Yasmine M'Barek - Radikale Kompromisse

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 352 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Doscho.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    In gesellschaftlichen und gerade auch in politischen Debatten merkt man, dass die Fronten verhärtet sind, da jeder stur auf seiner Meinung beharrt. Yasmine M’Barek zeigt durch einen realpolitischen Ansatz auf, dass es auch anders gehen könnte.


    Leider stellt sich beim Lesen von „Radikale Kompromisse“ heraus, dass dieser realpolitische Ansatz gar nicht Hauptthema des Buches ist. Zwar wird der Ansatz recht schnell erklärt – Idealisten haben Visionen, Stagnierende bzw. Konservative möchten, das alles so bleibt, wie es ist und die Realisten vermitteln zwischen beiden Positionen mit dem Ziel eines ergebnisorientierten Kompromisses für beide Lager. Allerdings wird erst im siebten der insgesamt neun Kapitel Realpolitik an den Beispielen von Bismarck, Brandt und Merkel wirklich näher erklärt.

    Der Hauptanteil des Buches ist viel eher von folgender These geprägt: Idealisten – und nur die! - machen die Realpolitik kaputt. Sei es durch überzogene und unrealistische Forderungen, durch Aktionismus, der niemanden weiterbringt oder durch das Nichtakzeptieren anderer Meinungen außer der Eigenen – es wirkt so, als können Idealisten nichts richtig machen. Zudem hat man den Eindruck, als würde Yasmine M’Barek zwar Idealisten nicht mit politisch Linken gleichsetzen wollen, sie tut es aber mehr oder minder bewusst doch.

    Die Ansätze, die Yasmine M’Barek aufwirft, mögen richtig sein – vieles, was sie anspricht, klingt auch wirklich gut, nimmt dann aber auch oft Wendungen, bei denen zumindest ich vehement widersprechen möchte. Ein Beispiel aus dem dritten Kapitel: Der Generationenkonflikt zwischen sogenannten „Boomern“ und „Millenials“ wird beklagt. Auch der Wunsch, die Alten miteinzubeziehen, ist nachvollziehbar. Aber dass die jungen Idealisten gegenüber den alten Konservativen in der Bringschuld sind, die Alten hingegen aber nicht gegenüber den Jungen, ist mir völlig unverständlich. Es ist bei einem Konflikt nie nur eine Seite Schuld und beide Parteien sollten in einem Konflikt aufeinander zugehen.


    So klingt „Radikale Kompromisse“ leider an vielen Punkten wie eine persönliche Abrechnung mit dem Idealismus anstatt einem Plädoyer für den Realismus. Dass dieser stellenweise doch noch behandelt wird, rettet das Buch gerade noch auf eine durchschnittliche Bewertung.


    3ratten

    Hier ist mein SuB und mein SgB :)

  • Aber dass die jungen Idealisten gegenüber den alten Konservativen in der Bringschuld sind, die Alten hingegen aber nicht gegenüber den Jungen, ist mir völlig unverständlich.

    Das ist ein Punkt, der mir in Diskussionen auch immer aufstößt. In meinen Augen eine sehr einseitige Sichtweise, genauso wie junge Menschen den Alten Respekt erweisen müssen, ohne dass sie ihn umgekehrt bekommen. Bei unserer Tochter haben wir schon mehrmals Situationen gehabt, in denen es genau um diese Dinge ging und wo auch kein Verständnis für die Jüngeren da war.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Dass Yasmine M'Barek dann auch noch der jungen Generation angehört (sie ist aktuell 25), aber so gar nicht für sie Verständnis hat - eher im Gegenteil! - kommt leider dann auch noch dazu.

    Hier ist mein SuB und mein SgB :)