Erich Fried - Gründe

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Das Büchlein trägt den Untertitel “Gedichte. Eine Auswahl aus dem Gesamtwerk” und enthält Gedichte aus einem Schaffenszeitraum von circa vierzig Jahren. Insgesamt erhält man einen guten Überblick über das Werk des Lyrikers. Ergänzt wird dieser durch eine kurze Vita am Ende des Buches, die vor allem für das politische Werk eine bessere Einordnung erlaubt. Das kurze Nachwort des Verlegers Klaus Wagenbach hingegen bietet einen sehr persönlichen (und amüsanten) Blick auf den Menschen Fried und seine Arbeitsweise.


    Frieds Gedichte sind sehr vielseitig, mal laut und zornig, mal leise und nachdenklich, mit Blick auf politische Zusammenhänge und öffentliche Diskurse oder sehr persönlich. Für sein politisches Engagement wurde Fried oft verurteilt, da er seine Gedichte nutzte, um unangenehme Themen anzusprechen.


    Gerade die Vielfalt seines Werkes gefällt mir gut, auch wenn manche Aussage nunmehr Zeitzeugnis ist. Trotz ernster Themen gelang es ihm immer wieder, der Hoffnungslosigkeit etwas entgegenzusetzen. Er konnte anklagend auftreten, weil er selbst versuchte, den Missständen entgegenzuwirken. Dabei empfinde ich sein Gefühl für Sprache und seinen Umgang mit Worten als unglaublich feinsinnig und vielschichtig. Das zeigt sich auch in den Sprachspielereien, die entstanden sind.


    Es ist kein Geheimnis, dass ich mit Lyrik eher wenig anfangen kann, doch Fried gehört zu den Ausnahmen. Besonders dieses Buch begleitet mich nun schon sehr lange Zeit, ich müsste es zu meinem sechzehnten Geburtstag bekommen haben. Manche Inhalte haben mich im Laufe der Zeit mehr oder weniger angesprochen, nach wie vor gefällt mir nicht alles, doch einige Gedichte behalten einen unverändert hohen Stellenwert für mich. Fried schafft es, dass ich einen Kloß im Hals oder einen Knoten im Bauch habe, weil ich betroffen oder wütend werde, während ich seine Texte lese. Und genauso schafft er es, Herausforderungen zu relativieren und mich zum Lächeln zu bringen.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges