechen, sondern auch die Charaktere überzeugt.

    4ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.