Peter Wohlleben/Pierre L. Ibisch - Waldwissen: Vom Wald her die Welt verstehen

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    Unser Wald ist mehr als die Summe der Bäume, die in ihm stehen. Er ist Lebensraum für Tiere und Pflanzen, bietet uns Menschen einen Platz zur Erholung, aber auch wirtschaftliche Grundlage. Im Lauf der letzten Jahrhunderte haben sich die Interessen und die Nutzung zu unseren Gunsten und zu Lasen der Wälder verschoben. Peter Wohlleben und Pierre L. Ibisch führen ihre Leser in ihrem Buch durch den Wald, seiner Vergangenheit und Gegenwart und unseren Einfluss darauf. Sie werfen auch einen Blick in seine Zukunft und zeigen Wege auf, wie wir die zu seinen Gunsten verändern können.


    Eines der ersten Dinge, die ich beim Lesen gelernt habe: vieles, was wir Wald nennen, ist eigentlich ein Park. Das liegt nicht (nur) an den Wegen, die durch ihn führen, sondern auch daran, wie der "Wald" bewirtschaftet wird. Das zweite war, wie erschreckend wenig Waldfläche es nur noch gibt. Und selbst die wenige Fläche ist selten zusammenhängend.


    In den letzten Jahrhunderten haben sich die Menschen den Wald zunutze gemacht: er lieferte Holz, die Tiere, die darin lebten, brachten Nahrung und Kleidung. Solange es nur darum ging, die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, war unser Einfluss auf den Wald gering. Aber sobald es darum ging, Gewinn zu machen, änderte sich das Aussehen der Wälder und ein Großteil der Wälder wurde zu Nadelwäldern, weil das Holz von Nadelbäumen besser für die Holzindustrie ist. Mittlerweile ändert sich das Bild wieder, aber es wird noch viele Jahre dauern, bis die Wälder auch nur annähernd wieder so aussehen wie vor der Zeit, in der wir sie zu unseren Gunsten ausnutzten.


    Peter Wohlleben zeigt auch eindringlich, dass der Wald gut darin ist, uns zu täuschen. Wir sehen die Schäden, die durch unsere Schuld entstanden sind erst, wenn es zu spät ist. Der Wald kann im Boden noch lange Feuchtigkeit speichern, auch wenn die ersten Sommer trocken sind. Die Schäden von den schweren Maschinen, die zur Holzgewinnung eingesetzt werden, sehen wir erst im nächsten oder übernächsten Jahr.


    Interessant fand ich auch, wie sich Pflanzen und Tiere an uns angepasst haben. Das Wild weiß mittlerweile genau, wo gejagt wird und hält sich oft aus diesen Gebieten fern. Es merkt auch, wo aufgeforstet wird und genießt die frischen Triebe. Zäune helfen kaum, die Tiere sind mittlerweile sehr geschickt darin, die zu umgehen.


    Mir hat gut gefallen, dass die Autoren zwar die Fakten aufzählen, das aber nicht mit dem berühmten erhobenen Zeigefinger tun. Schuldzuweisungen sind fehl am Platz, denn der Schaden ist schon geschehen. Alles, was im Wald und mit dem Wald geschieht, hat einen Einfluss. Dieser Einfluss passiert nie nur auf einer Ebene, deshalb ist es auch so schwer, keinen Schaden zu verursachen oder den Schaden zumindest so klein wie möglich zu halten. Aber die Autoren zeigen auch viele Möglichkeiten, wie Wald und Mensch gemeinsam existieren können.


    Mir hat gut gefallen, dass es die Autoren geschafft haben, trotz aller Fakten ein sehr unterhaltsames Buch zu schreiben, das seine Leser auch erreicht. Dass es mich erreicht hat, habe ich bei meiner ersten Wanderung nach der Lektüre gemerkt, denn da ist mir einiges, was ich gelesen hatte, direkt aufgefallen.

    4ratten


    Liebe Grüße

    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.