Friedrich Ani - Lichtjahre im Dunkel

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  • Friedrich Ani - Lichtjahre im Dunkel


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    Gebundene Ausgabe: 445 Seiten

    Verlag: Suhrkamp (11. März 2024)

    ISBN-13: 978-3518431566

    Preis: 25,00 €

    auch als E-Book erhältlich


    Einfach Friedrich Ani


    Inhalt:

    Der Münchner Privatdetektiv Tabor Süden erhält den Auftrag, den verschwundenen Ladenbesitzer Leo Ahorn zu suchen. Doch dessen Frau Viola, die Auftraggeberin, belügt ihn von Anfang an. Was bezweckt sie damit? Schon bald übernimmt die Kripo den Fall. Fariza Nasri löst Tabor Süden bei den Ermittlungen ab.


    Meine Meinung:

    Friedrich Ani besticht durch einen für Krimis außergewöhnlichen Schreibstil. Er ist gehoben, aber trotzdem leicht zu lesen. Ich liebe die eingebauten Wortspiele und Neuschöpfungen sowie die wenigen regionalen Ausdrücke, die Futter für das Kopfkino sind.


    Ich freute mich über ein Wiedersehen mit Tabor Süden und Fariza Nasri, die ich beide sehr mag. Allerdings spielen sie über weite Strecken keine allzu große Rolle. Hier stehen dann die Ehefrau des Verschwundenen sowie ein Nachbar und ein unerwarteter Besucher im Vordergrund. Ihre Leben, ihre Gedanken, Wünsche und Hoffnungen werden detailliert beleuchtet. Dagegen tritt die Auflösung des Verbrechens fast schon in den Hintergrund. Mich störte dies keineswegs, denn die Story ist trotzdem unglaublich fesselnd und spannend. Der Autor konnte mich durch einige unerwartete Wendungen überraschen. Nur das Ende war mir ein wenig zu offen und wirr.


    ★★★★☆

  • Tabor Süden ist wieder da


    Der 48-jährige Schreibwarenhändler Leo Ahorn, der die Schreibwaren fast vollständig abgeschafft hat und statt dessen bestellte Pakete ausgibt, ist verschwunden. Seine Frau Viola, 42, die jedem der nach ihm fragt erzählt, er sei in Dinslaken und kümmere sich um einen todkranken Freund, beauftragt den Münchner Privatermittler Tabor Süden, obwohl er ihr zu teuer erscheint, mit der Suche nach ihrem Mann und der Aufklärung seines mysteriösen Verschwindens. Warum zeigt sie sein Verschwinden nicht bei der Polizei an?


    Die Geschichte ist in vier Teile gegliedert, die die verschiedenen Seiten der Nachforschungen von Privatdetektiv Tabor Süden bzw. der polizeilichen Ermittlungen der Oberkommissarin Fariza Nasri aus den verschiedenen Blickwinkeln beleuchten. Obwohl, wie ich finde, beides hier nicht im Mittelpunkt steht, sich aber hervorragend ergänzt.

    Eher sind es die Menschen, die ich hier kennenlerne, die sehr genau und detailliert beschrieben und aus verschiedenen Situationen heraus betrachtet werden. Eine Milieustudie, die mir besonders gefallen hat, bringt mich in die Stammkneipe von Leo Ahorn, das Blaue Eck. Hier bekomme ich einen besonders guten Eindruck von den Menschen, mit denen sich Leo in seiner Freizeit umgibt.

    Tabor Süden beschäftigt sich im ersten Teil der Geschichte sehr intensiv mit Viola und Leo Ahorn und ihrem gemeinsamen, in letzter Zeit eher nebeneinander her geführten Ehe- und Privatleben. Auch ihre unerfüllten Wünsche, Lebensträume, nicht voran gehende Zukunftsaussichten und der schleichende Niedergang des Schreibwarenladens spielt eine Rolle. Erst ab dem Ende des ersten Teiles nimmt die Geschichte Fahrt auf und es wird spannender. Viola ergießt sich in Selbstzweifel und -vorwürfe. Georg Kramer, den ich im Blauen Eck kennengelernt habe, wird zum Verdächtigen. Sein ihm bisher unbekannter Halbbruder aus der Berliner Unterwelt taucht auf und sorgt für einige Wendungen im Geschehen. Ganz langsam beginne ich die Zusammenhänge zu verstehen und zu durchblicken. Die Auflösung der Verwirrungen hat mich dann doch wieder etwas überrascht.

    Mag die ganze Geschichte noch so ungewöhnlich scheinen, passt der ebenso ungewöhnliche Schreib- und Erzählstil von Friedrich Ani hier absolut dazu. Ich liebe den eindrucksvollen, mich total vereinnahmenden Erzählstil des Autors schon seit Jahren und seine bildhaften Schilderungen, seine eigenen Wortschöpfungen machen das Lesen wie immer zu einem wahren Genuss. Auch wenn die Geschichte nicht vor Spannung strotzt – es ist ja auch kein Krimi sondern ein Roman – fesselt mich der einmalige Stil an jede einzelne Seite. Gerade dieser Stil macht auch die so verschiedenen Charaktere mit ihren tragischen Schicksalen zu etwas ganz besonderem.


    Eine interessante Geschichte mit einem meiner Lieblingsermittler. Absolut empfehlenswert für Leser, die das Besondere schätzen.


    4ratten